1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Viele Firmen klagen über fehlendes Wissen der Schüler

Viele Firmen klagen über fehlendes Wissen der Schüler

Von KLAUS-DIETER KUNICK 16.03.2009, 18:52

WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - Aber gerade da hapert es. Nahezu alle Chefs aus dem Netzwerk Metall, zu dem 65 Betriebe gehören und dessen Sprecher Ratzka ist, beklagen diesen Zustand. Das Wissen sei mangelhaft.

Seit 2000 bildet die Firma, die 75 Beschäftigte zählt, Lehrlinge aus, unter anderem Konstruktionsmechaniker. Ratzka weiß, worauf es ankommt: "Wir legen die Zeugnisse nicht auf die Goldwaage." Das Kennenlernen vor Ort sei wichtig. "Wir haben letztens einem Jungen aus der Hauptschule eine Lehre angeboten. Er engagierte sich besser als ein 16-Jähriger aus der Sekundarschule." Wer bei einem Praktikum unter Beweis gestellt hat, dass er flexibel und belastbar ist, erhalte eine Chance auf eine Lehrstelle. Damit sei man gut gefahren. Bis jetzt gebe es keinen Abbrecher.

Ratzka bringt ein weiteres Problem zur Sprache. Einige junge Leute haben noch keine Vorstellung von ihrem künftigen Beruf. "Sie setzen sich gar nicht erst mit dem Berufsbild auseinander. Viele kommen blind an und sagen: ,Da bin ich'". Aber auch mit dem Benehmen erklärt sich der Geschäftsführer nicht einverstanden. "Einfachste Regeln werden missachtet. Aufstehen, wenn ein Erwachsener den Raum betritt oder einfach nur die Hände aus der Tasche nehmen. Einige können nicht einmal ,Guten Tag' sagen. Manchmal bin ich über die Umgangsformen erschüttert."

Bleibt die Frage, wie sich junge Leute auf die Anforderungen in den Betrieben vorbereiten. "Bei vielen herrscht eine Null-Bock-Stimmung vor. Sie machen sich eben keine Gedanken um ihre Zukunft", sagt Marie-Luise Voigt (15) aus Weißenfels. Oft würden sich diejenigen einem Gruppenzwang unterwerfen. "Ein Teil von ihnen weiß leider nicht, worauf es beim Lernen ankommt", ergänzt Laura König (15) aus Zeitz.

Den Aussagen von Ratzka stimmt Schulleiter Volkmar Bergner von der Sekundarschule "Am Schwanenteich" in Zeitz zu. "Bei einem Teil der Schüler lässt die Belastbarkeit spürbar nach. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie acht Stunden an der Werkbank stehen", erklärt er. Wo soll die auch herkommen, wenn zu wenig Sport getrieben werde. Die theoretischen Leistungen in Mathematik und Deutsch seien nicht berauschend. Das Wissen, das er vor 30 Jahren forderte, könne er heutzutage nicht mehr verlangen. Die meisten Mädchen und Jungen wären glatt überfordert. Bergner: "Das generelle Problem ist, dass sich das Anspruchsdenken der Schüler weit ab von der Realität befindet."

"Für viele ist die Schule kein Lernort, sondern ein Aufenthaltsort", sagt Schulleiter Falko Schupa von der Ökowegschule Weißenfels. Die Bereitschaft, zu lernen, sinke. Es herrsche der Gedanke der Spaßgesellschaft vor, ohne Verantwortung zu übernehmen. Schupa sieht eine Lösung des Problems in der Zusammenarbeit mit den Eltern.

Berufsberaterin Sylke Eichhardt von der Agentur für Arbeit in Weißenfels bestätigt, dass viele junge Leute die Leistungen für anspruchsvolle Berufe nicht erfüllen. So müssten beispielsweise Kfz-Mechatroniker in Mathe und Physik gute Note haben. In letzter Zeit konnten jedoch keine diese Leistung vorweisen, bei vielen fehle die Allgemeinbildung. Hinzu komme, dass sie oft nicht wissen, was sie in der Praxis erwartet. Sylke Eichhardt weist aber auch darauf hin, dass einige Arbeitgeber ihre Erwartungen an die Schulabgänger bezüglich der Leistungen zu hoch schrauben. Aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge sei die Zeit vorbei, dass sie sich ausschließlich gute Schüler auswählen können.