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Verkehr Weißenfels streitet über Radwegbau in der Neustadt

Die Kommune muss Geld für die Entwicklung des Stadtteils ausgeben. Eines der Projekte ist ein Geh- und Radweg am Röntgenweg. Warum der Plan noch scheitern könnte.

Von Andreas Richter 30.05.2024, 06:00
Der Röntgenweg in Weißenfels.  Auf dem rechten unbefestigten Streifen war bisher ein Geh- und Radweg geplant.
Der Röntgenweg in Weißenfels. Auf dem rechten unbefestigten Streifen war bisher ein Geh- und Radweg geplant. Foto: Andreas Richter

Weißenfels/MZ. - Wie lange kann man im Ausschuss für Stadtentwicklung über ein Bauvorhaben an einer gut 350 Meter langen Straße diskutieren? Ziemlich lange. Der Weißenfelser Ausschuss hat sich auf seiner jüngsten Sitzung jedenfalls alles in allem fast eine Stunde lang mit dem Plan für einen Geh- und Radweg am Röntgenweg in der Neustadt beschäftigt. Das Fazit: Offen ist nun, ob der Weg überhaupt gebaut wird.

Der Anfang der Geschichte liegt dabei mehr als zwei Jahre zurück. Damals hatte die Stadt geplant, eine Lärmschutzwand und einen Wendehammer an der Ecke Röntgenweg/Brückenstraße zu errichten. Finanziert werden sollte das Vorhaben aus jenen Ablösebeträgen, die die Grundstückseigentümer in dem festgelegten Entwicklungsgebiet „Neustadt Weißenfels“ zahlen mussten. Nach langen, teils kontroversen Debatten und einer Verkehrssimulation dann der Rückzieher: Lärmschutzwand und Wendehammer werden doch nicht gebaut.

Vor einem Jahr im Rat beschlossen

Damit stand die Stadt erneut vor der Frage, wie sie jene 650.000 Euro Ablösebeträge sinnvoll innerhalb des begrenzten Gebiets in der Neustadt ausgeben kann. Für 400.000 Euro gibt es mittlerweile einen ehrgeizigen Plan, der jüngst im Stadtrat bestätigt wurde: Im Neustadtpark wird ein Abenteuerspielplatz für Kinder zwischen vier und 14 Jahren entstehen. Mit den restlichen 250.000 Euro, so hatte es der Stadtrat schon vor einem Jahr beschlossen, soll ein Geh- und Radweg entlang des Röntgenweges zwischen der Einmündung Kükenthalstraße und der Brückenstraße entstehen.

Eigentlich sollte nun auf der jüngsten Ausschuss-Sitzung nur über den aktuellen Stand der Umsetzung des Projekts informiert werden. Doch die Diskussion machte deutlich: Das Vorhaben geht offensichtlich am Bedarf vorbei. „Der Geh- und Radweg auf der Seite gegenüber unseren Grundstücken ist gut und schön. Eine wirkliche Entlastung für die Anwohner ist er jedoch nicht“, sagte Anwohnerin Nicole Heinecke in der Einwohnerfragestunde. Sie erinnerte daran, dass in den 1990er-Jahren der Fußweg in einem Teil des Röntgenweges entfernt wurde. Seitdem gibt es zwischen der Einmündung Robert-Koch-Weg und der Brückenstraße nur noch einen Gehstreifen vor den Grundstücken, der zur Straße hin lediglich mit Pollern abgetrennt ist. „Mit einem Fußweg hat das nichts zu tun“, so Nicole Heinecke. Die Anwohner wünschten sich deshalb wirksame Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, so etwa eine Einbahnstraßenregelung.

Stadt in der Zwickmühle

Hoffnungen, die Clemens Bumann, Fachbereichsleiter Technische Dienste und Stadtentwicklung, allerdings enttäuschen musste. „Am Bestand der Straße und an der Verkehrsregelung wird sich nichts ändern“, sagte er im Ausschuss. Das Problem: Nicht der Röntgenweg an sich, sondern nur der für den Geh- und Radweg vorgesehene Streifen befindet sich in den Grenzen jenes Entwicklungsgebietes, für das Ablösebeträge gezahlt wurden. Sprich: Eine Verkehrsberuhigung oder andere Maßnahmen müssten aus Haushaltsmitteln der Kommune finanziert werden. Eine entsprechende Entscheidung müsste der Stadtrat zu gegebener Zeit treffen.

Nun aber steckt die Stadt erst einmal in der Zwickmühle. Soll sie das Geld wie beschlossen für einen Geh- und Radweg ausgeben, den irgendwie keiner dringend braucht? Oder soll sie den Beschluss zum Bau des Weges im Stadtrat aufheben und noch einmal neu über eine sinnvollere Maßnahme im festgelegten Entwicklungsgebiet der Neustadt nachdenken? Dabei allerdings drängt die Zeit. „Wir müssen das Geld bis 2026 ausgegeben haben, ansonsten müssen wir es zurückzahlen“, sagte Bumann.