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Wandelgänge in Hohenmölsen Wandelgänge in Hohenmölsen: Dörfer tauchen wieder auf im Erholungspark Mondsee

Von Petra Wozny 04.06.2015, 17:36
Ein Ort des Erinnerns und Entdeckens von Dörfern, die dem Bergbau zum Opfer gefallen sind , entstand mit den Wandelgängen am Mondsee.
Ein Ort des Erinnerns und Entdeckens von Dörfern, die dem Bergbau zum Opfer gefallen sind , entstand mit den Wandelgängen am Mondsee. Peter Lisker Lizenz

Hohenmölsen - Neugierig sehen die Besucher des Erholungsparkes Mondsee gegenüber der Kasse im Eingangsbereich auf frisch gepflanzte, hellgrün sprießende Hecken. Wer sich die Zeit nimmt, entdeckt hier Einzigartiges, denn zwischen den rund 1.000 Buchen liegen 15 Trittsteine. Die wiederum haben den kartografischen Umriss von Orten. Die gesamte Anlage entspricht dem topografischen Gebiet zwischen den Tagebauen Pirkau und Profen im Zeitz-Weißenfelser Braunkohlenrevier. Auf den Steinen sind die Namen jener Gemeinden, die im Bergbaurevier rings um Hohenmölsen in der Zeit von 1947 bis 1998 der Kohle zum Opfer gefallen sind.

Auf einer Weglänge von rund einem Kilometer kann nun zwischen Pirkau (weggebaggert 1946) und Großgrimma, dessen Einwohner 1998 umgesiedelt wurden, gewandelt werden. Die Idee für den Ort des Erinnerns und Entdeckens hatte die Kulturstiftung Hohenmölsen. Umgesetzt hat das mehrjährige Projekt der Zweckverband Freizeitpark Pirkau. „Was bleibt nach einer Umsiedlung, nach dem Abriss der letzten Häuser und Kirchen, dem Planieren der Wege und Gärten? Wir wollen mit den Wandelgängen der räumlichen Leere, den identitätslosen Flächen entgegentreten“, ist vom Vorsitzenden der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Freizeitpark Pirkau, Andy Haugk (parteilos) zu hören.

Feste und Bräuche

Wichtig sei dies für die Menschen, die durch den Bodenschatz Kohle ein Stück Heimat verloren haben. Noch wichtiger erscheint es den Mitwirkenden der Kulturstiftung Hohenmölsen, so meint die Leiterin der Geschäftsstelle Hohenmölsen, Ulrike Kalteich, die Bergbautradition in die Zukunft zu tragen. Während die einen einen emotionalen Bezug zu ihrer Vergangenheit haben, sich der Feste und Bräuche und ihrer Familiengeschichte erinnern, wecken die Wandelgänge bei den Enkeln Interesse, Heimatgeschichte zu erkunden.

Der Erholungspark Mondsee als Ort für die Wandelgänge scheint geradezu prädestiniert. Im Zeitraum von 1985 bis 1990 entstand aus 150 Hektar Abraumkippenflächen auf dem Gelände des ehemaligen Tagebaues Pirkau der heutige Mondsee. Mit Hilfe von Tiefbrunnen, die Grundwasser aus 70 Metern Tiefe ans Tageslicht förderten, entstand von 1989 bis 1991 ein See mit einer 36 Hektar großen Wasseroberfläche. Der Mondsee ist damit etwa 1,2 km lang und rund 300 Meter breit. Während der Flutung hatte die Wasseroberfläche die Form einer Mondsichel, dadurch erhielt der See seinen Namen. Heute kann hier nicht nur gebadet werden - die Saison beginnt gerade - das Terrain bietet auch die Möglichkeit zum Campen sowie zum Radeln und Wandern.

Wandelgängen poliert Image auf

„Wir freuen uns, dass mit den Wandelgängen das Image unserer Freizeiteinrichtung prächtig aufpoliert wird“, meint Verbandsgeschäftsführerin Carina Radon und führt aus, dass die Finanzierung der Wandelgänge eine Punktlandung gewesen sei. Aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes als auch vom Land flossen immerhin in das Projekt 65 000 Euro. Die Gesamtkosten betragen 95 000 Euro. Zwar ist nun das Labyrinth kostenfrei anzusehen, aber es ist noch nicht komplett. Zeitnah sollen am Haupteingang Informationstafeln aufgestellt werden, um die Besucher noch gezielter ins Labyrinth zu leiten. Jeder Trittstein wird noch eine Stele erhalten, in die konkrete Fakten der verlorenen Dörfer graviert werden. Konkrete Fakten in Text, Bild und Ton werden dann sogar über einen QR-Code abrufbar sein.

Übrigens ist der Wanderer in den grünen Gängen, die von der Gala Mibrag Service GmbH seit September vergangenen Jahres errichtet wurden, etwa einen Kilometer unterwegs. Die Aussichtsplattform bietet eine gute Sicht über das rund 1 600 Quadratmeter große Areal. (mz)

Vom Aussichtsturm bietet sich ein Bild über das gesamte Areal.
Vom Aussichtsturm bietet sich ein Bild über das gesamte Areal.
Peter Lisker Lizenz
Trittsteine erinnern an die Dörfer.
Trittsteine erinnern an die Dörfer.
Peter Lisker Lizenz