80 Prozent weniger Besucher 80 Prozent weniger Besucher: Flaute im Asisi-Panorama

Wittenberg - „Großartig“, schwärmt Elke Strauchenbruch, „eine Sensation. Vielleicht die beste Arbeit von Yadegar Asisi.“ Die Wittenberger Historikerin und Stadtführerin spricht natürlich von der „Rotunde“, vom 360-Grad-Panorama gegenüber der Post.
Viele der Gäste sehen das ähnlich, sie kommen oft fasziniert aus der Begegnung mit der Geschichte, aus der Begegnung mit der Reformation, die dort so lebendig daherkommt - anders als im Museum.
Allein: Nicht selten geht inzwischen die Sonne auf und wieder unter in der Darstellung des mittelalterlichen Wittenbergs im Panorama und kaum einer schaut hin. Bei den zweimal täglich stattfindenden öffentlichen Führungen, so wird der MZ berichtet, laufen mitunter nur ein, zwei Besucher mit.
Am Parkplatz herrscht öfter gähnende Leere. Von den langen Schlangen, die im Jubiläumsjahr 2017 üblich waren, findet sich derzeit keine Spur. Auch Elke Strauchenbruch, die maßgeblich an der Erarbeitung der Attraktion 360-Grad-Panorama beteiligt war, bestätigt: „Ich bin mit meinen Gruppen oft alleine dort.“
Großer Besucherschwund also? Hat das Panorama, das mindestens bis Ende 2021 stehen bleiben soll, ereilt, was der gesamten Stadt im vergangenen Jahr widerfahren ist? Ulrich Schneider, Geschäftsführer der Luther 1517 gGmbH, bleibt gelassen.
Natürlich sei es eine Illusion, die Zahlen von 2017 erreichen zu wollen. Und der heiße Sommer habe 2018 nicht gerade das Interesse befördert: „Da sind die Leute lieber an den Baggersee gefahren.“ Schneider findet: „Wir sind auf einem normalen Weg.“ E
Er zeigt sich nicht unzufrieden mit der Bilanz. 2017 sind nach den Worten des Panorama-Geschäftsführers rund 400.000 Besucher gezählt worden, im Jahr darauf etwa 80.000. Der Rückgang sei sicher erheblich, aber erklärbar: „Wir können mit beiden Zahlen gut leben.“ Allerdings: Die 80 000 sollten nun schon gehalten werden, auch 2019.
Schneider sagt ebenfalls: „Wir müssen wieder Schwung aufnehmen in Wittenberg, gemeinsam die Ärmel hochkrempeln, neue Akzente setzen.“ Zwar sei das Jubiläumsjahr nicht wiederholbar, aber die Stadt habe nach wie vor eine Menge zu bieten.
Das sieht Elke Strauchenbruch, die sich aus dem Panorama weitgehend zurückgezogen hat, ähnlich. „Es tut mir weh“, sagt sie angesichts der Zurückhaltung der Besucher. Wittenberg, meint die Historikerin auch, werde leider schlecht vermarktet. „Wer etwas so Gutes hat, der muss es verkaufen. Wir können doch nicht warten, bis die Leute uns entdecken.“
Prospekte zu verschicken sei jedenfalls zu wenig. Wenn sie unterwegs sei im In- und Ausland und nach dem Asisi-Panorama frage, ernte sie meist nur Schulterzucken.
Dass das Panorama jedenfalls enorm wichtig für den Wittenberg-Tourismus ist, betont Kristin Ruske, die Chefin der Tourist-Information. „Wir sind sehr froh, dass es das gibt. Es schlägt die Brücke zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.“ Für alle fänden sich interessante Aspekte. Dass es bei Besuchern bekannt sei, dafür spreche, dass gefühlt jeder zweite, der die Tourist-Information aufsuche, nach dem Riesenrundbild frage.
Ruske spricht im Übrigen von einer Saure-Gurken-Zeit im Tourismus, die jetzt im Frühling aber allmählich ende. Das Panorama habe mit der Eröffnung 2016 auf dem „obersten Level“ angefangen, dass das nicht zu halten sei, müsse niemanden wundern.
Wie lange Wittenberg diese populäre Art der Geschichts-Vermittlung noch behält, steht indes nicht genau fest. „Das Panorama ist auf fünf Jahre angelegt“, erklärt Ulrich Schneider, „aber wir haben die Option der Verlängerung. Darüber muss man reden.“ Wesentliches Kriterium für die Entscheidung dürften die Besucherzahlen sein.
Vorverkauf für Event-Führung startet
Mit einem besonderen Angebot wendet sich die Wittenberger Tourist-Information in Zusammenarbeit mit dem Asisi-Panorama und der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt demnächst an den Nachwuchs: Unter dem Motto „Nachts im Panorama“ firmiert eine Event-Führung für Kinder, welche am 1. Juni stattfinden soll und für die am 6. April der Kartenvorverkauf in der Tourist-Info startet.
Beginn der Führung ist 20 Uhr, denn dann, in der Abenddämmerung, erwacht so manche historische Figur aus dem großen Rundbild wieder zum Leben, heißt es in einer Ankündigung. Wer von den Teilnehmern aufpasst und erfolgreich ein Quiz absolviert, darf auf Preise hoffen. Ein kleines Mitmachprogramm zum Basteln von der kulturellen Bildung der Stiftung Luthergedenkstätten rundet den Abend ab.
Geeignet ist die Event-Führung für Kinder von acht bis zwölf Jahren in Begleitung eines Erwachsenen. Für die erwachsene Begleitung soll es an dem Abend die Möglichkeit geben, das Panorama mit dem Audio-Guide vom Zuschauerturm aus zu erkunden. Geöffnet sei die Gastronomie im Haus.
Die Dauer der Führung wird mit anderthalb bis zwei Stunden angegeben. Der Preis liegt bei sechs Euro pro Person. Eine Anmeldung ist erforderlich bei der Tourist-Info, per E-Mail an info@lutherstadt-wittenberg oder unter Tel. 03491/498610. (mz)