Auktion beim Leuchtenbau: Auktion beim Leuchtenbau: Letztes Aufleuchten in Wittenberg

Wittenberg - Zuletzt war der Betrieb so klein geworden, dass nicht einmal mehr sein Ende auffiel in der Stadt: Zu DDR-Zeiten als VEB Leuchtenbau Wittenberg (ostblockweit!) eine große Nummer, wurde die Produktion von Spezialleuchten an der Bahnstraße erst Ende 2017 endgültig eingestellt, die letzten fünf Mitarbeiter gingen in Rente.

Es war das letzte Kapitel in einer Reihe gescheiterter Privatisierungen nach der Wende. Bis zuletzt hatte es, immerhin, noch einen Mini-Markt für diese so genannten Ex-Leuchten gegeben, explosionsgeschützte Lampen in Röhrenform, wie sie in der Industrie oder etwa auch auf Schiffen Einsatz finden.

In dieser Woche aber rückt der Leuchtenbau, Mitte der 90er quasi als Dreingabe mitübernommen vom benachbarten Pumpenhersteller Homa, noch einmal ins Scheinwerferlicht: Im Auftrag von Homa versteigert der Potsdamer Auktionator Frank Ehlert den Maschinenpark der Leuchtenbauer. Zum Aufruf kommen unter anderem Drehbänke und Fräsmaschinen, Hydraulikpressen und Metallsägen, aber auch Messgeräte und Brennöfen.

Fragt man Ehlert, ob es sich dabei um historische Maschinen handelt, beleidigt man ihn damit nicht. Aber ja, sagt der gebürtige Lübecker, der wie sein Unternehmen „Auktionspunkt“ in Potsdam ansässig ist. Für eine moderne, computergesteuerte Produktion sei das natürlich nichts: „Alles altes Zeug.“ Doch eine robuste Drehbank bleibt natürlich eine robuste Drehbank und so setzt Ehlert beispielsweise auch auf Interessenten aus Osteuropa und, warum nicht?, auf Privatleute.

Jedenfalls gebe es online bereits „Zugriffe aus aller Herren Länder“ auf den Katalog der Versteigerung, die an diesem Donnerstag, 21. März, ab 11 Uhr in Wittenberg über die Bühne geht - parallel übrigens auch online (www.Auktionspunkt.de). Vorbesichtigungen sind am Mittwoch zwischen 14 und 17 Uhr sowie vor der Auktion ab 9 Uhr möglich.

Der Zugang zum Auktionsgelände erfolgt ausweislich eines Werbeschilds über die Straße Am Hauptbahnhof, direkt neben der Homa-Niederlassung. Zwar seien Aufrufpreise festgelegt, versteigert werde aber „ohne Limit“ (nach unten), lockt Ehlert.

„Die Maschinen sind nicht schlecht“ und definitiv zu schade für den Schrott, sagt auch eine Homa-Mitarbeiterin, die zuvor ebenfalls mit dem Leuchtenbau zu tun hatte und jetzt in die Vorbereitung der Auktion eingebunden war. Nicht ganz so euphorisch wie der Auktionator - der von einem „Goldschatz“ spricht - äußert man sich bei Homa zu einem Posten, der zwar nicht als Nummer im Katalog auftaucht, aber möglichst ebenfalls verkauft werden soll: ein ganzer Schwung von vorgefertigten Industrieleuchten beziehungsweise Teilen hiervon.

Die Hoffnung speist sich aus der Tatsache, dass solche Leuchten, wie man sie weiland in Wittenberg baute für den gewerblichen Einsatz, heute als schickes Accessoire zu teils bis zu vierstelligen Summen gehandelt werden, da muss man im Netz bloß mal den Namen Paul Mrosek eingeben.

Das war der Ingenieur, der ab den 1920er Jahren die später nach ihm benannten Leuchten entwickelte - und dessen Namen auch das Wittenberger Unternehmen trug („Paul Mrosek KG“), bevor es zum VEB wurde.

„Einige Leute reflektieren darauf“, sagt Auktionator Ehlert über die Loft-Leuchten in spe und findet, dass jede Auktion „etwas Geheimnisvolles“ haben sollte. Nicht immer geht die Rechnung freilich auf: Als er einmal ein halbes Dutzend (über-)lebensgroßer Stalin-Statuen unter die Leute bringen wollte, berichtet er nur im Rückblick schmunzelnd, war die Nachfrage - null.

Wer und wie viele sich nun aufmachen zum alten VEB Leuchtenbau und was sie dort suchen und finden, bleibt abzuwarten. Im Übrigen, kündigte Frank Ehlert am Montag im MZ-Gespräch bereits an, ist nach der Auktion auch vor der Auktion: Unabhängig vom Ausgang am Donnerstag werde es noch eine zweite Versteigerung geben, dann allerdings ausschließlich online.

(mz)