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Warten auf den Klempner Warten auf den Klempner: "Ich könnte sofort zehn Leute einstellen"

Von Meike Ruppe-Schmidt 27.02.2019, 07:00
Firmenchef Roberto Spode packt selbst mit an. „Ich könnte sofort zehn Leute einstellen“, sagt er.
Firmenchef Roberto Spode packt selbst mit an. „Ich könnte sofort zehn Leute einstellen“, sagt er. Peter Lisker

Weißenfels - Wer will fleißige Handwerker seh’n? Der muss inzwischen viel Geduld haben. Denn Maurer, Maler und Zimmermann haben im Burgenlandkreis so viel zu tun, dass Aufträge liegen bleiben oder gar nicht erst angenommen werden. Der Grund: Es fehlen schlichtweg Arbeitskräfte. Besonders groß ist der Bedarf im Bereich Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik. „Hier verzeichnen wir im Burgenlandkreis für den Monat Januar 46 freie Stellen, denen nur 20 Arbeitssuchende gegenüber stehen“, erklärt Alexander Burkhart von der Agentur für Arbeit in Weißenfels.

Die Folge: Frust bei vielen Kunden, die wegen notwendiger Reparaturen oft lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. „Bestandskunden müssen bei mir mit bis zu zehn Wochen auf Bearbeitung der Aufträge warten“, sagt Gunther Hildebrand, Chef der Hiwa-Sanitär- und Heizungstechnik GmbH in Granschütz. „Neukunden nehmen wir gar nicht mehr an.“ Ähnlich ergeht es Roberto Spode, Inhaber der Firma „Roberto Spode Heizung- und Sanitärtechnik“ in Burgwerben. „Wir sind für dieses Jahr komplett ausgebucht“, sagt er.

Klempner in Weißenfels: Neue Aufträge nehme man für 2019 nicht mehr an

Neue Aufträge nehme man für 2019 nicht mehr an. Lediglich für kleinere Reparaturen und Notfälle stehe der Kundendienst zur Verfügung. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, so Spode. „Ich könnte sofort zehn Anlagentechniker einstellen. Mit fünf Arbeitskräften mehr wäre mir auch schon geholfen.“

Worin er den Grund für den Personalmangel sieht? „Der Beruf erscheint jungen Leuten zu unattraktiv. Man macht sich die Hände schmutzig, muss sich körperlich anstrengen und ist oft unterwegs auf kalten Baustellen.“ Und das für vergleichsweise wenig Geld: „Ich zahle weit über dem Mindestlohn, aber mit den Gehältern der Industrie kann ich nicht mithalten. Dann müsste ich die Preise für meine Dienstleistung starkanheben. Aber dafür ist die Kaufkraft in der Region zu schwach.“

Klempner in Weißenfels: Von 30 Lehrlingen, die er ausgebildet hat, ist kein einziger geblieben

Bitter für Spode: Von 30 Lehrlingen, die er ausgebildet hat, ist kein einziger geblieben. Und das Nachwuchsproblem wird sich laut Klaus André, Innungsobermeister der Klempner, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker (SHK) im Burgenlandkreis sogar noch verschärfen: „Viele Fachkräfte stehen kurz vor der Rente. Treten sie aus dem Berufsleben aus, spitzt sich die Situation noch zu.“

Das bedeutet: „Aufträge werden noch weiter rausgeschoben. Und möglicherweise bekommen Behörden auf Ausschreibungen gar keine Angebote mehr, weil niemand Zeit hat, sich an der aufwändigen Prozedur zu beteiligen.“ Bei der Weißenfelser Stadtverwaltung sei dieser Fall bisher noch nicht eingetroffen. „Einen Rückgang in der Anzahl der Bewerber auf Ausschreibungen bemerken aber auch wir“, sagt Pressesprecherin Katharina Vokoun.

Klempner in Weißenfels: Erstmals seit zehn Jahren wieder eine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz

Doch Löhne sind offenbar nicht das einzige Problem bei der Suche nach Nachwuchs. „Die Ausbildung ist insgesamt anspruchsvoller geworden“, weiß Lutz Schunke von der Schunke und Gärtner GmbH in Lützen. „Wer den Realschulabschluss gerade so geschafft hat, für den wird es schwer, die Ausbildung zu bestehen. Und wer das Abitur in der Tasche hat, der will keine WCs abmontieren.“

Er selbst hatte in diesem Jahr „Glück“ und bekam erstmals seit zehn Jahren wieder eine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz. Allerdings nur eine! Fraglich bleibt, ob der Bewerber die Ausbildung tatsächlich abschließt. SHK-Inningsobermeister André: „Nur 13 von insgesamt 22 Anlagemechaniker-Azubis im Burgenlandkreis haben es in diesem Jahr bis zur Abschlussprüfung geschafft. Und die müssen sie erstmal bestehen.“ (mz)