Ausbildung zum Notfallsanitäter Ausbildung zum Notfallsanitäter: Drei wollen echte Johanniter werden

Wittenberg - Yvonne Stein, Leiterin der Rettungswache der Johanniter in Wittenberg, hat auf dem weitläufigen Gelände der Hilfsorganisation an der Berliner Straße 9 drei junge Menschen um sich versammelt, die voller Erwartung ihrem ersten Ausbildungstag entgegen fiebern: Was werden jene drei Jahre bringen, die sie mit dem Alltag einer Rettungswache vertraut machen und am Ende der Ausbildung große Verantwortung auf sie als Notfallsanitäter übertragen?
Bloß keine Hektik
Bei Menschen in prekären gesundheitlichen Situationen als erste am Ort des Geschehens zu sein und die richtige Entscheidung zu treffen, das verlangt Fachkompetenz; Ruhe bewahren statt in Hektik zu verfallen gehört dazu. Jene Ruhe und Kompetenz strahlt mit seinem offenen, freundlichen Wesen Praxisanleiter Michael Hädicke (45) aus, seit 2000 im Dienst der Johanniter.
Für Juliane Missbach (19), Mathias Rettel (22) und Philipp Olaf Koepke (18) dürfte es ein Glücksfall sein, hier auf eine Person zu stoßen, die diese Eigenschaften vereint und für die kommenden drei Jahre ein zuverlässiger Ansprechpartner für sie sein wird.
Aus Axien, Sackwitz und Dessau hat es die drei künftigen Notfallsanitäter - zwei von ihnen sind Abiturienten - nach Wittenberg geführt. Praktikum im Krankenhaus, Mitglied bei den jungen Johannitern oder der freiwilligen Feuerwehr - all dies waren erste, wichtige Schritte für die Berufswahl. Hinzu soll Mundpropaganda gekommen sein, die manchmal so einiges bewirkt.
Frisch gebackene Absolventen wie Lennart Scheufler und Enrico Saack konnten als Jahrgangsbeste zeigen, was in ihnen steckt. „Ich musste erleben wie ein Brandverletzter mit 80 Prozent Verbrennungen vom Unfallort per Hubschrauber nach Halle geflogen wurde, er es aber dennoch nicht überlebte. Solche Ereignisse beschäftigen einen länger“, schilderte Lennart die stellenweise hohe psychische Belastung seines Jobs. Supervision und Seelsorge sind durchaus erforderlich, um das Erlebte verarbeiten zu können.
Wann wird die Rettungswache alarmiert? Schlaganfall, Herzinfarkt oder allergische Reaktionen und natürlich Verkehrsunfälle sind jene Vorkommnisse, die die Notfallsanitäter auf den Plan rufen. Da ertönt plötzlich der Pieper. Für den Notfallsanitäter im 24-Stunden-Dienst heißt dies rasches Handeln und die Entscheidung zu treffen, welche Einsatzkräfte notwendig sind und ob der Notfallarzt aus dem Paul-Gerhard-Stift erforderlich ist.
Inzwischen erläutert Michael Hädicke den drei Neuen den Defibrillator, der stets zur Ausrüstung eines Rettungsfahrzeugs zählt. Wenn dieser auf Basis von Strom zum Einsatz kommt, bedeutet dies eine bereits lebensbedrohliche Situation, verbunden mit Herzstillstand. „Auch dies müssen wir in unserem Berufsalltag erleben und praktizieren“, berichtet Hädicke und liefert als „Zugabe“ gleich einen EKG-Ausdruck dazu. „Das alles dient zur Diagnostik.“
Liebe trotz Stress
„Ich kann nicht verhehlen, auch Stress ist manchmal mit im Spiel, dennoch liebe ich meinen Beruf“, sagt Hädicke. Man darf diese Worte als ein Plädoyer für das Rettungswesen verstehen und das kommt bei Michael Hädicke glaubhaft rüber.
Inzwischen hat sich Mirco Matthies (31), ein „Seiteneinsteiger“, zur Gesprächsrunde dazugesellt. Er hat offenbar auf Umwegen seinen Traumjob gefunden. Matthies befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr und ist bereits voll im Geschehen integriert.
Für Statistikfreunde hier noch noch einige Zahlen, die Yvonne Stein am Ende der Einführungsveranstaltung nannte: Die Johanniter verfügen demnach derzeit über 60 Mitarbeiter. Rettungswachen befinden sich auch in Kemberg, Bad Schmiedeberg, Pannigkau, Coswig und Zahna. Und: „Wittenberg ist mit zwei Rettungswagen und einem Krankentransportfahrzeug ausgestattet.“
(mz)