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Bildung Weißenfelser Beuditzschule platzt aus allen Nähten

Die räumliche Situation an der Bildungsstätte ist nach Ansicht von Elternvertretern dramatisch. Wie der Landkreis die Lage sieht und welche Lösungen denkbar sind.

Von Andreas Richter 21.05.2024, 07:00
Blick auf die Weißenfelser Beuditzschule
Blick auf die Weißenfelser Beuditzschule Foto: Andreas Richter

Weißenfels/MZ. - Mathias Baum schlägt Alarm. „Im nächsten Schuljahr werden wir die 500er Marke knacken“, sagt der Schulelternratsvorsitzende der Weißenfelser Beuditz-Sekundarschule. Soll heißen: Die Zahl der Schüler werde auf mehr als 500 wachsen.

„Wir platzen aus allen Nähten. Die räumliche Situation an der Schule wird immer schlimmer“, sagt Baum und erinnert daran, dass die Schule nach ihrer Sanierung in den Jahren 2011 bis 2013 auf 280 bis 300 Schüler ausgelegt gewesen sei. Nun soll laut Baum auch der Speisesaal der Schule gesperrt werden, damit mehr Platz für neue Klassen geschaffen werden kann.

Bereits im Januar dieses Jahres hatte Baum gemeinsam mit Silke Krause, der Schulelternratsvorsitzenden der Ökowegschule, in einer Pressemitteilung auf die aus ihrer Sicht dramatische Lage aufmerksam gemacht. Alle möglichen Räume der Beuditzschule, auch jene, die nicht für Unterricht ausgelegt sind, wie beispielsweise die Bibliothek, seien bereits zu Klassenräumen umfunktioniert worden, heißt es in dem Schreiben.

Politiker besuchen Schule

Kurz vor den Pfingstferien hatte Baum nun über seine Partei Die Linke neuen Druck aufgebaut. Eva von Angern, Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Landtag von Sachsen-Anhalt, und Dietmar Bartsch, ehemaliger Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag, waren zu einer Gesprächsrunde mit dem Leiter der Beuditzschule, Waldemar Frühauf, eingeladen. Nicht dabei war allerdings ein Vertreter des Landkreises als Schulträger.

Robert Aßmann, zuständiger Dezernent beim Landkreis, relativiert denn auch gegenüber der MZ das Raumproblem an der Weißenfelser Schule. „Alle Sekundarschulen im Landkreis sind überbelegt“, sagt Aßmann. Ursachen dafür seien eine „starke Migrationstendenz“, zahlenmäßig starke Schülerjahrgänge und die Tatsache, dass weniger Kinder von der Grundschule auf die Gymnasien wechseln, also an den Sekundarschulen landen. Was die konkrete Situation an der Beuditzschule betrifft, so plädiert Aßmann dafür, die Lage nicht zu dramatisieren und keine Angst unter den Eltern zu schüren.

Landkreis sieht noch Kapazitäten

Wo aber ist die Lösung für die offensichtlichen Raumprobleme, die im Ergebnis von MZ-Recherchen von Schulvertretern und Landkreis - auch hinsichtlich konkreter Schülerzahlen - teils unterschiedlich bewertet werden? Der Landkreis plädiert jedenfalls für eine Lösung innerhalb des Schulgebäudes. Da gebe es durchaus noch Kapazitäten. Wenn sich die Zahl der Klassen im neuen Schuljahr erhöht, könnten bisher ausschließlich als Fachkabinette genutzte Räume zu Klassenräumen gemacht werden. „Für 18 Klassen stehen derzeit 23 Räume zur Verfügung“, sagt Robert Brückner, Leiter des Bildungsamtes beim Landkreis. Zwischen Landkreis und Schulleiter hat es in letzter Zeit einen Schriftwechsel gegeben. Vor den Pfingstferien war Brückner zum Gespräch an der Schule.

Im Gegensatz zu Elternvertreter Mathias Baum ist das Aufstellen von Unterrichtscontainern für den Landkreis keine Option. Notwendig wären laut Brückner vier Raumcontainer für zwei Klassenräume. Die Kosten dafür beziffert er „weit im sechsstelligen Bereich“. „Wir haben Schulen, da ist es noch viel enger. Angesichts unseres Haushaltsdefizits würde sich eine solche Investition nur schwer vermitteln lassen“, sagt der Amtsleiter. Und Dezernent Aßmann: „Uns fehlt schon das Geld für andere Schulen, deren Probleme noch größer sind.“ Zudem würde laut Brückner das Aufstellen der Container von der Baugrunduntersuchung über Bauantrag und Genehmigung bis zum Aufbau etwa ein Jahr dauern. Unklar sei noch, ob die steigende Tendenz bei den Schülerzahlen auf absehbare Zeit auch tatsächlich anhält.

Alternative Pestalozzischule?

Eine zweite Variante, die diskutiert wird: Die Auslagerung eines Jahrgangs in die knapp zwei Kilometer entfernte Pestalozzischule in Weißenfels. Doch auch hier liegen Schule und Landkreis offenbar weit auseinander. Nach MZ-Informationen lehnt Schulleiter Frühauf eine solche Lösung strikt ab. Er könne es nicht verantworten, seine Kollegen an zwei Stellen unterrichten zu lassen, heißt es. „Wir wissen, dass das keine optimale Lösung ist, doch wir sollten zumindest ernsthaft darüber reden“, meint Robert Brückner und verweist darauf, dass es mit der zeitweisen Auslagerung von Teilen einer Schule durchaus gute Erfahrungen im Landkreis gebe (siehe Beitrag „Zwei Standorte“.)

Offen bleibt, wie die Suche nach beiderseits verträglichen Lösungen nach den Pfingstferien weitergeht. Bis zu den Sommerferien bleiben ganze vier Wochen.