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Unerwartete Schließung Unerwartete Schließung: Kampf um die letzte Bankfiliale im Ort

Von Alexander Kempf 31.05.2019, 06:30
Andrea Pfeifer zählt zu den Unterstützern, die eine Filiale fordern.
Andrea Pfeifer zählt zu den Unterstützern, die eine Filiale fordern. Peter Lisker

Reichardtswerben - In der Bäckerei Hippe in der Reichardtswerbener Ernst-Thälmann-Straße gibt es noch Hoffnung. Dort sammeln die Landfrauen aus dem Ort auf einer Liste Unterschriften für den Erhalt der Sparkassenfiliale in Reichardtswerben. Mehr als zwei Dutzend haben schon unterschrieben. Auch Andrea Pfeifer. Sie selbst könne zwar zum Geldabheben nach Weißenfels fahren, andere im Ort aber nicht, erklärt sie ihre Unterschrift. „Wir sind ein großer Ort. Hier gibt es viele, die nicht mobil sind“, sagt sie.

Einige in Reichardtswerben wollen, dass der einzige Bankautomat im Ort wieder genutzt werden kann. Er ist im März bei einem Überfall gesprengt worden. Die noch unbekannten Täter hatten damals versucht, mit Hilfe eines Gasgemischs an die Banknoten zu gelangen. Dabei sind nicht nur der Automat selbst, sondern auch Scheiben, Türen sowie die Inneneinrichtung der Filiale beschädigt worden.

„Die sollen sehen, dass wir kämpfen und gerne wieder eine Filiale haben wollen“

Lange sind die Reichardtswerbener davon ausgegangen, dass der Schaden in der Sparkassenaußenstelle behoben wird und sie wieder im Ort Geld abheben können. Nun aber soll die Filiale für immer geschlossen bleiben und ein S-Mobil Reichardtswerben versorgen. Dahinter verbirgt sich eine rollende Sparkassenfiliale in einem umgebauten Bus.

Einzelne im Ort hatten schon vorab gefürchtet, die Sparkasse könnte ihre Filiale nicht wiedereröffnen. Für Verkäuferin Maritta Krause und Seniorin Bärbel Hippe in der Bäckerei Hippe kam die Nachricht aber völlig überraschend. Beide unterstützen daher die gestartete Unterschriftensammlung. „Die sollen sehen, dass wir kämpfen und gerne wieder eine Filiale haben wollen“, sagt Maritta Krause in Richtung der Verantwortlichen der Sparkasse.

S-Mobil oder Internetangebote: „Für die Kunden ist das nicht zu verstehen.“

Da S-Mobil oder auch Internetangebote sind für sie und Bärbel Hippe kein gleichwertiger Ersatz. „Für die Kunden ist das nicht zu verstehen. Die können ja nicht erwarten, dass hier jeder Onlinebanking macht“, kritisiert Bärbel Hippe. Sie hofft, dass die Sparkasse noch einlenkt.

Doch die Chancen stehen schlecht. „Wir haben uns die Entscheidung zur Schließung der Geschäftsstelle nicht leicht gemacht“, erklärt Verena Fischer von der Sparkasse Burgenlandkreis. In Reichardtswerben spreche jedoch viel dagegen, die Filiale weiterzubetreiben. Etwa die „Nutzungsintensität“, die „Kundenanzahl“ sowie sich „veränderndes Nutzerverhalten“, erläutert die Sprecherin. Auch dass die Filiale bereits zum zweiten Mal Ziel eines Anschlags geworden ist, müsse berücksichtigt werden.

Sparkasse: Der nächste Geldautomat in Weißenfels ist keine fünf Kilometer entfernt

Neben dem S-Mobil, das Reichardtswerben nun einmal in der Woche besucht, biete die Bank ihren Kunden gleichzeitig an, dass Kundenberater diese zu Hause besuchen können. Auch müsse man sich gegenüber der Konkurrenz angesichts seines engmaschigen Filialnetzes nicht verstecken, argumentiert das Kreditinstitut. Die Sparkasse hat nach eigenen Angaben mehr Filialen im Landkreis als alle anderen Banken zusammen. „Wir sind und bleiben vor Ort“, sagt Verena Fischer. Der nächste Geldautomat sei übrigens in Weißenfels und keine fünf Kilometer entfernt.

Doch gerade dort in der Fremde, berichtet Verkäuferin Maritta Krause, scheuen sich manche Geld abzuheben. Das wollen sie lieber im eigenen Ort tun. (mz)