Bauernhof als Klassenzimmer Bauernhof als Klassenzimmer: Besuch bei den Tieren in Schmilkendorf

Schmilkendorf - Wie heißt der Nachwuchs beim Schwein? Kälbchen, Schweinebaby oder Ferkel? Klar, letzteres ist richtig. Und wie war das beim Bienenzüchter gleich noch mal? Ist das ein Binker, Anker oder Imker? Babyleicht, werden viele sagen. Und doch kreuzen Kinder nicht immer die richtige Lösung an.
Diese Erfahrung hat beispielsweise Kathrin Ahlers aus Schmilkendorf gemacht. Kenntnisse über Natur und Landwirtschaft sind längst keine Selbstverständlichkeit mehr bei jungen Leuten. Dass Milch von der Kuh kommt und die nicht unbedingt lila aussieht, weiß längst nicht jeder.
Nicht zuletzt das ist der Grund, warum die Landfrau mit Herz und Seele am Montag Urlaub genommen hat beim Amt für Landwirtschaft, wo sie arbeitet, und sich einer Gruppe Fünftklässler widmete, die ihrem Pferdehof einen Besuch abstattete. Das Ganze hat einen Namen (Grünes Erleben - Bauernhof als Klassenzimmer) und ist ein offizielles Projekt des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt. Dass es das gibt, wissen allerdings noch nicht viele.
Gestern hat die Klasse von Kristin Bräse aus der Reinsdorfer Sekundarschule „Heinrich Heine“ die Gelegenheit genutzt, Hof und Tiere ein bisschen näher kennen zu lernen. Die Jungen und Mädchen sind am Wandertag buchstäblich gewandert - von Reinsdorf nach Schmilkendorf: „Wir wollen die Gegend erkunden und verbinden das mit einem schönen Ziel“, erklärt die Lehrerin. Sie spricht von einem runden Tag, den ihre Zöglinge erleben.
Begonnen hat der nach zurückgelegter Wandertour mit einem gesunden Frühstück: Aus Salat, Möhren, Paprika, Käse und Brot wird ein Gemüsesandwich gemacht, Erdbeermilch gibt es dazu, Joghurt obendrein. Kathrin Ahlers hat Getreidesträuße vorbereitet, um Sorten bestimmen zu lassen. „Ist Stoff in der Grundschule.“ Und mehrere Quiz-Varianten als Wissenstest. Aber natürlich geht es auch zu den Tieren.
Zu den Mutterkühen der Agrargesellschaft Mochau-Schmilkendorf etwa, mit der kooperiert Kathrin Ahlers beim Projekt „Bauernhof als Klassenzimmer“. Ihr Anliegen besteht nicht zuletzt darin, Kindern die Augen zu öffnen über moderne Landwirtschaft: „Bauern sind keine Tierquäler oder Insektentöter, die Natur ist ihre Lebensgrundlage, die sie nicht kaputt machen.“
Dass schwarze Schafe existieren, wie überall, räumt sie ein. Bei den Umwelt- und Tierschützern, die so viel Aufmerksamkeit bekommen, gebe es aber auch jede Menge Halbwissen. Dem will die Landfrau aus Schmilkendorf etwas entgegen setzen. Durch das reale Erlebnis Bauernhof.
Bei Familie Ahlers sind es Pferde, um die es geht. Der einstige Milchviehstall ist umgebaut und saniert worden und bietet jetzt Boxen für Pferde, etwa Oldenburger Sportpferde, die ihr Mann, der aus dem Oldenburger Land stammt, züchtet. Zudem für Ponys und etliche Pensionstiere, deren Besitzer zum Teil aus Berlin kommen und sich freuen über günstige Preise und ein schönes Ausreitgelände im Fläming.
Mit den Fünftklässlern aus Reinsdorf ist Kathrin Ahlers auf die Koppel gegangen, die, wie sie berichtet, seit dem Frühjahr wolfssicher ist - mit vier Drähten in unterschiedlicher Höhe, durch die Strom geleitet wird, der einen Wolf abschreckt: „Das tut weh, wenn man anfasst. Deshalb die Warnschilder.“ Am Montag war der Strom abgeschaltet. Der Wolf im Übrigen sei in der Schmilkendorfer Gegend schon mehrfach gesichtet worden.
Pflanzen durften die Schüler am Montag auch noch: und zwar Kartoffeln. Die stecken jetzt in mit Erde gefüllten Eimern, die in die Schule transportiert und dort von den Kindern gepflegt werden sollen. Für Herbst ist laut Kathrin Ahlers ein Kartoffelfest geplant. Die Landfrau möchte im Übrigen, dass die Ernte gezählt und gewogen wird: „Damit ich weiß, ob das funktioniert und die Mühe sich lohnt. Das ist für uns schließlich ein Heidenaufwand.“
Wer sich für das Projekt interessiert, kann sich per Mail an den Bauernverband wenden unter: [email protected]. (mz)
