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Ausstellung in Wittenberg Ausstellung in Wittenberg: Mumienschau in der Exerzierhalle polarisiert

Von Boris Canje 11.06.2019, 09:16
Die Kopie der Totenmaske von Tutanchamun.
Die Kopie der Totenmaske von Tutanchamun. Sascha Graf

Wittenberg - Die Ankündigung einer zweitägigen Ausstellung in der Wittenberger Exerzierhalle verhieß allerhand Spannendes. „Echte Ausgrabungen aus der Zeit des Tutanchamuns“ wurden für diese nach Worten des Veranstalters „spektakuläre Ausstellung“ versprochen. Doch die Meinung des Publikums war gespalten, reichte von sehr schön bis zum Vorwurf, der vollmundigen Ankündigung nicht gerecht geworden zu sein.

Von den Kritikern kam vor allem der Vorwurf, dass zu wenig Originale zu sehen waren. Viele echte Funde, die auf fünf Vitrinen aufgeteilt waren, stammen aus einem Hyksosgrab (1648 bis 1550 v. Chr.). Eine Erklärung, woher dieses Volk kam, suchte der Gast vergeblich.

Und so erfuhr er auch nicht, dass es ein syrisch-palästinensischer Stamm war, der neben eigenen Beerdigungsritualen auch ägyptische pflegte. Darüber hinaus waren in der Schau Schminkbehältnisse und Trinkfläschchen ebenso im Original zu sehen wie mehrere Darstellungen von Skarabäen (Pillendreherkäfer).

Originale sollten laut Veranstalter auch zwei Totenmasken aus Holz sein. Hier verwunderte jedoch ihre Befestigung mit einfachen Holzschrauben. Der Höhepunkt der Schau war eine echte Mumie. Mit solchen handelten früher Grabräuber. Über mehrere Zwischenstationen ist die gezeigte in den Besitz des Ausstellungsmachers gekommen, so seine Erklärung.

Grabbeigaben für Tutanchamun waren natürlich nur als Kopie zu sehen. Sie als künstlerisch hochwertig zu bezeichnen, war allerdings doch etwas sehr übertrieben. So waren große Unterschiede bei der Gesichtsmaske zwischen dem Original im Ägyptischen Museum in Kairo und der in Wittenberg gezeigten Kopie erkennbar.

Zur Schau gehörten auch Requisiten des Films „Die Mumie“. Hier sah man etwas, was in der übrigen Ausstellung vermisste wurde: Echtheitszertifikate mit Stempel und Unterschrift. Eine einzige Expertise hatte man zuvor bei den Ausgrabungsfunden zu sehen bekommen. Allerdings ging aus dieser weder hervor, wer sie angefertigt hat, noch war sie unterschrieben und gestempelt.

Wer also etwas über den Totenkult im alten Ägypten erfahren wollte, der war in der Exerzierhalle genau richtig. Wer spektakuläre Funde sehen wollte, der sollte wohl eher ein entsprechendes Museum besuchen. (mz)

Die Mumie soll nach Aussagen des Ausstellungsbetreibers Harald Sperlich aus Holland stammen und einst auf Jahrmärkten gezeigt worden sein.
Die Mumie soll nach Aussagen des Ausstellungsbetreibers Harald Sperlich aus Holland stammen und einst auf Jahrmärkten gezeigt worden sein.
S. Graf