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Cranach-Stiftung zeigt: 20 Jahre „Alba Blau“ in Wittenberg

Die Cranach-Stiftung Wittenberg zeigt eine Ausstellung zum 20-jährigen Bestehen der Künstlerinnengruppe „Alba Blau“. Was die Besucher erwartet.

Von Corinna Nitz 13.08.2021, 09:21
Ulrike Kirchner (l.) und Susanne Spies gehören zur Künstlerinnengruppe „Alba Blau“, die jetzt im Cranach-Haus am Markt in Wittenberg ausstellt.
Ulrike Kirchner (l.) und Susanne Spies gehören zur Künstlerinnengruppe „Alba Blau“, die jetzt im Cranach-Haus am Markt in Wittenberg ausstellt. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg - Im Dezember 2000 hatte die noch junge Künstlerinnengruppe „Alba Blau“ ihre erste Ausstellung im Wittenberger Cranach-Haus. Von dem Ereignis existieren noch Texte und Pressefotos, auf einem ist neben den Frauen Hartmut Gorgs, der lange am einstigen Mitteldeutschen Landestheater tätig war, zu sehen, wie er zur Vernissage ein blaues Band durchschneidet.

21 Jahre später gibt es ein neues Foto, ohne den Theatermann, klar, aber auch zwei der Künstlerinnen von damals sind nicht mehr dabei. Dafür ist eines Tages die in Kemberg ansässige Grafikerin und Holzschneiderin Andrea Lange zu Ulrike Kirchner, Susanne Spies, Martha, Bärbel Mohaupt und Ute Walter gestoßen. Die aktuelle Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigt sie alle, sie sind gereift und begehen mit einer Ausstellung wiederum im Cranach-Haus am Markt das 20-jährige Bestehen von „Alba Blau“. Am heutigen Abend, dem 13. August, wird die Schau um 19 Uhr eröffnet.

Lange Zeit

Zwei Dekaden sind eine lange Zeit, „wir sind“, sagt Spies am Donnerstag bei einer Vorbesichtigung der Schau, „Großmütter geworden“ (oder im Begriff, es zu werden). In zwei Jahrzehnten haben sich auch berufliche Veränderungen ergeben. Spies etwa hat die Lehrertätigkeit aufgegeben, um nicht mehr, sagen wir, fremdbestimmt zu sein, sondern sich ganz der Kunst widmen zu können.

Kirchner hingegen übernahm erst später eine Lehrtätigkeit am Luther-Melanchthon-Gymnasium. Einige der Alba-Blau-Frauen unterrichten an der Jugendkunstschule der Cranach-Stiftung, Walter zum Beispiel, die darüber hinaus mit Gleichgesinnten eine Solidarische Landwirtschaft in Wittenberg initiiert hat.

Zwei Besonderheiten

Der Gründungsgedanke von „Alba Blau“ indes scheint unverändert: Es geht um Austausch und einen Gegenentwurf zum Dasein als reine Einzelkämpferin, auch wenn sie, wie Kirchner sagt, keine festen Termine für Treffen haben, sondern diese vor allem dann verstärkt stattzufinden scheinen, wenn eine neue Ausstellung vorbereitet wird.

Ihre aktuelle Exposition haben sie „Berührte Zeit - 20 zwanzig“ genannt und es gibt zwei Besonderheiten, wie die Kunsthistorikerin und stellvertretende Geschäftsführerin der Cranach-Stiftung, Marlies Schmidt, beim Rundgang an diesem Donnerstag sagt: Zum einen läuft die Schau nur drei Wochen, zum anderen ist es ein Verweis auf das Format der Arbeiten: 20 auf 20 Zentimeter, mehr oder weniger individuell ausgelegt.

Wie frisch die meisten Arbeiten sind, zeigt sich übrigens schön bei dem Zyklus von Kirchner: Das letzte Bild fehlt bei der Vorbesichtigung noch. Kirchner sagt, dass es Lieferengpässe bei den Keilrahmen gab, was sie ein wenig in Schwierigkeiten gebracht hat, aber heute dürfte das in der Summe seiner einzelnen Teile dann doch irgendwie raumgreifende Werk vollzählig sein: Angeordnet auf einer Art Kardiogramm zeigt Kirchner Bildpaare, die Arbeit beschreibt sie selbst so: „Als Ausdruck von Berührung im kompliziert rasanten Lebensfluss abertausender Informationen entwickelt sich ein ,Memento-Mori-Memory’ mit eigenen Regeln.“

Das Bildnis einer Porzellanpuppe stammt von Ulrike Kirchner.
Das Bildnis einer Porzellanpuppe stammt von Ulrike Kirchner.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Kirchners Statement steht nicht allein, Gedanken, Merksätze sind von allen Künstlerinnen auf einer Tafel zu lesen. Sie können auch Orientierung geben vor einem Rundgang durch den kleinen Ausstellungsraum in der ersten Etage des Cranach-Hauses.

In Gruppen angeordnet finden sich dort also neben den Acrylbildern von Ulrike Kirchner und Mischtechnik von Susanne Spies Papierschnitte aus der Hand von Bärbel Mohaupt. Andrea Lange ist mit Stichen (Strichätzung, Aquatinta) vertreten und Collagen gibt es von Martha. Ute Walter zeigt acht Bilder, Acryl auf Leinwand, und „Vage“ hat Susanne Spies ihre in Mischtechnik hergestellten Bildwelten genannt.

Eröffnung auf dem Hof

„Berührte Zeit - 20 zwanzig“ ist die 21. Ausstellung von „Alba Blau“, zahlreiche Expositionen wurden außerhalb Wittenbergs bestritten. Die große Jubiläumsausstellung soll im Mai 2022 nachgeholt und (wie ursprünglich geplant) im Rathaus präsentiert werden. Dann soll auch ein Katalog erscheinen, für den die Künstlerinnen dem Vernehmen nach noch Sponsoren suchen.

Die Vernissage der aktuellen Ausstellung am heutigen 13. August beginnt um 19 Uhr im Cranach-Hof am Markt 4. Zur Eröffnung spricht Janine Schöne zum Thema „Berührte Zeit“, Marlies Schmidt übernimmt die Begrüßung. Es gibt Musik. Die Besucher sind eingeladen, in Gruppen in den Ausstellungsraum zu gehen. (mz)

Werke wie dieses steuert Susanne Spies zur Schau bei.
Werke wie dieses steuert Susanne Spies zur Schau bei.
(Foto: Klitzsch)