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Als Tuberkulose-Kurheim vor 50 Jahren eingeweiht

Von KARINA BLÜTHGEN 29.01.2009, 19:10

APOLLENSDORF/MZ. - Diese wurde vom KfH umgebaut und 1991 eröffnet. Im Schnitt, so Dr. Karlheinz Queck, einer der ärztlichen Leiter, werden dort derzeit etwa hundert Patienten betreut. Es gebe einen Kooperationsvertrag mit dem Paul Gerhardt Stift.

Die Anfänge des Hauses als ärztliche Einrichtung reichen jedoch bis in die fünfziger Jahre zurück. Renate Grieger, die dort im Labor arbeitete, hat die MZ auf das Jubiläum aufmerksam gemacht. Sie habe am 1. Februar 1959 mit der Gründung angefangen, erzählt sie. "Das Haus, in dem heute die Dialyse ist, das war die erste stationäre Einrichtung", erinnert sie sich. Zuvor waren die Patienten in der Puschkinstraße untergebracht (Hufeland-Klinik). Apollensdorf Nord wurde als chirurgische Tuberkulose-Einrichtung eröffnet, dazu habe es eine bakteriologische fachgebundene Abteilung gegeben.

Einer, der die Einrichtung von Beginn an kennt, ist Dr. Luitfried Bergmann, von 1957 bis 1974 Ärztlicher Direktor. Das Ganze habe viel Zeit und Nerven gekostet, erinnert sich der heute 92-Jährige. Ursprünglich gehörten das Gelände und die darauf befindlichen Gebäude zur Wasag, der Westfälisch-Anhaltischen Sprengstoff-Aktien-Gesellschaft. Nach Kriegsende war das Werk von den Sowjets demontiert worden. Bergmann, der im Waldkrankenhaus Halle-Döhlau, einer Lungenklinik, arbeitete, erhielt den Auftrag, sich mit einem Architekten um den Umbau der Gebäude zu kümmern. "Das fing 1953 schon an", sagt er. "Das Gelände war völlig wüst." Das zukünftige Personal, später auch eine Gartenbaufirma, hatte die Erdwälle abtragen müssen, die im Sprengstoffwerk die einzelnen Abteilungen voneinander abgeschirmt hatten.

1955 kamen bereits die ersten 70 Patienten aus der Puschkinstraße. "Da war das Haupthaus noch nicht fertig", sagt Bergmann. Probleme gab es vor allem mit dem Heizen, erst als vom Stickstoffwerk ein Rohr für die Dampfzuführung gelegt worden war, besserte es sich. Doch auch an der Trafo-Anlage klemmte es, Bergmann fuhr ins Werk nach Niedersedlitz, nur um dort zu erfahren, dass noch gar kein Auftrag vorlag. "Wir wären sonst zwei Jahre früher fertig geworden", meint er. So erfolgte die Eröffnung am 14. Februar 1959.

Das wurde auch in der "Freiheit" groß angekündigt. Mit mehreren Fotos wurde die Erweiterung des "Tbc-Kurheims Robert Koch" dokumentiert, der Erweiterungsbau sei in Betrieb genommen worden, schrieb die Tageszeitung. Nachdem zuvor 75 Erkrankte Platz hatten, konnten nun 202 Patienten betreut werden. Dafür, erinnert sich Bergmann, war das Hauptgebäude aufgestockt worden. Ein Nordflügel wurde angebaut für zwei Operationssäle sowie die Abteilungen Röntgen und Labor. Ein neuer flacher Trakt verband schließlich das ehemalige Verwaltungsgebäude der Wasag mit dem früheren Kasino. "Wir hatten damit fünf Stationen. Für die Unterbringung des Personals wurde ein Doppelhaus mit zwölf beziehungsweise sechs Wohneinheiten gebaut."

Die Klinik hatte eine eigene Küche und sogar eine Gärtnerei mit zwei Treibhäusern für die Verpflegung der Patienten mit frischem Gemüse. "Der ehemalige Gärtner der Wasag, Manske, war dann unser Gärtner", schmunzelt Bergmann. In den 60er Jahren wurde die Tuberkuloseheilstätte zur Lungenklinik, in der Lungentumore, Staublungen und Schimmelpilzerkrankungen behandelt wurden. "Aus dem Bezirk Halle kam rund ein Drittel der Patienten mit Geschwulsterkrankungen zu uns", so Luitfried Bergmann.

1974 erfolgte die Umwandlung zum Fachkrankenhaus mit Pulmologie, Chirurgie und Urologie. Dr. Luitfried Bergmann wurde Chefarzt der Pulmologischen Abteilung. Ab 1988 entstand das Dialysezentrum. Mit der Einstellung des Betriebes im Krankenhaus Apollensdorf Nord 2005 wurden die Patienten ins Paul Gerhardt Stift verlegt, die Mitarbeiter vom evangelischen Krankenhaus übernommen.