Arbeiterwohlfahrt in Wittenberg Arbeiterwohlfahrt in Wittenberg: Corinna Reinecke neue Chefin des Kreisverbands

Wittenberg - „Eigentlich habe ich gar keine Zeit“, sagt Brigitte Gänsicke und lacht. Es war denn auch gar nicht so einfach, einen Termin zu finden, zu dem der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Wittenberg seine langjährige Geschäftsführerin würdig in den sogenannten Ruhestand verabschieden konnte oder vielmehr „musste“, wie der Vorsitzende Erhardt Hellwig-Kühn es formulierte. Am Montagmittag war es soweit.
Die Arbeiterwohlfahrt Wittenberg, gegründet am 12. September 1990, ist ein sozialpolitisch engagierter Verband mit rund 250 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Diese werden bei ihrer Arbeit in den rund 40 Einrichtungen und Diensten des Verbandes von Ehrenamtlichen unterstützt. Die Einrichtungen und Dienste verteilen sich im gesamten Landkreis Wittenberg, in der Stadt Dessau-Roßlau und im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Die Awo arbeitet als Partner der Kreise und der Kommunen bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben in nahezu allen Bereichen des sozialen Lebens von Kinderbetreuung und –förderung, Schulsozialarbeit, Kinder- und Jugendhilfe, offene Jugendarbeit, Schwangerenberatung bis hin zu Pflege und Betreuung sowie Beratung und Hilfe für Menschen mit Migrationshintergrund. Der Wittenberger Verband zählt knapp 1 000 Mitglieder. Diese sind in zehn Ortsvereinen organisiert. Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich.
Fast 25 Jahre hatte die „starke Frau“ mit dem „stets offenen Ohr für ihre Mitarbeiter“, im Kreisverband der Awo gearbeitet, anfangs als ABM-Koordinatorin, dann als Geschäftsführerin. Zu Ende des Jahres hatte Gänsicke den Staffelstab an ihre Nachfolgerin Corinna Reinecke abgegeben. Als Vorstandsmitglied ist der bisherigen SPD-Landtagsabgeordneten der Verband vertraut, ihre Vorgängerin hatte sie zudem bis zum Ende des Jahres in die Arbeit eingeführt. „Dafür bin ich sehr dankbar“, bekundete Reinecke beim Empfang am Montag. Im Mittelpunkt des Geschehens stand bei diesem Zusammentreffen indes die bisherige Geschäftsführerin und ihr ein Vierteljahrhundert währendes Engagement in einem Kreisverband, der zwar nicht zu den größten, wohl aber zu den mitgliederstärksten Verbänden der Awo in Sachsen-Anhalt zählt.
Gänsicke hatte, als erste und bislang einzige Geschäftsführerin der 1990 gegründeten Kreisstelle, maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung und Verankerung des Sozialverbandes in der Region. Sie habe, lobte Bürgermeister Jochen Kirchner in seinem Grußwort „Zeichen der Mitmenschlichkeit in unserer Stadt gesetzt“ und „eine generationsübergreifende integrative Arbeit in einer Umbruchzeit geleistet“. Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) dankte der Ruheständlerin Gänsicke für ihre langjährige kritische und konstruktive Arbeit, Mitarbeiter gaben Ständchen und Selbstgereimtes zum Besten und auch nach Abschluss des offiziellen Teiles reihten sich noch Gratulanten mit Präsenten in der Hand in eine lange Schlange ein, um persönliche Dankesworte an Brigitte Gänsicke zu richten.
„Sport, Sport, Sport“, stehe auf ihrer aktuellen Agenda, gab sie gut gelaunt zu Protokoll. Gesundheit sei wichtig und schließlich wolle sie fit bleiben - nicht zuletzt für die beiden Enkeltöchter. Mit denen will Brigitte Gänsicke künftig mehr Zeit verbringen. Da die Familie aber in der Nähe von Stuttgart wohnt, wird die Geschäftsführerin a. D. demnächst Umzugskisten packen und nach Baden-Württemberg ziehen. Der Umzug, so Kirchner, werde zu einem ausgiebigen „Ost-West-Informationstransfer“ beitragen. Denn auch wenn Brigitte Gänsicke der Lutherstadt den Rücken zukehrt, wird sie doch ehrenamtliches Mitglied des Awo-Kreisverbandes bleiben und zu der einen oder anderen Stippvisite nach Wittenberg aufbrechen. Nicht zuletzt, um sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen. Brigitte Gänsicke plant, eine Dokumentation der Kreisverbandsarbeit der vergangenen 25 Jahre zu erstellen. Dazu sei in der aktiven Arbeitsphase nie die Zeit geblieben, sagt sie bedauernd. Kein Wunder, gilt es doch, rund 10 000 Fotos, ungezählte Dokumente und Filme zu sichten und die Arbeit eines Vierteljahrhunderts aufzuarbeiten, - „für jene Mitarbeiter die später zur Awo gestoßen sind“, sagt Gänsicke. Es dürften sich noch ein paar Menschen mehr dafür interessieren. Denn was der Kreisverband im sozialpolitischen Bereich geschafft hat, kann sich sehen lassen. Dass „in der Anfangsphase manches einfacher war als heute“, wie Gänsicke formuliert, schmälert die Leistungen keineswegs und auch nicht „dass wir das nicht alles alleine geschafft haben, sondern mit vielen Wegbegleitern“. Die zollten Gänsicke, Respekt, spendeten Applaus, bestätigten musikalisch mit Hannes Wader, „dass nichts bleibt wie es war“ -und überließen ihr noch einmal das letzte Wort. „Wie immer“, kommentierte Brigitte Gänsicke selbstbewusst und sagte auch ein wenig gerührt „Danke“. (mz)