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Agrargenossenschaft Selbitz Agrargenossenschaft Selbitz: Computer-Check an der Milch-Theke

Von Sabine Wesner 05.05.2015, 19:09
Die Kälbchen sind derzeit in den Iglus untergebracht. Bald bekommen sie einen neuen Stall.
Die Kälbchen sind derzeit in den Iglus untergebracht. Bald bekommen sie einen neuen Stall. thomas klitzsch Lizenz

Selbitz - „Wir bauen einen neuen Kälberstall“, sagt Hubert Rettel und zeigt stolz auf das abgesteckte Areal, auf dem der Neubau der Agrargenossenschaft Selbitz entstehen soll.

„Anfang April war Baustart, und wir hoffen, dass der Stall im Juli fertig ist“, sagt der Leiter des Bereichs Nutztierhaltung. Etwa 300.000 Euro will der Landwirtschaftsbetrieb in den 500 Quadratmeter großen Neubau investierten in dem bis zu 160 Kälber Platz haben werden. „Aufgeteilt ist das Gebäude in acht Ställe für jeweils bis zu 20 Kälber und einen kleinen Wirtschaftsraum“, sagt Rettel und freut sich auf bessere Bedingungen für die Tiere, die von 20 Mitarbeitern rund um die Uhr betreut werden.

Optimale Betreuung dank Kälbertränkeautomaten

Die Kälber, die nach der Geburt erst einmal in Einzel-Iglus kommen, ziehen am zehnten Tag in den Kälberstall um, wo sie gut zwei Monate nicht nur von den Menschen betreut, sondern auch von Kälbertränkeautomaten optimal mit Milch und Futter versorgt werden (siehe auch „Erkennung am Halsband“).

Die Fütterung der Kälber erfolgt über einen sogenannten Kälbertränkeautomaten. Dieser dosiert rund um die Uhr die Fütterung von bis zu 20 jungen Kälbern, die er an einem Chip im Halsband erkennt.

Die Jungtiere bekommen als Einzeldosis maximal zwei Liter Spezialmilch und müssen dann mindestens zwei Stunden warten, bis der Computer wieder etwas „rausrückt“. Damit soll, ähnlich wie bei Säuglingen und Kleinkindern, vermieden werden, dass der noch sehr empfindliche Magen überlastet wird und die jungen Lebewesen Durchfall bekommen, erklärt Hubert Rettel, Leiter des Bereichs Nutztierhaltung in der Agrargenossenschaft Selbitz.

Mit den Computern, über die auch notwendige Medikamente verabreicht werden können, haben die Selbitzer seit Jahren gute Erfahrungen gemacht. (sw)

Die Automaten werden bereits erfolgreich im alten Kälberstall genutzt, der laut Rettel kein optimales Klima für die Kälber hat. „Da gibt es aktuell nur Lüfter und ein Umbau des Stalls, der mit sechs Ställen für je maximal 15 Kälber auch wesentlich weniger Platz bietet, wäre ebenfalls recht teuer geworden“, erzählt der Fachmann, dass die Vorder- und Rückseiten des neuen Stalls mit Jalousie-Türen geöffnet werden können.

„Mit dem Neubau haben wir nicht nur mehr Platz und bessere Bedingungen, sondern können letztendlich langfristig auch unsere Milchproduktion erhöhen“, sagt Rettel. Mit der Aufhebung der 1984 von der Europäischen Gemeinschaft eingeführten Milchquote zum 1. April 2015 können und wollen die Selbitzer, die sich derzeit um insgesamt 1 850 Rinder, davon 998 Milchkühe, 204 Jungtiere, 510 Färsen und 80 Kälber kümmern, ihre Milchproduktion erhöhen.

Erhöhung auf 10 Millionen Kilogramm Milch im Jahr

„Mit der Erhöhung des Milchtierbestandes auf 1.100 Kühe wollen wir langfristig unsere aktuelle Milchleistung von knapp neun Millionen Kilogramm Milch auf zehn Millionen im Jahr erhöhen“, informiert der Bereichsleiter, dass in den milchproduzierenden Betrieben der Liter Milch in 1,02 Kilogramm abgerechnet wird. „Unsere Milchkühe geben durchschnittlich 9.636 Kilo Milch im Jahr, so dass wir mit gut 100 Tieren mehr das Ziel von zehn Millionen schaffen können“, rechnet Rettel vor und verweist darauf, dass dann eben auch mehr Kälber gebraucht werden. „Den Platz dafür haben wir, auch für das dafür nötige zusätzliche Futter. Und mit dem neuen Kälberstall ist ein wichtiger Grundstein gelegt“, sind Rettel und sein Team optimistisch, was die Kälberaufzucht in Selbitz angeht. (mz)

Die Baustelle für den Kälberstall ist eingerichtet.
Die Baustelle für den Kälberstall ist eingerichtet.
thomas klitzsch Lizenz