Vogelgrippe Vogelgrippe: Geflügel darf nicht zur Schau

Lützen/Grossgörschen - Am Wochenende haben die vorerst letzten Ausstellungen von Rassegeflügel stattgefunden. Ab sofort sind alle Geflügelausstellungen, Geflügelmärkte und ähnliche Veranstaltungen, auch Taubenmärkte und - schauen, verboten. Darüber hat das Veterinäramt der Kreisverwaltung am Montag informiert. Denn es ist jetzt die Eilverordnung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft über besondere Schutzmaßnahmen durchzusetzen. Damit sind nun Ausstellungen untersagt, um die Ausbreitung des Virus H5N8, der sogenannten Vogelgrippe, zu verhindern, erklärt Amtstierärztin Andrea Krüger.
Während es bis zum Wochenende noch im Ermessen des Landkreises lag, unter welchen Voraussetzungen die Geflügelzüchter ihre Schauen durchführen konnten, gilt nun ein bundesweites Verbot. „Ich verstehe das überhaupt nicht. Wir werden um die Früchte unseres Hobbys gebracht“, spricht Lothar Reinicke, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins Lützen und Umgebung, aus, was viele Züchter denken. Es bestehe doch schon Stallpflicht für Lützen und Weißenfels, die Tiere kämen seit Tagen nicht mehr raus, würden nur in einen Käfig gesetzt und woanders hingetragen, wo sie anzuschauen wären. Da gebe es nirgends Kontaktmöglichkeiten mit Wildtieren, sagt Reinicke.
Verbot trifft Verein hart
Statt die Zuchterfolge des Jahres am kommenden Wochenende im „Roten Löwen“ in Lützen auszustellen, muss der gerade erst fertiggestellte Aufbau nun abgebaut werden, ohne genutzt worden zu sein, beschreibt der Vereinsvorsitzende die Situation. So hart hat es den Verein wie auch die anderen, die vom Ausstellungsverbot jetzt und später noch betroffen sind, noch nie erwischt. Auf die Einschränkung, dass aus Leipziger Richtung Züchter ausfallen werden, weil dort wegen des Fundes einer infizierten Ente am Cospudener See schon strengere Auflagen galten, waren die Lützener eingestellt. Statt der weit über 400 Tiere hatten sie aber noch 360 erwartet. Die der eigenen 19 Vereinsmitglieder wären nur ein Teil gewesen.
„Es sollte unser Höhepunkt des Jahres werden“, äußert sich auch Carlo Heuschkel enttäuscht. Sein Verein hatte zum 57. Mal Rassegeflügel- und Rassekaninchenzüchter nach Großgörschen in den Saal des Dorfkrugs eingeladen. „Mal sehen, ob es sich ohne das Geflügel überhaupt noch lohnt, die Kaninchen zu zeigen“, lässt er offen, wie sich am Abend der Vereinsvorstand entscheidet. Die Vorbereitungsarbeiten auf dem Saal haben rund 20 Vereinsmitglieder bereits abgeschlossen. Doch wenn 260 Gänse, Puten, Enten, Hühner, Tauben im Saal fehlen, gehe die Stimmung für alle runter.
Heuschkel hat vor allem Sorge, dass die Jugend den Mut verlieren könnte und freut sich, dass sie wenigstens bei anderen Ausstellungen in diesem Jahr schon dabei war. In Hohenmölsen haben jüngst zum Beispiel Michel Remler für Fränkische Landgänse und Tim Heuschkel für Luchstauben einen Pokal für schönste Tiere bekommen. Das sollte sie nun motivieren, ihr Hobby nicht aufzugeben.
Amtstierärztin Andrea Krüger war am Wochenende noch selbst mit unterwegs, um die Einhaltung der von ihrer Behörde gestellten Bedingungen zu kontrollieren. Zum Kleintiermarkt in Aupitz war Geflügel grundsätzlich nicht zugelassen, aber Exoten konnten gehandelt werden. Wellensittiche, Papageien und Kanarienvögel gelten als nicht gefährdet, weil sie in der Regel nicht freilaufend sind.
Hühner zeigen schnell Symptome
Für die Rassegeflügelschau in der Mehrzweckhalle in Zorbau wurde jedes der 503 Tiere bei der Einlieferung von einem Tierarzt begutachtet, berichtet der Zorbauer Ausstellungsleiter Christoph Raue. Außerdem musste eine sogenannte Sentinel-Bescheinigung vorliegen, ein Nachweis, dass Hühner zusammen mit Wassergeflügel gehalten werden. Hühner zeigten im Gegensatz zu Enten schnell Symptome der Vogelgrippe und so könne in einem Bestand zügig erkannt werden, dass der Virus vorhanden ist, erklärt Raue.
Der monatliche Kleintiermarkt in Werschen bei Futtermaxe, dem Geschäft der Familie Ammer, wird am Sonnabend von 9 bis 11 Uhr ohne Geflügel stattfinden müssen. Alle anderen Kleintiere können dort gehandelt werden. (mz)