Weißenfels Weißenfels: Eis und Nougattütchen
weissenfels/MZ. - Aufmerksam verfolgt Alejandro Calviño die Frau an der Wickelmaschine. Kleine Nougatherzen verschwinden kurz im Inneren, um Sekunden später glänzend rot verpackt wieder aufzutauchen. Der 16-Jährige gehört zu den zwanzig spanischen Jugendlichen, die sich an diesem Vormittag in der Weißenfelser Argenta Schokoladenmanufaktur umschauen. Sie lassen sich Nougattüten und -herzen schmecken und erfahren von Produktionsleiter Steffen Baron, wie das Naschwerk entsteht.
Dirk Hörning hilft die Sprachbarriere zu überwinden. Zum siebenten Mal sind junge Leute aus Las Palmas von der Insel Gran Canaria zu Gast in Weißenfels. Und seit der Premiere des Schüleraustauschs im Jahr 2002 hat der Spanisch-Lehrer am Goethegymnasium den Hut dafür auf. Seit 2011 läuft der Austausch über ein nach dem Pädagogen Comenius benanntes europäisches Förderprogramm. "Die EU unterstützt diesen Austausch über zwei Jahre hinweg mit insgesamt 16 000 Euro", berichtet Hörning. Anfang 2011 besuchten spanische Schüler Weißenfels und empfingen ihre Gäste dann im März. Und so wird es in diesem Jahr wieder sein.
"Schade, dass das Wetter so grau und ungemütlich ist", bedauert der Spanisch-Lehrer, während die Gäste aus dem sonnigen Süden noch ein wenig den Weg der Nougattüten durch die Schokoladenfabrik verfolgen. Immerhin kommen die meisten jungen Leute von den zurzeit etwa 20 Grad warmen Kanaren mit der Erwartung auf ein Schnee-Erlebnis ins winterliche Deutschland. "Ich hatte es noch kälter erwartet", meint Alejandro zum deutschen Schmuddelwetter. Doch ein Erlebnis auf dem Eis hatten er und seine Mitschüler immerhin schon. Gehörte doch auch Schlittschuhlaufen in der Eissporthalle in Halle zum Programm des zwölftägigen Aufenthalts. "Das hat echt Spaß gemacht", meint die 16-jährige Irina Talavera. Und Dirk Hörning bescheinigt: Die meisten hätten sich ganz gut angestellt. Immerhin sei es ja ein bisschen wie Inlineskaten auf dem Eis.
Doch nicht nur Naschen und Spaß auf den Kufen füllen die Besuchstage in Deutschland. Eine Unterrichtsstunde am Gymnasium darf da ebenso wenig fehlen wie eine Stadtführung durch Weißenfels mit Besuch auf dem Schloss. Oder eine Fahrt zur Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald. Einen besonderen Eindruck habe bei den Jugendlichen die Sonderausstellung über das antike Pompeji im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle hinterlassen, berichtet Hörning weiter. Und dann war noch der Besuch in Leipzig. "Leipzig hat mir echt gefallen", sagt Alejandro und nascht noch ein Nougattütchen.
Und schließlich müssen die meisten Spanier auch nicht auf ihr Schnee-Erlebnis verzichten. Viele Gasteltern fahren extra mit ihren jungen Leuten nach Oberwiesenthal oder in den Harz, um ihnen ein wenig Spaß in weißer Pracht zu bieten. Alejandro und Irina hoffen da auf den Sonnabend, ehe sie am Sonntag wieder zurück ins Warme fahren.