Weihnachtsmarkt in Weißenfels Weihnachtsmarkt in Weißenfels : Hier gibt es Kräppelchen von der Kölner Omi

Weissenfels - Heinz Wimmert kommt schon seit 13 Jahren jeden Advent aus dem Rheinland nach Weißenfels, um Waffeln, Kräppelchen und gebrannte Mandeln zu verkaufen. „Der Weihnachtsmarkt in Weißenfels hat eine tolle Atmosphäre und die Leute hier sind supernett“, sagt der 33-Jährige aus Köln, der auf dem Markt mit einer Waffelbude und einem Mandelwagen präsent ist. Doch der Familienbetrieb, in den der Schausteller eingeheiratet hat, kommt schon fast doppelt so lange nach Weißenfels. „Der Großvater meiner Frau ist gleich nach der Wiedervereinigung her gekommen und seitdem ist der Betrieb jedes Jahr mit ein paar Buden hier“, sagt er.
„Wir Wessis wollten damals das große Geschäft im Osten machen“, sagt Heinz Wimmert selbstironisch und lacht. Wie genau es den Großvater damals eigentlich nach Weißenfels verschlagen hatte, weiß heute niemand mehr so genau in der Familie. Aber: „Wir kommen immer wieder, weil es uns in Weißenfels im Advent gut gefällt.“
Den Rest des Jahres ist die Schaustellerfamilie vor allem auf Volksfesten in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen unterwegs. „Auch auf den Hamburger Dom fahren wir“, sagt Heinz Wimmert. Seine Frau führt derzeit einen weiteren Stand auf dem Weihnachtsmarkt in Naumburg. „Allerdings ist sie schon ziemlich schwanger. Deswegen fahr ich möglichst oft hin, um ihr zu helfen“, sagt er.
Auch Heinz Wimmert stammt aus einer Schaustellerfamilie, die früher mit Autoscootern durchs Land gezogen ist. Heute helfen sein Vater und seine beiden Brüder mit in der Waffelbude und sind fast das ganze Jahr mit ihm unterwegs. „Man muss zu so einem Leben geboren sein“, sagt Wimmert.
„Aber mein Kinderwagen stand damals schon auf dem Jahrmarkt und ich kenne es gar nicht anders“, sagt er. Zumal er sich etwas anderes auch gar nicht vorstellen könnte: „Ich liebe es, viel herumzukommen und immer neue Leute und Orte kennenzulernen. Auf keinen Fall möchte ich jeden Tag den selben Weg zur Arbeit fahren müssen. Das wäre überhaupt nichts für mich.“
Leben im Wohnwagen
Auch seine beiden Töchter sind immer mit dabei und lernen dabei das Schaustellerleben kennen. „Meine Große ist zehn Jahre alt und besucht derzeit die Beuditzschule“, sagt Wimmert. Denn die Schulpflicht gilt natürlich auch für Schaustellerkinder, die unterwegs immer wieder die Schule wechseln müssen. Die kleinere Tochter ist fünf Jahre alt und auch immer mit dabei. „In Weißenfels übernachten wir ausnahmsweise im Gasthof, auch wenn wir sonst das Jahr über im Wohnwagen leben“, sagt Waffelbäcker Wimmert. Allerdings würde es sich nicht lohnen, den Anhänger den langen Weg von Köln bis nach Weißenfels zu ziehen.
Warum Wimmerts Stammkunden in diesem Jahr Probleme hatten, seinen Stand zu finden, lesen Sie auf Seite 2.
Nach über 20 Jahren Weißenfelser Weihnachtsmarkt hat sich der Familienbetrieb schon eine große Stammkundschaft erarbeitet. „In diesem Jahr hatten einige Kunden allerdings Probleme, unseren Stand zu finden“, sagt Wimmert. Und das, obwohl er den selben Standort wie immer hat. „Wir haben in diesem Jahr eine nigelnagelneue Bude aufgebaut. Nach so langer Zeit war das einfach mal fällig.“
Denn der alte Stand war noch von Opas Zeiten. Der Großvater seiner Frau kommt mittlerweile allerdings nicht mehr nach Weißenfels. „Er ist über 70 Jahre alt und möchte die weite Reise nicht mehr auf sich nehmen. Dafür verkauft er mit Oma immer noch Waffeln auf dem Kölner Weihnachtsmarkt“, so Wimmert. Von der Großmutter stammen im übrigen auch die Rezepte für die Waffeln und die Mutzen, wie die Kräppelchen aus dem Rheinland heißen. „Die werden immer noch nach Originalrezept von früher hergestellt.“
Nach dem Ende des Weihnachtsmarktes in Weißenfels fährt die Familie zurück nach Köln, um Heiligabend auf dem eigenen Grundstück im Wohnwagen zu feiern. Und gibt es dort auch einen Tannenbaum? „Natürlich, unser Wohnwagen ist riesig“, sagt Schausteller Heinz Wimmert und lacht. (mz)