Weißenfels Weißenfels: Teures Landratsamt
WEISSENFELS/MZ. - Zumindest mit Erstaunen werden es die Kreistagsmitglieder registriert haben. Im Haushaltsentwurf für 2012 sind 450 000 Euro für die Dachsanierung am Gebäude der Kreisverwaltung in Weißenfels vorgesehen. Warum? Das wird vorerst nur in der CDU-Fraktion laut gefragt, zumal ihrer Ansicht nach vor zehn Jahren das Dach gedeckt worden sein soll. Außerdem ist das Gebäude zwischen 2007 und 2010 innen saniert worden und das mit einem Aufwand von rund zweieinhalb Millionen Euro.
Das Dach habe aber in dem damaligen Projekt keine Rolle gespielt, sagt Dieter Engelhardt, Beigeordneter des Landrates. Er hat mit seinem Dezernat Sitz in dem 104 Jahre alten Gebäude in der Straße Am Stadtpark. Das rote Ziegeldach sieht von außen bestens in Ordnung aus. "Aber gleich mehrere Fehler sind bei der Neudeckung des Daches gemacht worden", meint Engelhardt. Man habe das falsche Material genommen und die Dämmung weggelassen. Allerdings sei das nicht vor zehn Jahren gewesen, sondern schon 1992.
Bieberschwänze zu breit
Die verwendeten Biberschwänze seien zu breit gewesen und damit ungeeignet für die vielen Kehlbereiche an den Dachgauben des Gebäudes sowie für die flachen Teile des Daches. Ursprünglich sei das Dach mit 15 Zentimeter breiten Ziegel gedeckt worden, bei der Erneuerung mit 18 Zentimeter breiten. Außerdem seien die Dachsteine nur teilweise in Kalk gelegt worden. Deshalb weise das Dach Ritzen auf. Und durch diese hat der Wind gerade während der vergangenen beiden Winter Schnee geblasen. Der ist später geschmolzen und das Schmelzwasser ins Gebäude gesickert.
Laut Engelhardt befindet sich zudem aufgrund der fehlenden Dämmung der sogenannte Taupunkt an der Unterseite der Dachziegel. Das heißt, Kondenswasser schlägt sich dort nieder, gefriert und hat beim Schmelzen denselben Effekt wie der eingedrungene Schnee. Warum damals so gebaut und die Dämmung weggelassen wurde, die Frage könne er aber nicht beantworten, so Engelhardt. Auch der frühere Weißenfelser Landrat Rüdiger Erben, der bis 2006 dort seinen Sitz hatte, weiß keine Antwort.
Ebensowenig haben die Recherchen des Bauamtes ein verwertbares Ergebnis gebracht. Das bestätigt Kreisdezernentin und Bauamtsleiterin Angelika Renner. "Wir haben versucht herauszufinden, wer damals für Planung und Bauausführung verantwortlich war. Aber da kommen wir nicht so recht weiter", sagt sie. Außerdem seien die Gewährleistungsfristen von fünf Jahren seit 1992 längst abgelaufen.
Deshalb sollen nun, vorausgesetzt der Kreistag stimmt dem Etat 2012 zu, im nächsten Jahr große Teile des Daches komplett erneuert werden, "natürlich mit entsprechender Dämmung", betont Renner. Da man ohnehin Gerüste stellen müsse, werde man dabei noch einige Arbeiten an der Fassade ausführen. Dazu gehören die Montage von Zinkblechen auf den Außenfensterbänken, aber auch das Schließen von Fugen an den Fenstern. Eine Arbeit, die offenbar wegen der Geldknappheit des Altkreises Weißenfels übrig geblieben ist.
Hohe Heizkosten
Alles zusammen soll aber nicht nur die Bausubstanz des denkmalgeschützten Gebäudes sichern, sondern noch einen zweiten Effekt bringen. "Wir haben derzeit im Jahr 50 000 Euro Heizkosten", sagt Dieter Engelhardt. Im Verwaltungsgebäude in Naumburg liegen die bei 80 000 Euro, obwohl das Haus dreimal so groß ist und auch das Dreifache an Mitarbeitern beherbergt. Jetzt hofft auch Bauchefin Angelika Renner, dass man von diesen immensen Heizkosten herunterkommen könnte und so langfristig Betriebskosten spart. Allerdings seien die Heizkosten in dem Gebäude in Weißenfels und dem in Naumburg nicht in allen Punkten vergleichbar. Renner weist darauf hin, dass man in dem Neubau in Naumburg für jedes Zimmer einzeln per Temperaturfühler die Wärme regeln kann. In Weißenfels habe man lediglich eine Regulierungsmöglichkeit mittels Thermostat am Heizkörper.