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Weißenfels Weißenfels: Und noch eine Kneipe ist weg

Von Matthias Voss Und Tobias Heyner 15.06.2012, 17:25

weissenfels/MZ. - Ab nächstem Monat wird sich die Tür zum Saalestrand in der Leipziger Straße nicht mehr öffnen. Und im September kommt - wie schon angekündigt - das Ende für das Café Saaleblick an der Promenade.

Walter Illig ist sehr traurig: "43 Jahre habe ich den Saalestrand bewirtschaftet, am 29. Juni ist Schluss. Ich kann nicht mehr." 43 Jahre - eine lange Zeit, die an Wirt Illig nicht spurlos vorbeigingen. "Meine ebenfalls enttäuschten Stammgäste und ich selber fanden es sehr gemütlich hier. Und auch die Speisen mit Rippchen, Schweinshaxe oder Eisbein kamen immer gut an", so der 63-Jährige. Doch nach dem Tod seiner Frau im April des vergangenen Jahres wuchs Illig das Geschäft in der Leipziger Straße über den Kopf. Schon 2010 musste er den Biergarten mit Blick auf die Saale dicht machen, "weil meine Frau da schon erkrankt war und ich mich ja nicht zwischen Küche und Bedienung zerreißen konnte." Dieser Dauerbelastung musste er jetzt Tribut zollen. "Ich hätte gern noch ein paar Jährchen weiter gemacht, aber allein schaffe ich das einfach nicht mehr", so Illig.

Da die Tochter, die in Leipzig Japanologie studiert, kein Interesse an der Kneipe hat, schließt der Saalestrand zum Ende des Monats. Den Saalestrand gibt es übrigens seit 110 Jahren.

Das ist die dritte Kneipe in Weißenfels, aus der in kurzer Zeit das Signal zum Ende kommt. Zuvor hatten schon der Saaleblick an der Promenade und das Cafe Centra am Markt ihr Ende angekündigt. Im Saaleblick sollen defintiv im September die Lichter ausgehen. Inhaber Hartmut Engeln wird dann mit seiner Familie die Stadt verlassen. Carmen Wolf, Besitzerin des Café Centra, wird ihr Geschäft dagegen zum Ende des Jahres schließen. Allerdings besteht dort Hoffnung auf eine Nachfolge.

So geht das Kneipensterben in der Saalestadt offensichtlich unaufhaltsam weiter. Oder? Nicht alle Gastronomen werden von Pessimismus getrieben. "Bei uns läuft das Geschäft gut - wir haben stets ausreichend Kundschaft im Haus", sagt René Junker, Mitarbeiter im Restaurant Bella-Mia-Casa in der Großen Burgstraße von Weißenfels. Die derzeit besonders angespannte Lage würde er hauptsächlich auf die sich zuspitzende Finanzkrise zurückführen.

Auch in der Gaststätte Schultheiß am Weißenfelser Markt kann man nicht klagen. "Wir sind soweit ganz zufrieden", so Thomas Hartmann, Inhaber des Restaurants, "lediglich die Abendgeschäfte am Dienstag und Donnerstag sind etwas mau." Er könne die Probleme anderer Gastronomen nicht gänzlich nachvollziehen. Wohl aber weiß er, wo die Baustellen liegen: "Es gibt einfach zu wenige Veranstaltungen und Angebote, die die Leute abends in die Innenstadt locken. Sonst gäbe es auch viel mehr Laufkundschaft, die auf dem Hin- oder Heimweg noch zum Essen halt machen würde."

Und auch im Café Centra am Weißenfelser Markt ist der Grund für das Ende nicht eine wirtschaftlich miese Lage. Inhaberin Carmen Wolf schafft es nicht mehr. Wie es weitergeht ist nach wie vor offen. Laut Carmen Wolf gibt es noch keinen neuen Stand. Allerdings gebe es eine ganze Reihe Interessenten, die das Restaurant im Herzen der Stadt gern weiterführen würden, erklärte sie auf Nachfrage der MZ.