Ausstellung im Alten Rathaus Ausstellung im Alten Rathaus: Kunst wird entdeckt

Wittenberg - Die Kunst des 20. Jahrhunderts hat auch Wittenberger Wurzeln: Das will die Ausstellung „Zehn Wittenberger Künstler“ deutlich machen, die am Dienstag um 18 Uhr im Alten Rathaus am Marktplatz eröffnet wird. Die Initiative dazu geht auf Mathias Tietke zurück, der mit Publikationen über unbekannte Seiten seiner Heimatstadt in Erscheinung getreten ist.
Er konnte auf Leihgaben aus überwiegend privaten Quellen zurückgreifen. 70 Werke der Malerei, Grafik und Plastik sind zusammengekommen. Sie fügen sich in die Strömungen der europäischen Kunstgeschichte, von der vorvergangenen Jahrhundertwende bis in jüngste Tage hinein.
Etliche Werke sind seit langem nicht oder überhaupt noch nie öffentlich ausgestellt gewesen, und auch einige der Künstler sind noch kaum erforscht worden. Einige blieben heimatverbunden, andere gingen in die Welt hinaus. Rein lokalgeschichtliche Bildthemen wechseln ab mit Porträts, Stadtansichten, Landschaften, religiösen und symbolistischen Sujets. Aus der Bildhauerei ist von Hans Arnoldt eine „Bogenschützin“ zu sehen.
Einige der Künstler sind zu einer gewissen Berühmtheit gelangt wie Else Herzer, deren Aquarell „Schwarzer Mann zwischen Laternen“ das Plakat ziert, und deren vielgestaltiges Werk das Kunsthaus Apolda im kommenden Jahr in einer Retrospektive wieder bekannt machen will. Sie war bis ins hohe Alter produktiv und wandlungsfähig. Von der Expressionistin und Symbolistin Thea Schleusner ist unter anderem ihr Eigenwilligkeit ausstrahlendes Jugendporträt zu sehen, aber der Tochter des Theologen Georg Schleusner, Gründer des Wittenberger Schleusner-Stifts, war als Künstlerin kaum Erfolg beschieden.
Der Autodidakt und Piesteritzer Landschaftsmaler Hermann Spiesicke blieb in der DDR-Zeit fast unbemerkt, anders als etwa Walter Mamat und die Brüder Karlheinz und Manfred Wenzel, die als Vertreter des Sozialistischen Realismus auch durchaus eigenwillige Züge tragen. Wittenberger Stadtmotive von historischem Wert stehen bei Hertha Georgi von Sternburg, Erich Viehweger und Heinrich Pieper im Vordergrund, letzterer vielen Wittenbergern noch als Zeichenlehrer bekannt. Die Ausstellung ist bis 30. September Dienstag bis Sonntag 13 bis 17 Uhr geöffnet.
(mz)