1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Weißenfels: Weißenfels: Aufkleber gegen Zirkusspaß

Weißenfels Weißenfels: Aufkleber gegen Zirkusspaß

Von HEIKE RIEDEL UND TORSTEN GERBANK 17.10.2010, 16:15

WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - Viele der von den Mitarbeitern des "Circus Afrika" in Weißenfels verteilten Plakate waren am Sonnabend früh überklebt mit dem Schriftzug "fällt aus wegen Tierquälerei". "Das ist Verleumdung und üble Nachrede", empört sich Hagen Weisheit, Chef der Zirkusgruppe, die am Montag um 15 Uhr in den Weißenfelser Badanlagen ihre letzte Vorstellung gibt. Bereits seit Juli werde sein Unternehmen von Leuten verfolgt, die sich als Tierrechtler ausgeben.

Eine militante Gruppe sei es, die den Zirkus angreife, dessen Fahrzeuge beklebe, Reifen zersteche und Ähnliches, sagt Weisheit. Er würde sich freuen, es kämen aus der Bevölkerung Hinweise, damit die Polizei Ermittlungen aufnehmen kann, äußert Weisheit gegenüber der MZ. Allein der Sachschaden liege schon bei 8 000 Euro. Den geschäftlichen Schaden könne er schwer beziffern, weil die Aufkleber nicht nur die Besucher von angekündigten Veranstaltungen abhielten, sondern den Ruf des Unternehmens schädigten. Als es schon einmal ähnliche Vorfälle gegeben habe, habe sich die Spur der in seinen Augen falschen Tierrechtler in Rumänien verloren, so Weisheit.

Laut den Unterlagen, die er vorweist, hat das Veterinäramt des Burgenlandkreises das Unternehmen am Freitag erst kontrolliert und "keine Beanstandungen" festgestellt. Am Wochenende war vom Amt für Nachfragen der MZ niemand zu erreichen.

So hörte sich die Zeitung bei Zirkusbesuchern und Tierschützern aus dem Burgenlandkreis um. Claudia Stops, die gegenwärtig im Tierheim Weißenfels arbeitet, konnte keinen Hinweis darauf feststellen, dass die Tiere schlecht behandelt werden. Sie hatte am Freitag die Veranstaltung besucht. Elefanten, Ponys, Pferde, Kamele und Dromedare waren in dem Programm. Sie hat nichts dagegen, dass Tiere für den Zirkus gehalten und dressiert werden, soweit das ordnungsgemäß erfolgt. Und ihre Chefin, Heidi Kronberg, sowie die des Zeitzer Tierschutzvereins, Eva-Maria Bauer, meinen, dass Haustiere, wenn sie artgerecht gehalten werden, im Zirkus durchaus gut aufgehoben sein können. Sie stellen sich aber, wie auch Karin Spindler vom Naumburger Tierschutzverein, klar hinter die Forderung des Tierschutzbundes Deutschland, dass Wildtiere nicht in einen Zirkus gehören, haben dabei besonders Raubkatzen im Blick. "Käfighaltung ist schlimm", sagt Karin Spindler, warum sie Zirkus persönlich nicht mag.

Die Sprecher der drei Tierschutzvereine im Burgenlandkreis distanzieren sich klar von dem Vorgehen, dass die Aufklebergruppe an den Tag legt. "Das ist falsch verstandener Tierschutz", sagt Eva-Maria Bauer. "Im Ergebnis wird die Not des Zirkus und damit auch seiner Tiere nur größer", gibt Karin Spindler zu bedenken.

Nach MZ-Recherchen im Internet soll "Circus Afrika" in anderen Städten dadurch aufgefallen sein, dass er offene Rechnungen hinterließ und ungenehmigt viel plakatierte. Zudem soll ein Elefant eine Frau angegriffen haben, um an deren Beutel zu kommen. Berichtet wird im Internet ebenso von Aktionen militanter Tierrechtler gegen andere Zirkusunternehmen.

Davon gehört und ein paar ähnliche Erfahrungen gesammelt hat auch René Lauenburger, der 51-Jährige Direktor des "Circus Berlin", der von Freitag bis Sonntag in der Geschwister-Scholl-Straße von Zeitz gastierte. "In Zeitz gab es keine Probleme, auch in der laufenden Tournee habe ich Glück gehabt", sagte er. Bei seinen Vorstellungen treten 25 Tiere auf, so Kamele, Ziegen, Pferde, Antilopen. "Die Tiere", so Lauenburger, "werden artgerecht gehalten. Nicht eines ist angebunden. Sie können in den Boxen frei laufen." Kontrollen vom Veterinäramt gebe es an jedem neuen Gastspielort. Die Tiervorführungen in der Manege seien der Natur angepasst. "Pferde zum Beispiel steigen auch in der Natur vorne auf, sie wälzen sich und setzen sich auch mal auf den Hintern", sagte Lauenburger.

"Circus Afrika" ist am Montag noch 15 Uhr in Weißenfels, Badanlagen, zu erleben.