Bad Schmiedeberg Bad Schmiedeberg: Pavillon am Kurhaus wurde saniert

Bad Schmiedeberg/MZ - Es ist ein Schmuckstück geworden, ein Kleinod für die Kleinkunst in Bad Schmiedeberg. Der über hundert Jahre alte Pavillon, einst als Veranda an das Kurhaus angebaut (das inzwischen ebenfalls historisch ist), macht etwas her, trotz seiner einfachen Bauweise aus Holz und Glas. Zwar dürften die einfachen Fenster jedem Energetiker ein Graus sein, aber dank Heizung und Dämmung auf dem Dach lässt es sich gut sitzen. Die dezent gehaltene Beleuchtung (zum Teil indirekt über den Balken) fügt sich derart gut in das Gebäude ein, dass man sie fast nicht wahrnimmt. Und bei genügend Sonnenschein, so viel steht fest, auch nicht braucht.
Kurdirektor Deddo Lehmann freut sich sichtlich, den Pavillon eröffnen zu können. „Veranda passte mir nicht so“, meinte er. Nun, als das Haus diesen Namen hatte, war es zum Garten hin auch noch offen, so dass die Kurgäste gut bedacht den Konzerten lauschen konnten. Die soll es auch heute wieder geben, allerdings drinnen. Mit Platz für etwa 40 Gäste bietet der Pavillon mehr Raum als der Salon im Kurmittelhaus, ist aber wesentlich kleiner als der Saal. „Lesungen, Kurtheater und Vorträge sollen hier künftig stattfinden“, kündigte Lehmann dem Eröffnungspublikum, Vertretern der beteiligten Bau- und Planungsfirmen sowie aus Politik und Gesellschaft, an.
Denn eine weitere Nutzung als Café wird es nicht geben, so wollen es die Fördermittelgeber. Und wer 80 Prozent von knapp 530.000 Euro Sanierungskosten dazu gibt, darf das bestimmen. „Wir haben vergeblich versucht, den Baufirmen die alten Preise schmackhaft zu machen“, scherzte Lehmann. 1908 hatte der Gesamtpreis für das Gebäude 8 151,63 Mark betragen. 8 400 Mark waren den Stadtverordneten von Bad Schmiedeberg noch zu hoch gewesen, berichtete Uwe Hesse, für das Marketing des Eisenmoorbades zuständig, der einen launigen Vortrag zur Geschichte des Hauses hielt. Deshalb habe der Architekt Arthur Hänsch (der schon das Kurhaus entworfen hatte) noch Abstriche beim Kuppeldach und dem geplanten Porphyr-Sockel an der Fassade machen müssen.
Wie der Pavillon zu DDR-Zeiten genutzt wurde und was hinter einer Verkleidung einer Außenwand entdeckt wurde, lesen Sie auf der nächsten Seite.
Immerhin entstand mit der Eröffnung im Mai 1908 ein „stimmiges eigenes Kurviertel“, so Hesse. Für den Kurhauspächter seinerzeit war es lebensnotwendig, war doch der Kurbetrieb saisonbegrenzt. Fast ununterbrochen bis 2014 wurde die Veranda als Café genutzt, vor allem zu DDR-Zeiten. Hesse: „Durch den Mangel an Gastronomieplätzen war es ein einträgliches Geschäft.“ Die permanente Nutzung sorgte allerdings auch dafür, dass das hölzerne Gebäude erhalten blieb. Welche Schäden dennoch entstanden sind, zeigte Ulrich Pabst, einer der vier an der Restaurierung beteiligten Planer. Marode Fußhölzer unter dem Fußboden und Schäden an den hölzernen Fensterrahmen, sichtbar nach Entfernen zahlreicher Farbschichten, waren nur einige der Überraschungen, die vorgefunden wurden.
Entdeckt wurde, hinter einer Verkleidung als Außenwand, sogar der historische Zugang zum Kurhaussaal. Und um den Blick auf die hölzerne Decke weiter zu ermöglichen, wurde die Dämmung des Dachs von oben aufgebracht.
Entstanden ist ein Haus, „so originalgetreu wie möglich“, schwärmte Deddo Lehmann. Er dankte allen Beteiligten, die es geschafft haben, aus einem alten Gebäude ein neues altes Gebäude zu machen. Seine Hoffnungen sind, dass es in hundert Jahren Menschen gibt, die, wenn es notwendig ist, die Architektur wieder instand setzen, und auch künftige Bauvorhaben im vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen durchgeführt werden. „Es wird nun im Geschick der Künstler liegen, es zu schaffen, dass die Besucher den Blick auf sie richten und nicht nach draußen schweifen lassen“, prophezeite Lehmann. Immerhin, die Aussicht auf den großen Teich und die Kurpromenade lädt durchaus dazu ein.

