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Weißenfels Weißenfels: Das Geheimnis Carly Perans

Von JULIA REINARD 13.03.2012, 20:31

WEISSENFELS/MZ. - Für Carly Perans Geburtstagsfeier im Mai gibt es 250 Karten. Oder vielmehr: Es gab 250 Karten. Denn das Konzert ist jetzt, zwei Monate vorher, restlos ausverkauft. Wie ist das möglich bei einem lokalen Künstler, der ohnehin mehrmals im Jahr in der Gegend auftritt? Eines seiner Geheimnisse ist eigentlich gar keines: Der Kaynaer macht gute Musik. 70 Besucher hatte der 49-Jährige am letzten Freitagabend im Weißenfelser Schlosskeller - er begeisterte sie mit eigenen Liedern in deutscher Sprache und mit Coversongs der Band "Böhse Onkelz" und Neil Young. Den kanadischen Rockmusiker nennt er sein "Vorbild" - und wer dessen großen Hit "Heart of gold" aus dem Munde Perans hört, der erkennt kaum einen Unterschied zum Original.

Im Schlosskeller ist er in diesem Jahr schon zum zweiten Mal - genau wie einige der Besucher. Franziska Kaiser aus Großkorbetha zum Beispiel. Sie war im Februar im Schloss und ist jetzt wieder da. Mehr noch: Sie lässt sich in ihrer Wochenendplanung von seinen Auftrittsorten beeinflussen. "Vorige Woche waren wir in Nordhausen", erklärt die 25-Jährige - natürlich zu Perans Auftritt. Und "wir", das kann eine gleichaltrige Freundin sein, aber es ist oft auch Franziska Kaisers Mutter.

Das Publikum bei Carly Perans Konzerten ist sehr unterschiedlich: Kräftige Rocker in Ledermontur neben Pulloverträgern, ältere Semester und Zwanzigjährige mischen sich. Es herrscht entspanntes Stimmgewirr vor Konzertbeginn, hier und da nickt man einander zu. "Man lernt immer neue Leute kennen", schwärmt deshalb Franziska Kaiser von den Konzerten. Und Mutter Antje Schreiber ergänzt: "Oder alte Bekannte." Sie sind dieses Mal mit Bekannten gekommen, mit Susann Klein aus Merseburg, die regelmäßig Perans Konzerte besucht, und mit Mareike Bünger aus Leuna, die zum ersten Mal dabei ist. Es gibt sie also, diejenigen, die Peran erst für sich gewinnen muss.

Aber das ist scheinbar das, was ihm leichtfällt. Eine Sache unterscheidet Peran nämlich von den meisten seiner Kollegen: "Er ist ein Musiker zum Anfassen! Auf dem Boden geblieben. Er geht auf sein Publikum zu! - Er ist einzigartig!", sprudelt es aus Mario Glotz heraus, wenn man fragt, was Peran denn ausmache. Glotz kennt den Sänger sowohl als Konzertgänger als auch als Mitorganisator des Festivals "Rock im Glockenturm" in Markröhlitz. Vor acht Jahren ist Peran dort erstmals aufgetreten. Glotz sagt, er habe damals die Empfehlung bekommen, Peran zu fragen, der würde für gute Musik und Stimmung sorgen. Er engagierte ihn und war begeistert "Wir haben gute Erfahrung mit ihm gemacht", sagt er. Und so ist Peran am 4. August in Markröhlitz wieder dabei.

Während des Konzertes im Schlosskeller fragt Peran ins Publikum: "Sind hier Neil-Young-Fans?" Und die Antwort ist: "Yeah." "Sind hier auch Onkelz-Fans?" Und wieder erschallt ein "Yeah!" Das dritte "Yeah!" ist am lautesten - es kommt auf die Frage: "Und Carly-Peran-Fans?" - Dabei schmunzelt der Sänger schon bei der Frage und schaut zu Boden, als die Antwort erschallt. Seit 18 Jahren macht er Musik, erklärt der 49-Jährige, "aber die letzten drei Jahre geht es richtig los mit Auftritten und größerem Publikum". Warum, das könne er sich selbst nicht erklären. Vielleicht liegt es den vielen Handschlägen, mit denen er seine Fans begrüßt, an den Gesprächen, die er mit ihnen vor und nach den Konzerten führt, an seiner nicht endenden Freundlichkeit - auf wie jenseits der Bühne.

Ein Geheimnis bleibt noch: Vielleicht liegt es am Namen? Vielleicht ist es ein spanisches Wort für "Erfolg"? Peran verneint. Die Erklärung ist viel einfacher: Er heiße Wehner und habe lange einen Künstlernamen gesucht. Als er eines Tages eine Werbung sah, hatte er ihn: Vom Wort "Superangebot" waren die Außenbuchstaben verdeckt - es blieb "Peran" - "und das hat genau richtig geklungen". Heute klingt es vielversprechend.