Corona-Pandemie Ampel im Landkreis Wittenberg steht auf Orange
Nachdem die Inzidenz von 150 in der letzten Woche an mehreren Tagen überschritten wurde, wird der Einzelhandel ab Montag wieder eingeschränkt.

Wittenberg/MZ
- Wegen der anhaltend hohen Inzidenzzahlen werden die Einschränkungen für den Einzelhandel im Landkreis Wittenberg am heutigen Montag wieder verschärft. „Die Ampel steht nun auf Orange“, sagte Vizelandrat Jörg Hartmann am Freitag bei einer Pressekonferenz. Genau genommen trat die Maßnahme bereits am Samstag in Kraft, hatte wegen des Feiertages aber keine konkreten Auswirkungen.
Mit der Ampel spielt der CDU-Politiker auf die vom Bund beschlossene Corona-Notbremse an. Drei Tage in Folge lag die Inzidenz pro 100.000 Einwohner über einem Wert von 150. Somit können Geschäfte, die nicht für den täglichen Bedarf unabdingbar sind, nun auch kein System wie Click and Meet mehr anbieten, bei dem nach Voranmeldung und Test im Laden eingekauft werden kann. Erlaubt bleibt jedoch Bestellen und Abholen - also Click and Collect.
Ausnahmen von der Regel
Ausgenommen von den Verschärfungen sind weiterhin Lebensmittel- und Getränkemärkte, Reformhäuser, Apotheken, Drogerien, Optiker, Zeitungsverkaufsstellen, Buchhandlungen, Blumenläden, Tier- und Futtermittelgeschäfte, sowie Gartenmärkte, der Großhandel, Babyfachmärkte und Tankstellen.
Besorgt zeigte sich Hartmann über ein mögliches weiteres Ansteigen der Inzidenz-Werte. Sollte an drei aufeinanderfolgenden Tagen ein Wert von 165 oder mehr vom RKI errechnet werden, hätte dies die Schließung der Schulen, sowie Notbetreuung in Kitas zur Folge. Eltern sollten demzufolge genau verfolgen, wie sich die Inzidenzwerte im Landkreis entwickelten, um vorbereitet zu sein.
Zum Infektionsgeschehen selbst berichtete die Ärztin Isabel Geißler vom Gesundheitsamt des Kreises, dass sich weiterhin keine klaren Hotspots erkennen ließen. „Es gibt keine großen Ausbrüche mehr. Das Infektionsgeschehen ist diffus“, sagte sie am Freitag. Zu beobachten sei aber, dass die ältere Bevölkerungsgruppe aufgrund der zunehmenden Immunisierung nur noch etwa zehn Prozent der neuen Fälle ausmachten. Häufiger seien inzwischen Kinder und Menschen im Erwerbsalter betroffen.
Im April hätte die Sieben-Tage-Inzidenz durchschnittlich bei 155 gelegen, zuletzt war die Tendenz leicht gestiegen. Inzwischen sind bereits knapp fünf Prozent der Bevölkerung des Landkreises Wittenberg positiv auf das Virus getestet worden. 4,2 Prozent der Menschen, die sich infiziert hatten, waren im Zusammenhang mit Corona verstorben. Das ist ein deutlich höherer Wert als im Bundesvergleich, wo nach Angaben des Wittenberger Gesundheitsamtes eine Sterberate von 2,5 Prozent errechnet wurde.
Wie die MZ bereits in der vergangenen Woche berichtete, ist das Krankenhaus weiterhin gefordert. Nach den Angaben der Kreisverwaltung, gab es am Freitag lediglich noch ein einziges freies Intensivbett. Sieben der insgesamt 31 Betten seien mit Corona-Patienten belegt, davon würden alle bis auf einen invasiv beatmet, sagte Isabel Geißler. Somit habe der Anteil der beatmeten Patienten in der letzten Woche deutlich zugenommen.
Erwartungen, dass die Impfungen im Kreis im Mai deutlich ausgeweitet würden, dämpfte Vizelandrat Jörg Hartmann am Freitag. „Die uns angekündigten Impfdosis-Lieferungen liegen auf dem Niveau vom April“, sagte er. Auch wenn die Impfungen insbesondere in der letzten Aprilwoche, als über 6.000 Dosen verabreicht wurden, deutlich angezogen hätten, seien vorerst nur etwa 3.500 Dosen pro Woche für den Mai angekündigt. Deutlich mehr Impfstoff sei erst ab Juni avisiert. Dass das Impfgeschehen zuletzt deutlich an Fahrt aufgenommen habe, sei auch den Kollegen in den Hausarztpraxen zu verdanken, ergänze Medizinerin Geißler.
Frischluft am Impfzentrum
Vermutlich in drei Wochen sollen am Impfzentrum Mittelfeld Termine an die über 60-Jährigen vergeben werden. Zuletzt waren laut Kreis über 830 Wahlhelfer und über 150 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren geimpft worden. Das Belüftungsproblem - die MZ hatte über Beschwerden wegen der stickigen Luft im Impfzentrum berichtet - gehe der Landkreis übrigens nun an, berichtete Hartmann. Ein Belüftungssystem soll in den kommenden Wochen installiert werden.
Bereits am Freitag war die Inzidenz wieder deutlich gesunken. Sollte dieser Wert an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unter 150 bleiben, springt die Ampel zurück auf Gelb. Im frühsten Fall wäre dies am Donnerstag möglich.