Weißenfels Weißenfels: Auf ehemaligem Armeegelände tummeln sich Galloway-Rinder

Weißenfels - Vor drei Jahren hat Bernd Schmidt (66) mit seinem Sohn Steffen (42) mit der Zucht von Galloway-Rindern begonnen. Obwohl es bislang ein Zuschussgeschäft gewesen ist, bereut der 66-Jährige, der mit dem Ruhestand liebäugelt, die Anschaffung der Tiere nicht. Bisher habe man nur für die Familie zwei Rinder geschlachtet. Künftig sollen es vor allem für den Verkauf jährlich drei sein. Man schmecke natürlich, dass es sich nicht um Tiere handele, die hochgemästet wurden und Leistung bringen müssen. Von den Galloways, die das ganze Jahr über draußen stehen und sich bis aufs Heu im Winter in der Natur ernähren, schmecke das dunkle Fleisch besonders. Irgendwann werde man deshalb mit dem Hobby auch schwarze Zahlen schreiben.
Mit der Flasche groß geworden
Und außerdem: Wenn Schneeflocke Bernd Schmidt kommen sieht, dann trabt sie auf ihn zu. „Es ist doch ein schönes Gefühl, wenn die Tiere meine Nähe suchen“, sagt der 66-Jährige. Schneeflocke nicht nur weiß, sondern mit der Flasche groß geworden, weil die Mutterkuh sie nicht angenommen hat. Dreimal am Tag hat er oder sein Sohn sie mit bis zu zwei Litern, die aus Milchpulver hergestellt und auf Körpertemperatur gebracht werden mussten, gefüttert. Das verbindet natürlich und bei dem knapp zwei Jahre alten Tier müsse man keine Angst haben, sagt Schmidt. Auch andere Tiere kämen gemütlich angetrottet und trotzdem müsse man vorsichtig sein, weil sie schnell zum Angriff übergehen könnten. Übrigens soll die Zucht letztlich auf Tiere hinauslaufen, die wie Schneeflocke ein weißes Fell haben.
Der Chef eines Getränkemarktes in der Neustadt, der zudem Privatleute, aber auch Firmen direkt beliefert, verweist auf die Zucht von Bernd Freiberg, der solche Rinder an der Straße zwischen Uichteritz und Markröhlitz stehen hat. „Die hatten mir von Anfang an gefallen“, erzählt Schmidt und Tipps habe er damals vom Züchter außerdem bekommen. Denn Schmidt betont, dass er Quereinsteiger sei und mit der Landwirtschaft zuvor nichts zu tun hatte. Gefiederte Freunde hatte er freilich schon in jungen Jahren und hält heute noch Grau- und Lori-Papageien.
Mit sieben Rindern angefangen
2013 habe er dann einen Teil des ehemaligen Übungsgeländes der DDR-Volksarmee neben der Firma Fertigungstechnik von der Stadt Weißenfels gepachtet. Mit sieben Rindern war begonnen worden. Inzwischen habe man 18 Tiere, ein weiteres musste geschlachtet werden, weil es sich das Bein unheilbar verstaucht hatte. Denn das Gelände hat es mit seinen alten Schützenmulden und -gräben in sich. Auch in den stacheligen Weißdornbüschen bleiben die Tiere mit ihrem Fell schnell mal hängen. Eines hat dabei schon die Hälfte seines Schwanzes eingebüßt. Hier haben 15 Tiere, darunter zwei Jungbullen, viel Bewegung. Für drei weitere Bullen hat Schmidt weiter entfernt noch drei Hektar gepachtet. Der Hobby-Viehhalter sagt, dass er auf diese Weise die Geburten steuern wolle. Die Kälber sollen wegen des besseren Futterangebotes im Frühjahr zur Welt kommen und nicht übers Jahr verteilt.
Und was die bislang roten Zahlen angeht? Der Züchter spricht von unvorhersehbaren Ausgaben. Da ein 1 000-Liter-Wasserfass für die große Anzahl der Tiere nicht mehr ausreichte, hat man einen 6 000-Liter-Wasserwagen anschaffen müssen. Außerdem wurde ein Belarus-Traktor besorgt, denn der Wagen muss zum Auffüllen auch übers Gelände gezogen werden. Und die insgesamt 13 Hektar hat man mit Elektrozäunen gesichert.
Ein Stall musste gebaut werden, in dem Heurollen gelagert werden können, die als Winterfutter gebraucht werden. Ein sogenannter Fangstand sei zudem notwendig geworden, weil jährlich der Tierarzt kommen muss. Er nimmt den Galloways Blut ab, so dass ihr Gesundheitszustand überprüft werden kann. „Der Stand muss sehr robust sein, denn nicht selten werden die Vierbeiner wegen des Stresses richtig wild.“ (mz)
