Bauen in Wittenberg Bauen in Wittenberg: Drei Reihen zum Wohnen am Fluss

Wittenberg - Vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße, so hätt’s bekanntlich der Berliner gerne. In Wittenberg könnte schon bald ein bescheidenerer Wohntraum aber tatsächlich Wirklichkeit werden. Auf einem zuvor ruinösen Brachgelände in noch ziemlich zentraler Lage soll südlich der Dessauer Straße an der Elbe einer der „schönsten Wohnstandorte“ der Lutherstadt entstehen, wie der Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsunternehmen Wiwog und Wigewe, Rando Gießmann, am Freitag vor der Presse erklärte.
Grobe Züge
Seit Jahren arbeiten die Stadt Wittenberg und die beiden Gesellschaften an der baulichen Urbarmachung des Terrains, das nebenbei auch die „Erlebbarkeit“ des Flusses verbessern soll. Jetzt wurde, nach dem Abriss des großen Speichers vor Jahresfrist, der Öffentlichkeit ein erster Entwurf präsentiert.
Ein Entwurf, wie gesagt, doch in groben Zügen lässt sich schon erkennen, was Wiwog und Wigewe - diesmal handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt beider - dort vorhaben.
Vier Wassergrundstücke
Man muss sich die Bebauung, beginnend am Flussufer, demnach dreireihig vorstellen. Direkt an der Elbe sollen oberhalb der Kaimauer Eigenheime entstehen, vier Grundstücke zwischen je 650 und 750 Quadratmetern werden laut Gießmann zum Kauf angeboten. In der zweiten und der dritten Reihe wollen Wigewe und Wiwog selbst bauen.
Dort entstehen dem Entwurf zufolge mehrere Gebäude mit Eigentumswohnungen und Tiefgarage darunter, ganz im Norden sowie im Osten der früheren Industriewildnis sollen in zwei etwas höheren Blöcken Mietwohnungen gebaut werden, und zwar seniorengerechte. Für den Ost-Block der beiden wird es Gießmann zufolge in diesem Jahr übrigens noch zu einem weiteren Abriss kommen, nach dem Speicher 2018 fällt auch die alte „Reismühle“.
Das Jahr 2019 wird im Zeichen der Bauplanung stehen; er hoffe, im Juni mit dem Bebauungsplan in den Bauausschuss gehen zu können, sagte Gießmann der MZ, so dass der Stadtrat das Vorhaben in diesem Jahr beschließen kann, dann wäre der Baustart 2020. Details zur Beschaffenheit der entstehenden Gebäude hinsichtlich Form oder gar schon Materialien enthält der Entwurf wie üblich noch nicht.
Keinen Hehl machen Gießmann wie auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) allerdings daraus, dass es keinen architektonischen Wildwuchs geben soll. Eine gewisse Einheitlichkeit wie auch einen Bezug zum angrenzenden historischen Fischerdorf Kleinwittenberg, hieß es, wolle man erreichen, wobei auch ansteigende Sichtachsen eine Rolle spielen.
Wo genau der Radweg entlangführen wird, hieß es am Freitag, sei noch nicht abschließend geklärt. Im vorliegenden Entwurf wird er zwischen der ersten und der zweiten Reihe, also zwischen den Eigenheimen und den Eigentumswohnungen hindurchgeführt, denkbar sei aber auch, dass er unterhalb der Kaimauer direkt am Fluss verläuft - alles ist freilich besser, als direkt an der Dessauer Straße entlangfahren zu müssen.
Der Fund aus dem Tresor
Die Erinnerung an das Industriegebiet soll mit dem neuen Wohnviertel übrigens nicht verschwinden. Dafür sorgt schon ein Tresor, den man bei den Arbeiten im Untergrund - unter Wasser - gefunden hat. Materielle Reichtümer waren nicht darin - aber Dokumente von 1890 über die beabsichtigte Ansiedlung von Industrie.
Die Papiere, die laut Zugehör in einem aufwendigen Prozess von Experten in Dresden getrocknet werden mussten, würden als Teil der Städtischen Sammlungen demnächst detaillierter vorgestellt. (mz)