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Familienforschung steht hoch im Kurs Weißenfels: Das Stadtarchiv bekommt sogar Post aus Brasilien

Von Andreas Richter 28.01.2018, 09:00
Prächtiges Zeitdokument - diese Urkunde eines ehemaligen Rektors der Oberrealschule erhielt Silke Künzel von dessen Ururenkelin.
Prächtiges Zeitdokument - diese Urkunde eines ehemaligen Rektors der Oberrealschule erhielt Silke Künzel von dessen Ururenkelin. Peter Lisker

Weißenfels - Archivare bekommen mitunter Post von weither. So wie Silke Künzel, die Leiterin des Weißenfelser Stadtarchivs. Unter den 274 schriftlichen Anfragen, die sie im vergangenen Jahr erhalten hat, war auch eine aus Brasilien. Eine Frau wollte Genaueres über ihre deutsche Ururgroßmutter erfahren.

Die Suche war erfolgreich. Ein Auszug aus dem Geburtsregister konnte weiterhelfen. Nicht immer allerdings ist die Recherche der Archivare von Erfolg gekrönt. So hatte sich im vergangenen Jahr ein polnischer Wissenschaftler an das hiesige Archiv gewandt. Er beschäftigt sich mit der Geschichte eines ehemaligen Häftlings im Konzentrationslager Auschwitz. Die Spurensuche in Weißenfels blieb jedoch ohne Ergebnis.

Stadtarchiv Weißenfels: Viele Interessenten kommen persönlich

Auch 2017 hat sich bestätigt: Familienforschung steht hoch im Kurs. Von den 274 schriftlichen Anfragen beschäftigten sich immerhin 119 mit der Ermittlung von Erben und 96 mit Ahnenforschung. „Aus der Anfrage zu einer Person kann sich manchmal ein ganzer Stammbaum entwickeln“, weiß Silke Künzel.

Immer wieder kommen Interessenten auch direkt im Archiv in der Großen Burgstraße vorbei. Um Akten zu wälzen und selbst zu recherchieren. 317 mal war das im vergangenen Jahr der Fall. Top-Themen bei der heimatgeschichtlichen Recherche waren die Historie der Trommelfabrik, der Erste Weltkrieg und die Reformation. Für all die Anfragen und Vor-Ort-Termine müssen die drei Mitarbeiter des Stadtarchivs einiges in Bewegung setzen. Silke Künzel weiß es genau: 238 Akten wurden im vergangenen Jahr aus den Magazinen geholt, ebenso 198 Zeitungsbände und 268 andere Archivalien.

Auch besondere Schätze erreichen das Stadtarchiv Weißenfels

Wenn die Leiterin auf 2017 zurückblickt, dann erinnert sie sich an zahlreiche Schenkungen, die das Archiv erneut erreichten. Besonders wertvoll: Zwei in Leder eingebundene und in Frakturschrift ausgefertigte Urkunden, die Professor Robert Rosalsky, Rektor der Oberrealschule in Weißenfels, anlässlich seines Ausscheidens aus dem Dienst im Jahr 1905 erhalten hat.

Eine Ururenkelin aus Neuss (Nordrhein-Westfalen) hatte die Urkunden aus ihrem Privatbesitz an das Weißenfelser Archiv geschickt. „Das ist ein Prachtstück, sehr gut erhalten“, zeigt sich die Leiterin begeistert. Die beiden Dokumente seien auf jeden Fall eine Bereicherung für den Urkundenbestand des Archivs. Dort lagern jetzt immerhin 226 historische Urkunden, die zum Teil bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen.

Stadtarchiv Weißenfels: Akten aus der DDR sollen neu in den Mittelpunkt rücken

Neben Porzellan oder verschiedenen Publikationen war unter den Schenkungen des letzten Jahres auch eine, die Silke Künzel leicht verwundert zurückließ. Da brachte eine Frau eines Tages zwei Steine vorbei und meinte, diese stammten vom 16. Jahrhundert aus dem ehemaligen Kloster Beuditz. „Die Herkunft können wir nicht eindeutig belegen. Wir haben die Steine dennoch entgegengenommen“, sagt Künzel.

Dass dem Weißenfelser Archiv gerade 2017 besonders viele Dinge geschenkt wurden, hängt wohl auch damit zusammen, dass sich die Einrichtung gerade im vergangenen Jahr mehr als sonst in der Öffentlichkeit präsentiert hat. Führungen oder eine Ausstellung historischer Ansichtskarten haben die Arbeit des Weißenfelser Stadtarchivs bekannter gemacht.

In diesem Jahr will die Einrichtung neben der alltäglichen Arbeit einen besonderen Schwerpunkt setzen. „Wir wollen die Neubewertung der Akten aus der DDR-Zeit in den Mittelpunkt unserer Forschungen rücken“, kündigt Silke Künzel an. (mz)