Weniger Zeit für Pflege Weniger Zeit für Pflege: Urnen liegen in Weißenfels im Trend

Weißenfels - Hinterbliebene wollen ihre verstorbenen Angehörigen immer häufiger so bestatten, dass die Grabpflege mit möglichst geringem Aufwand verbunden ist. Das hat Volker Rakut, Fachbereichsleiter Städtische Dienste bei der Stadt, bestätigt.
Ein Beleg dafür: Die beiden Quartiere für Urnenstaudengräber, die die Stadt erstmalig im Jahr 2015 auf dem Friedhof am Sausenhölzchen angelegt hat, sind mittlerweile nahezu komplett belegt. Um dem Bedarf gerecht zu werden, bietet die Stadt jetzt ein weiteres Feld für diese Grab-Art an.
„Unsere heutige Lebensart bringt es mit sich, dass viele Hinterbliebene weniger Zeit haben, sich um die Gräber zu kümmern“, weiß Rakut. Diesem Zeitgeist soll das Angebot auf dem städtischen Friedhof entsprechen.
Friedhöfe in Weißenfels: Urnenstaudengrab für zwei Urnen mit einer Nutzungszeit von 25 Jahren kostet 427 Euro
Die ein mal einen Meter großen Grabflächen, ausgelegt für jeweils zwei oder vier Urnen, sind zudem eine preiswerte Alternative zu den Urnenstelen auf dem Friedhof. So kostet ein Urnenstaudengrab für zwei Urnen mit einer Nutzungszeit von 25 Jahren 427 Euro. Für eine Einzelkammer in einer Urnenstele zahlen Hinterbliebene hingegen 734 Euro, für eine Doppelkammer 1.541 Euro.
Seit Herbst letzten Jahres bietet die Stadt auf den Friedhöfen am Sausenhölzchen und in Kleinkorbetha zudem eine weitere Alternative an: die Bestattung unter einem Baum. Im November hatte in Weißenfels die erste Beisetzung dieser Art stattgefunden. Wie Silvia Marzog, Sachgebietsleiterin bei der Friedhofsverwaltung, informierte, sind mittlerweile mehrere Grabstellen vergeben.
Im vergangenen Jahr fanden auf dem Friedhof in der Weißenfelser Kernstadt 421 Bestattungen statt
Im vergangenen Jahr fanden auf dem Friedhof in der Weißenfelser Kernstadt 421 Bestattungen statt, ein Jahr zuvor waren es noch 474. Auf den Friedhöfen der Ortsteile wurden im vergangenen Jahr 150 Menschen beerdigt, ein Jahr zuvor waren es 156. Dabei gibt es mittlerweile fast nur noch Feuerbestattungen.
Am Sausenhölzchen befindet sich der größte von 17 kommunalen Friedhöfen in der Stadt und ihren Ortsteilen. Die Fläche des Friedhofes in der Kernstadt wurde vor rund vier Jahren von bis dahin 16 auf zehn Hektar verringert. Vor rund fünf Jahren wurde das Krematorium des Weißenfelser Friedhofs endgültig geschlossen. Zuvor hatte der Stadtrat abgelehnt, rund 150.000 Euro für die Reparatur eines Ofens auszugeben. Versuche, das Krematorium zu vermieten, sind danach gescheitert. Vor der Beisetzung auf dem Weißenfelser Friedhof entscheiden die Hinterbliebenen heute selbst, in welchem Krematorium im Umfeld sie ihre Verstorbenen einäschern lassen. (ari)
Auf den Weißenfelser Friedhöfen sind das mehr als 95 Prozent. Auffällig, dass im vergangenen Jahr von den 421 Beisetzungen knapp ein Viertel, nämlich genau hundert, anonyme Bestattungen auf einer Gemeinschaftsgrabanlage waren. In einer ähnlichen Größenordnung bewegte sich der Anteil der anonymen Bestattungen in den Jahren zuvor.
Weißenfels: Kommunale Friedhöfe in den Ortsteilen werden sehr unterschiedlich in Anspruch genommen
Wie Volker Rakut weiter informierte, werden die kommunalen Friedhöfe in den Ortsteilen sehr unterschiedlich in Anspruch genommen. So gebe es Friedhöfe, auf denen im vergangenen Jahr mehr als zwanzig Beisetzungen stattgefunden haben, aber auch solche ohne eine einzige Bestattung im letzten Jahr.
Dabei könnte die Nutzung der kommunalen Friedhöfe in diesem Jahr bald wieder zum Diskussionsthema werden. Denn nach drei Jahren muss die Stadt spätestens im Herbst erneut ein umfangreiches Zahlenwerk auf den Tisch legen. Sie muss die Gebühren für den Friedhof in der Kernstadt und für alle anderen Friedhöfe in den Ortsteilen neu kalkulieren. „Wir müssen als Kommune kostendeckend arbeiten“, kündigt Volker Rakut schon mal an. (mz)