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Ärzte in Gräfenhainichen Ärzte in Gräfenhainichen: In der Theorie fehlt kein Kinder-Doktor

24.05.2013, 17:22
Ärztehaus mit Zukunft?
Ärztehaus mit Zukunft? Klitzsch Lizenz

Gräfenhainichen/MZ - Für Jens Hennicke stellt sich die Sache einfach dar: Gräfenhainichen ist eine Insel der Glückseligkeit. Das sagt der Chef der Landesvertretung Sachsen-Anhalt der Techniker Krankenkasse in Bezug auf die Versorgung der Kommune mit Ärzten. Zahlen hat er als Beleg für seine Feststellung zur Hand. In der Einheitsgemeinde gibt es bei gut 13 000 Einwohnern 17 niedergelassene Ärzte: fünf Allgemeinmediziner, drei Internisten, drei Augenärzte, zwei Gynäkologen sowie einen Chirurgen, Orthopäden, HNO- und Hautarzt.

Hennicke allerdings weiß, dass die Säge vor Ort klemmt. Und das nicht nur in Gräfenhainichen, wo er beim CDU-Regionalverband Heimspiel hat. Der Mann aus Calbe ist auch Vorsitzender des Fachausschusses Arbeit, Soziales und Gesundheit der Landes-CDU und liefert mit Schlagworten wie „Veralterung der Bevölkerung“, Wegzug und begrenzten Möglichkeiten für Klinikärzte in der ambulanten Versorgung Steilvorlagen für die Gräfenhainichener Christdemokraten.

Denn die monieren, dass es in der Heidestadt keinen Kinderarzt gibt. Außerdem wäre eine Handvoll der Ärzte fast im Rentenalter. „Die arbeiten auf Sicht“, ist Stadtrat Sepp Müller überzeugt. Allerdings muss auch er erkennen, dass es kaum mehr Ärzte geben wird in Gräfenhainichen.

Die Zahl der Stellen ist von der kassenärztlichen Vereinigung festgelegt. Und dabei schneidet die Heide außerordentlich gut ab. Das Problem liegt allerdings in groß geschnittenen Bereichen. Gräfenhainichen ist Wittenberg zugeordnet. Die Bevölkerung zusammengenommen und auf Ärzte umgerechnet, gibt es in der Heidestadt sogar ausreichend viele Kinderärzte. Die Frage sei nur, ob der Patient weit zum Arzt fahren solle oder ob etwa der Arzt zum Patienten kommen dürfe. Stundenweise Sprechstunden in den einzelnen Ortschaften sind im Gespräch. Aber auch die Option, dass zum Beispiel der Patient zum Blutdruckmessen nicht unbedingt einen Arzt brauche. Das Modell Gemeindeschwester wird genannt.

Fest steht, dass es unabhängig von Stellenzuschnitten immer schwieriger wird, Ärzte fürs flache Land zu begeistern. „Da müssen wir was tun, bevor Länder wie Bayern oder Baden-Württemberg die Probleme auch haben.“ Für Hennicke ist durchaus Konkurrenz angesagt zwischen Ländern und Kommunen. Die Tätigkeit als Arzt muss lukrativ sein. Übrigens nicht nur finanziell. Junge Mediziner mit Kindern sollten die Chance haben, sich Praxen zu teilen. „Wir brauchen auch Kindereinrichtungen, Schulen.“

Gräfenhainichen könnte im Wettbewerb durchaus punkten. Das Ärztehaus in der Karl-Liebknecht-Straße wurde erst kürzlich an die kommunale Wohnungsgesellschaft verkauft. Die soll das Gebäude auf Vordermann bringen und vermarkten. „Anreize müssen sein“, sagt Landtagsabgeordneter Siegfried Borgwardt (CDU) und spannt den Bogen weit von attraktiven Mietbedingungen bis hin zur Unterstützung bei der Praxiseinrichtung. „Man muss einfach schauen.“

Zum Vorteil könnte der Heidestadt gereichen, dass die Zuschnitte für die Berechnung von Arztstellen ab Juli kleiner ausfallen sollen. Ohne Wittenberg in der Hinterhand stünde Gräfenhainichen auch in der Theorie ohne Kinderarzt da. Ein solcher könnte sich dann um die Niederlassung bemühen. Vorausgesetzt, er möchte das auch.