Weißenfelser Promenade Weißenfelser Promenade: Integra beseitigt den letzten Schandfleck

weissenfels/MZ - Endlich! Die Handwerker sind im Haus an der Weißenfelser Promenade 11, von dessen Fassade seit Jahren schon die vergilbte Farbe blättert und leise der Putz rieselt. Kein schöner Anblick.
Das Gebäude Schumanns Garten an der Weißenfelser Promenade 11 ist nach dem Namen des ersten Eigentümers benannt worden. Das Haus stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1870 und galt jahrzehntelang als renommiertes Tanz- und Ausflugslokal mit mehreren Sälen, einer Kegelbahn sowie einem Freigelände mit Terrasse und Pavillon. Im Zweiten Weltkrieg war es Lazarett, zu DDR-Zeiten Kinderkrippe und Sitz der Volkssolidarität.
Nicht für Einwohner und nicht für Touristen. Hier wohnt schon ganz lange niemand mehr. Nur ein Schild an der Eingangstür mit der Aufschrift „Volkssolidarität“ erinnert an alten DDR-Charme.
Erinnerung an vergangene Zeiten
Erdmuthe Müller steht vor dem maroden Gebäude und ist froh, dass hier in der historischen Altstadt was passiert. Die 89-jährige Saalestädterin wohnt nur einen Steinwurf entfernt in der selben Straße und freut sich, „dass an der Promenade der letzte Schandfleck inmitten einer bereits sanierten Häuserzeile verschwindet“. Und sie erinnert sich an ihre Jugend: „Hier habe ich schöne Tanzstundenballzeiten verbracht, Schumanns Garten war das erste Haus am Platz in Weißenfels. Es gab einen großen Saal, man konnte auch im Freien auf der Terrasse tanzen, die Kapelle spielte in einem Pavillon.“
Die gemeinnützige (g)GmbH Integra „Weißenfelser Land“ macht ernst und hat dieses Gebäude ersteigert, nachdem sie bereits die Häuser mit den Hausnummern 3, 5, 7 und 9 (Alte Hoffischerei) in schmucke Wohn- und Geschäftsgebäude für Menschen mit Handicaps komplett saniert beziehungsweise neu aufgebaut hat. Dieses große Gebäude soll barrierefrei und zudem mit einem Anbau ausgestattet werden, wie Integra-Geschäftsführer Ralf Müller sagt.
Abgebrochen und entkernt
Derzeit wird abgebrochen und entkernt, sind Männer der Naumburger Baufirma GRS GmbH Dienstleistung am Wirken. „Bereits im vergangenen Jahr haben wir mit Notsicherungsarbeiten begonnen, den hartnäckigen Schwammbefall in der Immobilie bekämpft und den erforderlichen Baugrund hergestellt“, erläutert Müller am Standort. Für das alte Gebäude laufen die Ausschreibungen beziehungsweise sind gerade abgeschlossen. Zunächst müsse die statische Ertüchtigung des etwa 150 Jahre alten Hauses hergestellt werden, heißt es weiter im Gespräch.
Arbeiten an der Außenfassade und dem Dach sollen in diesem Jahr in Angriff genommen und bis zum Jahresende geschafft werden, kündigt Ralf Müller die anstehenden Maßnahmen an. Mit dem Innenausbau wolle man die Wintermonate nutzen.
Einen Anbau mit Wirtschaftstrakt, Küche und Sanitärbereich werde das künftige Tagungszentrum mit Hotelbetrieb erhalten, „im Frühjahr 2015 ist dafür Baubeginn“, nennt Müller die Zielstellung für ein anspruchsvolles Vorhaben mit einem Kostenumfang von drei Millionen Euro. „Wir wollen kein Fünf-Sterne-Hotel etablieren, sondern Angebote für Fahrradtouristen in der Nähe der Saale und ihrem Radwanderweg schaffen“, erklärt der Integra-Chef. Er spricht von einer multifunktionalen Begegnungsstätte, die Behinderte unter fachlicher Anleitung betreiben. Ausgetauscht habe man sich dazu mit Partnern der Lebenshilfe in Erfurt, die gute Erfahrungen mit einer ähnlichen Einrichtung vorzuweisen hätten, sagt Müller.
20 Doppelzimmer sollen an der Promenade entstehen. Die Integra, deren Gesellschafter der Weißenfelser Rot-Kreuz-Kreisveband und der Verein Lebenshilfe sind, will mit dem Fremdenverkehrsverein zusammenarbeiten.
