Weißenfels Weißenfels: Biogasanlage sorgt für Unmut
weissenfels/MZ. - In der Stadt Weißenfels regt sich Widerstand gegen die Errichtung einer Vergärungsanlage für organische Abfälle in Zorbau. Für Unmut sorgt dabei das Vorhaben an sich, aber auch die Tatsache, dass die Stadt Weißenfels in das Genehmigungsverfahren für die Anlage auf dem unmittelbar angrenzenden Gebiet der Einheitsgemeinde Lützen formal nicht einbezogen ist.
Die Firma Energiepark Zorbau II Unternehmergesellschaft mbH will im südlichen Teil des Gewerbegebietes Zorbau eine Biogasanlage zur Verarbeitung von organischen Abfallstoffen errichten. Verarbeitet werden sollen in erster Linie Schlachtabfälle. Geplant ist eine Verarbeitungskapazität von 248 Tonnen pro Tag. Pro Jahr sollen mehr als 11 000 Tonnen Biogas erzeugt werden. Laut Antrag soll die Anlage im August kommenden Jahres in Betrieb genommen werden.
Das Vorhaben hat mittlerweile jedoch am Rande mehrerer Sitzungen von Ausschüssen des Weißenfelser Stadtrates für Diskussionen gesorgt. Die Kritiker verweisen auf eine deutliche Steigerung des Verkehrsaufkommens und starke Geruchsbelastung im Umfeld der geplanten Anlage. "So etwas gehört auf die grüne Wiese und nicht in die Nähe einer Ortschaft", sagte Klaus Heunisch (Fraktion FDP / Freie Wähler) und forderte mehrfach von der Stadt, gegen die Pläne in Zorbau vorzugehen.
Stadtplanerin Diana Wagner bestätigte jedoch während der jüngsten gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Stadtentwicklung und Umwelt, dass die Stadt Weißenfels nicht in das Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz einbezogen ist. Der Verwaltung lägen keinerlei Unterlagen zum Projekt vor. Daher könne man auch keine fachlich begründete Stellungnahme abgeben. Den Gremien der Stadt stehe eine politische Willensbekundung zum Bauvorhaben natürlich frei.
Eine solche Stellungnahme hat der Ortschaftsrat im unmittelbar an Zorbau angrenzenden Weißenfelser Ortsteil Borau abgegeben. In einem Schreiben an das Landesverwaltungsamt in Halle, bei dem das Genehmigungsverfahren für die Anlage läuft, hat der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) den Standpunkt weitergeleitet. Nach Ansicht der Borauer stellen der geplante Transport sowie die Lagerung und Verarbeitung gefährlicher organischer Abfallstoffe ein erhebliches Risiko für die Bewohner der östlichen Gebiete von Weißenfels dar. Verwiesen wird auf die Geruchsbelastung ebenso wie auf die Gefahren, die von infektiösen Krankheitserregern ausgehen können. Die Borauer fordern die Einhaltung eines Mindestabstands von fünf bis zehn Kilometern zu besiedelten Gebieten. Datiert ist das Schreiben mit der Stellungnahme der Borauer vom 2. Oktober dieses Jahres. Was gerade noch rechtzeitig gewesen sein dürfte, da die Frist für Einwendungen zum Vorhaben am 5. Oktober abgelaufen war.
Gabriele Städter, Pressesprecherin beim Landesverwaltungsamt, hat auf MZ-Anfrage bestätigt, dass die Planungshoheit bei der Einheitsgemeinde Lützen liegt, auf deren Territorium die Anlage errichtet werden soll. Deshalb sei Weißenfels "planungshoheitlich nicht betroffen". Allerdings habe die Stadt wie jeder andere auch die Gelegenheit gehabt, sich im Rahmen der öffentlichen Auslegung der Unterlagen, die vom 22. August bis 5. Oktober stattfand, zu äußern. Nächster Schritt des Verfahrens sei nun der öffentliche Erörterungstermin. Die Erörterung soll am 13. November, 10 Uhr im Lützener Rathaus beginnen.