Zeitreise von der Burg ins Schloss
Weißenfels/MZ. - In Wolfsburg wohnt Annett Döring heute, besucht in ihrer Heimatstadt Weißenfels aber nicht nur Verwandte, sondern auch ganz gerne mal das Schloss. Ihr achtjähriger Neffe Rick Pitzing aus Wählitz ist bei einem solchen Ausflug gerne dabei. Der hat noch Ferien und Zeit dafür. "Wir waren schon ein paar Mal im Schuhmuseum", sagt der Junge. Burgen und Schlösser seien für Kinder sowieso interessant. Deshalb gehen beide gerne mit Susann Hoyer auf Zeitreise.
Die Bad Lauchstädterin absolviert im Stadtmuseum ein freiwilliges soziales Jahr. "Ab Herbst studiere ich in Berlin Museumskunde", sagt sie. In das dreijährige Studium könne sie dieses freiwillige soziale Jahr auf Schloss Neu-Augustusburg als Vorpraktikum einbringen. Nicht nur geschichtliches Wissen über die Herzogszeit in Weißenfels, sondern auch zur Baugeschichte hat sie sich angeeignet. Die Zeitreise, mit der sie Familien damit bekannt macht, wie aus der Burg ein Schloss wurde, habe sie gemeinsam mit einem Zivildienstleistenden im Museum erarbeitet, sagt die Susann Hoyer.
Den zum 350-jährigen Jubiläum des Herzogtums Sachsen-Weißenfels herausgegebenen Ausstellungskatalog und die "tolle Bibliothek" des Schlosses haben beide dafür genutzt, um Geschichtsdaten zu finden. "Ich habe schon viele Führungen mit Schulklassen hinter mir und spreche speziell die Kinder an", erzählt sie. Erfahrungen hat sie bereits gemacht, weiß wie Mädchen und Jungen neugierig auf ein altes geschichtsträchtiges Gemäuer gemacht werden.
Im 11. und 12. Jahrhundert wurde die Burg gebaut. Von jenem Vorplatz, an dem sich zu Burgzeiten ein Wehrturm befand, der nach der Sanierung wieder begehbar ist, blickt sie mit den Gästen über die Stadt zur Saale. Sah von hier aus der Ritter ein Handelsschiff den Fluss entlang fahren, schickte er die Zolleintreiber zu ihm, erfahren die aufmerksamen Zuhörer. Am zweiten Wehrturm, an der heutigen Auffahrt zum Schloss, ebenfalls saniert, macht die junge Frau die Kinder auf die Schießscharten aufmerksam, erzählt Geschichten und wirbt auch bei den Erwachsenen für den zum Teil schon sanierten touristischen Schatz Neu-Augustusburg.
"Ich war schon als Kind oft hier", sagt Katja Maier. Die in Weißenfels Geborene lebt heute in Hohenbrunn bei München. Mit ihrem Bruder Arne mal wieder zu Besuch in der Heimatstadt folgt sie mit ihren drei Söhnen Elisa (9), Lennard (7) und Lambert (20 Monate) der Zeitreise auf dem Schloss. Selbst die Jungen zollen der Schlosskirche, die nach der Zerstörung der Burg von Herzog August als erstes erbaut wurde, Respekt.
Doch noch mehr Spaß haben die Burschen beim geschichtsträchtigen Spielen. So wie einst die Prinzen und Prinzessinnen zur Herzogszeit wird mit der Spielzeug-Armbrust geschossen. "Schnepperschießen hieß das damals", erklärt Susann Hoyer. "Bei Geburtstagsfeiern gewann immer das Geburtstagskind", gibt sie den geschichtlich überlieferten Ausgang solch fürstlicher Wettbewerbe bekannt. Heute gibt es goldene Taler mit süßem Inhalt aus der Schatztruhe für alle Teilnehmer. Das ist dann auch eine willkommene Stärkung, um wieder die Treppe ins Museum hinaufzusteigen. Die Ausstellung will Susann Hoyer den Gästen noch zeigen, die Kinder und Erwachsenen auf das Ausmaß des Herzogtums Sachsen-Weißenfels und die prunkvollste Zeit der Stadt aufmerksam machen.