Weißenfels Weißenfels: Vom Ultraschall zum Rauschebart
WEISSENFELS/MZ. - Zbigniew Owsianowski freut sich wie ein Kind auf den Heiligen Abend. Der 50-jährige Arzt hat diesmal frei, ist erst am Samstag in der Frauenklinik des Weißenfelser Asklepios-Krankenhauses im Dienst. Er will mit seiner Frau Ewa und den beiden Kindern Janek (14) und Zofia (6) das Fest in Familie in der Naumburger Wohnung genießen.
"Solch große Unterschiede zwischen Weihnachten in Deutschland und in Polen gibt es nicht", meint der danach befragte Mann aus Poznan. Nur, dass die Adventszeit in Polen nicht die Rolle wie in Deutschland spiele. "Wir genießen den hiesigen Advent sehr", sagt er. Heute komme kein Fleisch auf die Festtafel, das sei bei den polnischen Katholiken so Brauch und diese Tradition behalte man bei.
Stattdessen stehen leckere Piroggen und Karpfen auf dem Tisch. Ebenso schwärmt der Familienvater von süßen Nudeln mit Mohn. Dies seien Gerichte, die seine Frau nach Rezepten zubereite, die sie von ihren Vorfahren übernommen habe und auftischen werde. Bevor es soweit sei, wollten Mutter und Tochter am Klavier bei der Hausmusik den Ton angeben, wobei alle mitsängen. "Und natürlich ist Bescherung mit dem Weihnachtsmann", verrät Owsianowski mit einem Augenzwinkern. Er selbst mimt den Rauschebart und ist überzeugt, dass die Tochter als jüngstes Familienmitglied den Vater wieder nicht erkennen werde. "Zofia hat einen Wunschzettel geschrieben", sagt ihr Vater lächelnd.
Owsianowskis fühlen sich wohl in Naumburg, wo Ehefrau Ewa als Fachärztin für Psychiatrie in der Burgenlandklinik arbeitet. Fragt man Zbigniew Owsianowski, wo seine Heimat ist, muss der Arzt gar nicht groß überlegen. Ganz klar kommt die Antwort über die Lippen des Facharztes für Gynäkologie: "Heimat ist dort, wo ich mit meiner Frau und unseren Kindern zusammen bin." Der spezialisierte Operateur und Experte für Laparoskopie bezeichnet sich selbst als Auswanderer. Bevor er durch ein Arbeitsangebot der Asklepios Kliniken GmbH nach Weißenfels kam, führte ihn sein Weg ins niedersächsische Uelzen, später drei Jahre nach Görlitz. Inzwischen fühlt sich die Familie längst heimisch in Deutschland. Seit anderthalb Jahren ist Owsianowski erster Oberarzt in der Frauenklinik Weißenfels und pendelt zwischen beiden Städten.
Ausgleich finden beide Ärzte in ihrer Freizeit in Familie und im Verein Naumburger Narrenzunft. "Eigentlich waren wir nie Karnevalisten, doch es hat sich so ergeben, dass vor ein paar Jahren ein Prinzenpaar gesucht wurde", erinnert sich Owsianowski schmunzelnd. "Wir haben das gerne gemacht und genießen bis heute die Geselligkeit im Verein. Dort einzutreten, war das Beste, was uns an Integration passieren konnte", schätzt der sehr gut Deutsch sprechende Arzt ein. So habe das Paar, das in Poznan Medizin studiert hat, die Deutschen am besten kennengelernt - "vom Lkw-Fahrer bis zum Fleischer und Journalisten", zählt der Frauenarzt Beispiele auf.
Silvester wolle man in diesem Jahr närrisch mit Vereinsmitgliedern feiern. "Doch nach Weihnachten fahren wir erst mal nach Polen und wollen mit den Kindern unsere Verwandten besuchen", sagt Zbigniew Owsianowski. Er habe in diesem Jahr das große Glück, einmal dienstfrei zu haben und freue sich auf die Zeit mit Frau und Kindern.