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Weißenfels Weißenfels: Bäckerei schließt zu

Von bärbel schmuck 20.04.2012, 16:19

weissenfels/MZ. - Das Schild mit der Information über die Schließung am Eingang der Bäckerei Schaumburg beachten die wenigsten Kunden, weil die Tür meistens offen steht. Deshalb sagt Verkäuferin Margitta Haushälter allen Einkäufern, dass der Backshop am Weißenfelser Markt am Samstag bis um 11 Uhr das letzte Mal geöffnet hat.

Obwohl die 59-jährige Mitarbeiterin weiß, dass sie damit arbeitslos wird, ist sie freundlich zu allen Kunden. "Sie können doch nichts dafür ", meint Haushälter. Sie habe sogar Verständnis, denn das Geld fehle den meisten Bürgern. Die ältesten seien gestorben oder weggezogen, immer weniger Kundschaft lasse sich blicken, zieht die Verkäuferin Bilanz.

Helga Rödiger ist eine von den ganz treuen Kunden. Die Seniorin kauft gerne hier ein, "weil die Qualität und die Preise stimmen." Die über 80-Jährige bedauere die Schließung, müsse sich nun einen anderen Bäcker suchen, was ja in der Stadt problemlos sei. Ein anderer Kunde, der seinen Namen nicht nennen will und der regelmäßig in den Laden kommt und auch die Mittagessen-Angebote der Osterland-Fleischerei unterm selben Dach nutzt, sagt: "Das Dilemma ist, wir haben in Weißenfels zu viele Bäckereien, zu viele Fleischer, Apotheken, Optiker. Der Branchenmix stimmt nicht, das ist bitter und tödlich für ein Zentrum." Die Innenstadt veröde zunehmend, hinzu kämen die Baustellen im Herzen von Weißenfels. Bereits seit der Wende sei eine Menge falsch gelaufen, sagt der Mann in der Baumontur, bevor er sich auf sein Fahrrad schwingt. Dass in Weißenfels trotzdem viel Gutes passiert sei in punkto Gebäudesanierung wolle er aber nicht verhehlen, erklärt er noch.

"Es geht einfach nicht mehr, unsere Umsätze im Backshop am Markt sind im Keller", erklärt die Chefin Hannelore Schaumburg. "Eigentlich hätten wir schon im März zumachen müssen, wir haben seit dieser Zeit drastische Einbußen - von immerhin 50 Prozent, wir mussten sogar unsere Öffnungszeiten verkürzen", beklagt die 54-jährige Geschäftsfrau. Die Talfahrt sei jetzt nicht mehr aufzuhalten.

Dabei hatte alles im Februar 2008 so gut angefangen, blickt Ehemann Jörg Schaumburg zurück. Die Familie, die seit Jahren schon ihr Hauptgeschäft an der Großbäckerei im Weißenfelser Ortsteil Burgwerben betreibt, machte sich vor gut vier Jahren mit viel Optimismus und Engagement an die Neueröffnung im Stadtzentrum. "Obwohl uns unser Vorgänger, ein anderer Bäcker, der aufgeben musste, gewarnt hatte, haben wir den Schritt gewagt", sagt er. Brot, Brötchen und Kuchen gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Seit die großen Baustellen in der Innenstadt existieren, gehe es nur noch abwärts. "Wir haben gekämpft, aber leider verloren", bedauert Hannelore Schaumburg. Auch, dass mit Margitta Haushälter nun eine zweite Mitarbeiterin die Kündigung erhalte, tue den Betreibern des Backshops leid. "Wir werden sie mit einer Feierstunde ordentlich und anständig verabschieden, wie sich das gehört", sagt Schaumburg. Kathleen Schulze, Verkäuferin bei Osterland am Markt, hofft, dass wieder ein Bäcker einzieht, weil die Fleischerei davon profitiere.