Zähler gesperrt Zähler gesperrt: EnviaM lässt Mieter in Bad Kösen im Dunkeln sitzen

Bad Kösen/MZ - Wohnen wie vor Hunderten von Jahren: Dieses Erlebnis hatte jetzt ein Neu-Bad Kösener. Nicht etwa, dass Alexander Weidner an irgendeiner Experimental-Show teilgenommen hatte wie etwa der Sendereihe „Abenteuer 1900“ der ARD. Nein, der 26-Jährige konnte über längere Zeit erfahren, wie es ist, wenn alle Steckdosen in der Wohnung tot sind. Kein warmes Wasser zum Waschen, Kochen auf dem E-Herd unmöglich, Fernsehen, Computernutzung und all die heute so selbstverständlichen Dinge ebenso.
Geduldsfaden gerissen
Am 2. Oktober war der junge Mann, der bisher in Naumburg lebte, in eine Wohnung in der Bad Kösener Rudelsburgpromenade eingezogen. Alles war in Ordnung bis auf die Tatsache, dass der Zähler seiner Wohnung gesperrt war. „Bei einem Anruf hatte er dann die Ursache erfahren“, so Alexander Weidner. Ein Vormieter hatte seine Stromrechnung nicht bezahlt, deswegen wurde kurzerhand der Wohnungsanschluss totgelegt. Nun ist dagegen nichts einzuwenden, wenn ein Energiekonzern wie EnviaM demjenigen den Saft abdreht, der ihn umsonst beziehen will.
Die Verzögerung bei der Zählerumstellung, so die Pressestelle, sei zuerst durch einen Fehler im Rechnersystem bei EnviaM zustande gekommen. Dann habe man die für die Anschaltung Verantwortlichen bei Mitnetz Strom auf die Dringlichkeit des Falles hingewiesen, also auf die Tatsache, dass der Mieter schon eingezogen sei. Doch bei Mitnetz wurde dann der Vorgang trotzdem auf die lange Bank geschoben. (lüd)
Nur hatte der neue Mieter ja nichts mit dem Vertragsbruch zu tun, hätte der Zähler sofort wieder in Gang gesetzt werden müssen. So sah es auch Uwe Droese, der als Makler die Wohnung vermittelt hatte. Nach längerer Zeit, in der Alexander Weidner immer wieder verschaukelt wurde, war beiden der Geduldsfaden gerissen, so dass sich Droese an unsere Zeitung wandte. Immerhin hatte der Mieter bis dahin das „Vergnügen“, mit mehr als 20 Ansprechpartnern beim Energieversorger zu sprechen, erlebte dabei ein System der organisierten Verantwortungslosigkeit. Zuständig für die Zähleranschaltung sei nicht der Stromversorger EnviaM selbst, sondern die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mbH (Mitnetz). Allerdings ist Mitnetz eine 100-prozentige Envia-Tochter, hätte das Problem innerhalb des Konzerns geregelt werden können und müssen.
Entschuldigung folgte
Doch Alexander Weidner kam sich vor wie ein Ping-Pong-Ball in einem Spiel zwischen EnviaM und Mitnetz vor, wurde immer wieder ans jeweilige andere Unternehmen verwiesen. Es würde mindestens zwölf Tage dauern, bis die Zählerumstellung erfolgen könne, wurde ihm schließlich beschieden. Bewegung in die Sache kam erst, als sich unsere Zeitung zu Wochenbeginn an Stefan Buscher, Pressesprecher von EnviaM, wandte.
Er hielt die Wartezeit ebenfalls für unzumutbar und versprach, sich zeitnah um den Fall zu kümmern. Am elften Tag nach dem Einzug von Alexander Weidner konnte Buschers Stellvertreterin Claudia Anke Vollzug melden: Auf den Steckdosen ist nun endlich wieder Strom. Zugleich entschuldigte sie sich im Namen ihres Unternehmens bei Mieter Alexander Weidner für die vielen Unannehmlichkeiten.