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Adventskalender Adventskalender: Gundel Lehmann ist Immer mittendrin

Von Karina Blüthgen 14.12.2016, 04:30
Im Dezember öffnen sich die Türchen vom Adventskalender der Mitteldeutschen Zeitung Wittenberg und Jessen.
Im Dezember öffnen sich die Türchen vom Adventskalender der Mitteldeutschen Zeitung Wittenberg und Jessen. Symbol/cco

Nudersdorf - Das Organisieren liegt Gundel Lehmann offenbar im Blut. „Im Grunde geht alles bei mir über den Tisch, ob Weihnachtsfeier, Begegnungsstätte oder Dorffest“, sagt die Nudersdorferin. Und sie findet das ganz in Ordnung. Was sich in den letzten 17 Jahren auch dank ihres unermüdlichen und vielfältigen Engagements entwickelt hat in der Gemeinde, die 2005 Ortsteil von Wittenberg wurde, kann sich schließlich über Nudersdorf hinaus sehen lassen.

Auf den Tisch kommt Heiligabend Kartoffelsalat mit Hering und Wiener Würstchen. An den Feiertagen setzt Gundel Lehmann auf Gänsebraten. „Früher hat den meine Schwiegermutter gemacht.“

Weihnachten bedeutet für mich zurück zum Ursprung von Jesus. Wichtig ist die Familie, das Zusammenkommen. Es gibt Geschenke, aber die sind nicht so groß. Und am ersten Feiertag sind wir vormittags in der Kirche.

Nicht verzichten möchte ich auf besinnliche Stunden mit Weihnachtsmusik bei Kerzenschein. Hausmusik machen wir allerdings nicht. Alles ist sehr gediegen. Und die Kinder kommen, allerdings über die Weihnachtsfeiertage verteilt.

Die größte Weihnachtskatastrophe gibt’s für mich nicht. Probleme sind dazu da, um beseitigt zu werden. Katastrophen haben meist nur die, die sich selber Stress machen. (mz/kbl)

Seit fast 34 Jahren wohnt die gebürtige Wittenbergerin in Nudersdorf. „Aber ich bin schon eingebürgert“, meint sie lachend. Die gelernte Großhandelskauffrau, die fast 20 Jahre in ihrem Beruf gearbeitet hat, rückte 1999 in den Nudersdorfer Gemeinderat (jetzt Ortschaftsrat) nach, dem sie mit vierjähriger Unterbrechung bis heute angehört. „Ich bin ,Kulturminister’ geworden“, erinnert sie sich. Ihre erste Aufgabe war, beim Geburtstag des Monats der Senioren mit einer Rose zu erscheinen.

Als sie arbeitslos wurde, machte sie nicht nur einen Existenzgründerkurs, sie bewarb sich auch auf die Stelle eines Ein-Euro-Jobbers, um an der Nudersdorfer Chronik zu arbeiten. Denn die Erinnerungen der Älteren, die sie besuchte, hatten ihr Interesse an der Geschichte geweckt.

Die Leitung der Begegnungsstätte, 1997 vom Gemeinderat ins Leben gerufen (als es noch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gab), obliegt ihr inzwischen ebenfalls. „Jetzt ist jede Woche irgendetwas los“, zählt sie Vorträge zu verschiedenen Themen, Spielnachmittage oder eben den Geburtstag des Monats auf. Zum Dorffest sind die Frauen ihrerseits sehr rege, backen Kuchen und betreuen die Kaffeestube.

Das Dorffest war Ende der 90er Jahre aus dem Kindergartenfest entstanden. Seit etwa zehn Jahren hat es einen mittelalterlichen Charakter, da der 2005 gegründete Verein „Rittergut Nudersdorf“ die Regie übernommen hat. Mittendrin: Gundel Lehmann, die seit dem vorigen Jahr auch den Vorsitz inne hat. 2001 noch beim Wittenberger Stadtfest als lose Gruppe dabei, hat der Verein mit 13 Mitgliedern inzwischen seinen festen Stand auf dem Kirchplatz.

Doch Gundel Lehmann betont: „Wir sind ein Verein nicht nur zum Feiern.“ Wie um die Renovierung einiger Räume im Schloss kümmert sich der Ritterguts-Verein seit einiger Zeit vier Mal im Jahr um das Umfeld der örtlichen Blutspende, versorgt die Spender mit einem leckeren Imbiss und hat ob der großen Resonanz seine Salatrezepte bereits ins Internet gestellt.

Bleibt der Nudersdorferin, die verheiratet ist und fünf Kinder hat (die jüngste Tochter ist zehn), neben all dem ehrenamtlichen Engagement und ihrem kleinen Job bei der Vermietung einiger Ferienhäuser noch Freizeit? „Ja, klar“, sagt sie. Es ist ihr Glaube, der sie stützt und „der mich durch so manches Tief leitet“. Aktiv neuapostolisch sei sie und singe auch im Kirchenchor. Doch ohne Ehemann Axel läuft nichts. „Ohne seine Unterstützung könnte ich das Ehrenamt nicht so intensiv durchführen.“

Bei all dem vorweihnachtlichen Trubel freut sie sich auf das Adventssingen. „Da komme ich sehr herunter“, weiß die 52-Jährige, die sich auf besinnliche Weihnachten freut. Und nächstes Jahr wird es wieder Stadtfest, Dorffest, Blutspenden geben. „Mit der Chronik beschäftige ich mich, wenn ich mal Zeit habe“, bleibt Gundel Lehmann gelassen.

Die Frauen in der Begegnungsstätte wissen, was sie an ihr haben. Ein Artikel über ihre „Chefin“? „Das hat sie verdient“, schallt es zustimmend aus der Runde beim Nikolausbrunch. (mz)