Verkehr im Burgenlandkreis Verkehr im Burgenlandkreis: Radler werden ausgebremst

WEISSENFELS/FREYBURG - Es existiert kein Radwegekonzept des Burgenlandkreises. Nicht einmal eines für die Kreisstraßen, geschweige denn für all die anderen Straßen, auf denen Radfahrer im Alltag unterwegs sind. Das bestätigt Thomas Böhm, Wirtschaftsamtsleiter des Burgenlandkreises. Und das stößt den Radfahrern und ihren Interessenvertretungen wie dem Allgemeinen Fahrradclub (ADFC) schwer auf. Während der Burgenlandkreis beim Ausbau touristischer Radwege noch punkten kann, sieht Ingo Schöning, Vorsitzender des ADFC-Kreisverbandes, großen Nachholbedarf für den Alltagsradverkehr.
Von Naumburg nach Roßbach mit dem Rad
Er und weitere radfahrende Gäste legten kürzlich beim Grünen Salon von Bündnis 90/Die Grünen in der Freyburger Herberge Alter Speicher die Finger in die Wunde. „Es würden viel mehr Menschen das Fahrrad gegen das Auto tauschen, gäbe es für sie ungefährliche Verbindungen, um ihre Arbeit zu erreichen“, sagte Schöning.
Immerhin wird jetzt beim Bau der Straße von Naumburg nach Roßbach mit an den Radweg gedacht. Die kurze Strecke zwischen Naumburg und Wethau ist wegen der hohen Verkehrsdichte auf der B 87 auch ohne Radweg kaum zu bewältigen. In Theißen müssen sich Radfahrer mit dem Schwerlastverkehr auf der B 91 drängeln. Von Werschen die kürzeste Verbindung nach Deuben zu nutzen, ist sehr gefährlich, fehlt an der B 91 doch auch dort ein Radweg. Ebenso fehlen Radwege an Landes- und Kreisstraßen sowie in vielen Städten und Gemeinden.
Wenn überhaupt an einem Konzept gearbeitet wird, dann tun das Kommunen, Kreis, Land und Bund jeweils für sich. Aber Lützen und Hohenmölsen bauen zum Beispiel eine neue Verbindungsstraße am zukünftigen Tagebau - ohne Radweg. Und Weißenfels hat auch schon mal ursprünglich für den Radverkehr gedachte Mittel auf „wichtigere“ Aufgaben umgelenkt. Das Land hat in seinem Verkehrswegeplan immerhin einen Bedarfsplan für straßenbegleitende Radwege.
Bereits im vergangenen Jahr waren die Kommunen anhand eines Fragebogens dazu aufgefordert, an dessen aktueller Fortschreibung mitzuarbeiten. So sind 37 Vorschläge aus dem Burgenlandkreis für Bundesstraßen dort eingegangen und 46 für Landesstraßen. Sie haben eine Einschätzung der Planer erfahren und stehen nun unter 224 Wünschen, die landesweit für die Bundesstraßen eingegangen sind und 483 für die Landesstraßen. „Wir haben mit unserer Stellungnahme dazu versucht, einige unserer Projekte noch weiter nach vorn in der Prioritätenliste zu bekommen“, erklärt Thomas Böhm vom Wirtschaftsamt der Kreisverwaltung. So könnte ein Radweg entlang der B 87 zwischen Lützen und Markranstädt vielleicht noch nach vorn rücken oder welche an Landesstraßen im Wethautal. Doch unter denen, die im vordringlichen Bedarf stehen und damit laut Thomas Böhm Realisierungschancen binnen 15 Jahren haben, sind zu wenige, stellt er fest. (mz)
