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Baden im Kreis Wittenberg Baden im Kreis Wittenberg: Tausendblatt trübt Freude ein bisschen

Von marcel duclaud 24.07.2015, 18:51
Nicht überall stört das Tausendblatt: Diese Kinder eines Ferienlagers der Leipziger Wohnungsbaugenossenschaft tummeln sich im Bergwitzsee. Bei heißen Temperaturen eine Wohltat für alle.
Nicht überall stört das Tausendblatt: Diese Kinder eines Ferienlagers der Leipziger Wohnungsbaugenossenschaft tummeln sich im Bergwitzsee. Bei heißen Temperaturen eine Wohltat für alle. Thomas Klitzsch Lizenz

wittenberg/bergwitz - Der Landkreis ist gesegnet mit Badegewässern, wer den Sommer hier verbringt, hat die Qual der Wahl. Kleine Seen, große Seen, Freibäder - für jeden Geschmack etwas (nur das Meer fehlt). Gerade in heißen Tagen ist es gut, in der Nähe eine Gelegenheit zum Schwimmen, Planschen, Abkühlen zu haben. Dass obendrein die Wasser-Qualität stimmt, wird regelmäßig überprüft von Mitarbeitern des Gesundheitsamtes. Gegenwärtig gibt es keinen Grund für Beanstandungen, heißt es aus der Kreisverwaltung.

Weithin beliebte Adresse

Zu den auch überregional beliebtesten Adressen zählt zweifellos der Bergwitzsee. Allerdings: Dort zu baden hat schon mal mehr Spaß gemacht. Zahlreiche Wasserpflanzen trüben aktuell die Freude, dort ins kühle Nass zu steigen. Das bestätigt die Chefin des Kemberger Ordnungsamtes, Silvana Kühn. Sie spricht vom Tausendblatt - einer Wasserpflanze, die zwar harmlos sei und keine Gesundheitsgefahr mit sich bringe, „für Badegäste aber sicher nicht angenehm ist“.

Verkrautung durch das Tausendblatt habe schon einmal im Jahr 2011 für Ärger gesorgt: „Seither hatten wir Ruhe.“ Bis jetzt. Die Stadt will sich nun mit dem Landkreis abstimmen, wie reagiert werden kann: „2011 hatten Mitarbeiter des Bauhofes die Pflanzen aus dem Wasser geholt.“ Andernorts werde versucht, mit Graskarpfen gegenzuhalten, die die jungen Triebe fressen. Ines Dörre vom Fachdienst Gesundheit berichtet, dass das Tausendblatt bisweilen regelrecht gemäht wird - im Touristenzentrum Prettin zum Beispiel.

Abgesehen von derlei Problemen hat Kemberg mit dem Bergwitzsee ehrgeizige Pläne. Der See, der Gäste von weither anzieht, sei eine Chance zur „touristischen Vermarktung“, weiß Silvana Kühn, die von einer Arbeitsgemeinschaft Tourismus berichtet, die bereits einige Ideen entwickelt hat: „Es sind sehr intensive und konstruktive Gespräche.“ Ein Pfund, das die Anziehungskraft des Bergwitzsees ausmache, sei die relativ unberührte Natur. Derzeit wird die Attraktivität nach ihren Worten durch zusätzliches Aufschütten von Sand gesteigert, geplant ist zudem das Errichten einer weiteren öffentlichen Toilette. Die alte fiel Vandalismus zum Opfer - was ebenso wie hinterlassener Müll, der regelmäßig weggeräumt werden muss, immer mal wieder Ärger bereitet.

Der Bergwitzsee wird wie viele andere Badegewässer im Landkreis regelmäßig kontrolliert - von Ines Dörre und ihren Kollegen vom Fachdienst Gesundheit. Sie spricht von ausgezeichneter bis guter Badequalität, was die letzten Proben bestätigt haben. Das gilt für die fünf Freibäder, deren Wasser besonders gründlich unter die Lupe genommen wird (mit bakteriologischer und chemischer Untersuchung) wie für die zahlreichen Seen. Einige gehören zu den so genannten EU-Gewässern, die werden bewertet und dann eingestuft: Bis auf die Lausiger Teiche (gut) erhielten alle ein Ausgezeichnet. Dass die Lausiger Teiche nicht die beste Einstufung vorweisen können, hängt wohl mit dem Wassergeflügel dort zusammen.

Sämtliche Badegewässer, die das Amt kontrolliert, kommen alle vier Wochen an die Reihe. Analysiert werden die bakterielle Belastung (Escherichia coli, Enterokokken) und der pH-Wert, nach der Sichttiefe wird geschaut - und wie es aussieht mit Algen. Denn dass sich insbesondere bei heißen Temperaturen Blaualgen bilden können, wissen die Experten. Die können die Gesundheit gefährden, wenn sie mit Toxinen einhergehen. Darauf reagieren Badende womöglich - mit Hautausschlag oder Übelkeit. Allerdings tauchen Blaualgen, die Toxine bilden, eher selten auf. Ines Dörre: „Ich habe erst einmal Blaualgen hier erlebt - und die hatten keine Toxine gebildet.“

Analyse im Labor

Sowohl Wasserproben als auch mögliche Wasserpflanzen werden zum Labor des Landesamtes für Verbraucherschutz geschickt und dort analysiert. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, wird meist noch eine zweite Probe gezogen - dann gilt es abzuwägen, ob eventuell ein Badeverbot ausgesprochen werden muss. Das aber kommt selten vor. „Auch die Hitze, bei der sich Keime und Pflanzen vermehren können, haben“, so die Erfahrung von Ines Dörre, „die Gewässer hier bislang gut weggesteckt.“ (mz)