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Wechsel auf Sommerreifen Wechsel auf Sommerreifen: Warum Ganzjahresreifen bei Autofahrern nicht im Trend liegen

Von Petra Wozny 15.04.2018, 05:00
Geselle Rick Böhme vom Weißenfelser Ford Autodienst präsentiert links den Ganzjahresreifen und rechts einen Sommerreifen.
Geselle Rick Böhme vom Weißenfelser Ford Autodienst präsentiert links den Ganzjahresreifen und rechts einen Sommerreifen. Peter Lisker

Weißenfels - Auto in die Halle fahren, aufbocken, Räder abschrauben, Pneus kennzeichnen, Sommerreifen anschrauben, Muttern anziehen, Fahrzeug auf den Hof fahren, Testfahrt, Radkappen drauf - fertig. Die Zeiger der Stoppuhr bleiben bei 20 Minuten stehen. Rudolf Rübner, Geschäftsführer der Rübner Automobile GmbH in Hohenmölsen, die in der vierten Generation besteht, ist zufrieden.

Der Wechsel von Winter- auf Sommerreifen nimmt Fahrt auf. In seiner Werkstatt läuft er jetzt auf Hochtouren. Zirka 16 Fahrzeuge werden neben der ganz normal anfallenden Arbeit in der Werkstatt neu bestückt. Fünf Monteure und ein Mitarbeiter, der für den Reifenservice zuständig ist, sind damit beschäftigt.

Allgemein gilt die Faustregel von Oktober bis Ostern für Winterreifen

„Allgemein gilt ja die Faustregel von O bis O, also von Oktober bis Ostern die Winterreifen zu fahren“, sagt er. „Doch in diesem Jahr sind bestimmt recht viele unserer Kunden froh gewesen, während der verschneiten Feiertage noch die Winterreifen auf den Felgen gehabt zu haben“, erzählt der Chef. So richtig aufgewacht seien viele seiner Kunden offensichtlich nach dem letzten fast hochsommerlichen Wochenende. In Hohenmölsen werden die Kunden zu 90 Prozent bestellt. Die Reifen von 400 Autos sind bei Rübners eingelagert.

Lohnt sich ein ständiger Wechsel von Winter- auf Sommerreifen und umgekehrt eigentlich oder sollte man nicht gleich auf Ganzjahresreifen umsteigen? Rübner findet, dass Ganzjahresreifen weder Fisch noch Fleisch seien. „Für Wenigfahrer sehe ich sie geeignet“, meint der Fachmann. Der Meinung schließt sich auch Martin Knapp, Chef des Autoservices Beuditz GmbH in Weißenfels an. „Wer sich für Ganzjahresreifen entscheidet, muss immer die Kilometerleistung auf seiner Agenda haben. In den Alpen würde ich mit ihnen nicht fahren“, meint der 35-Jährige.

Ganzjahresreifen sind ein Kompromiss

Seiner Ansicht nach seien diese Reifen ein Kompromiss. Die meisten seiner Kunden stehen auf den Wechsel. Auch in seinem Unternehmen brummt das Geschäft. Die Terminbelastung für seine Mitarbeiter sei gegenwärtig sehr hoch. Zirka 15 Kunden würden am Tag nur für „Schlappenwechsel“ betreut. Warten müssten sie etwa eine halbe Stunde, dann sei das Fahrzeug sommerfit.

Die Kunden wollen das Sommeroutfit für ihre Karossen gleich und sofort, weiß Geschäftsführer Enrico Bernt vom Autoservice Bernt in Hohenmölsen. Mindestens zehn Anrufe dieser Art gebe es täglich. Bernt ist ausgebucht für die nächsten zwei Wochen. Der Wechsel auf Ganzjahresreifen erweist sich auch in dieser Werkstatt nicht als Trend. In Teuchnern ist Ingo Fischer am Schrauben. In seinem Meisterbetrieb ist er Einzelkämpfer. Der 52-Jährige versorgt pro Tag bis zu zehn Fahrzeuge mit neuen Reifen.

Autowerkstatt rechnet, dass die Wechselei wahrscheinlich noch etwa vier Wochen anhält

„Ich rechne, dass die Wechselei wahrscheinlich noch etwa vier Wochen anhält“, ist von ihm zu hören. Beim AC Lützen sieht es im Moment ähnlich aus, beschreibt der Chef Sven Putzer die Situation. „Ich takte die Wechsel neben allen anderen Arbeiten ein“, sagt der 47-Jährige und verhehlt nicht, Termindruck zu haben.

Auch beim Ford Autodienst drehen sich die Schrauber im Minutentakt. „Etwa 15 Kunden können wir täglich bedienen“, beschreibt Werkstattleiter Steffen Emse den gegenwärtigen Arbeitsaufwand. Zirka 300 Reifensätze seien im Autodienst eingelagert und würden vor jedem Wechsel in Augenschein genommen. Alle Kunden würden angeschrieben. Dabei bekämen sie vier Wahltermine an Samstagen, um so das Wochenpensum zu entkrampfen. Emse rechnet noch bis Ende Mai mit der Wechsel-Schwerarbeit. An diesem Wochenende werden in seiner Werkstatt vier Gesellen und zwei Lehrlinge mit dem Reifenwechsel beschäftigt sein.

Übrigens: Wer diese Arbeit privat am Straßenrand allein erledigt, benötigt erfahrungsgemäß pro Pkw-Rad zirka 30 Minuten, also dauert der Tausch etwa zwei Stunden, sagen die Fachleute. (mz)