Uichteritzer Rassegeflügelzucht Uichteritzer Rassegeflügelzucht: Junger Vereinschef mag gescheckte Modeneser-Tauben

Uichteritz/MZ - Johannes Geißler hat seine Feuertaufe als Vorsitzender der Uichteritzer Rassegeflügelzüchter längst bestanden. Vor Jahresfrist wurde er gewählt und übernahm den Staffelstab von seinem Großvater Horst Fischer, der die Gemeinschaft Gleichgesinnter 51 Jahre geleitet hat. Nun schätzt der 23-jährige Enkel ein: „Klar, es war nicht einfach, aber mein Opa und Frank Osterloh unterstützen mich.“ Auch von seinen Eltern Birgit und Gerd gibt es Tipps.
34 Mitglieder zählt der Rassegeflügelzuchtverein Uichteritz. 2012 feierten die Züchter das 100. Vereinsjubiläum und konnten Weihnachten in der Lobitzscher Mehrzweckhalle auch ihre Jubiläumsausstellung durchführen. Es sollte die letzte Schau während der Feiertage werden. 2013 fand sie erstmals vor Weihnachten statt. 2014 soll sie zwischen Fest und Silvester sein.
Vor allem bei den ersten Versammlungen sei es schwer gewesen, plötzlich im Mittelpunkt zu stehen. Aber er habe versucht, sich gut vorzubereiten. Das Reden war ungewohnt, doch immerhin ist er ja im Verein, dem er seit anderthalb Jahrzehnten angehört, groß geworden und kennt jeden. Da ziehen alle mit, wenn es um Informationen, Neuerungen bei der Zucht oder Hinweise aus dem Veterinäramt des Landratsamtes geht.
Und was die Kreisschau betrifft, sei im vergangenen Dezember sein Vater Gerd Geißler Ausstellungsleiter gewesen. Die hatte erstmals nicht an den Weihnachtsfeiertagen stattgefunden, sondern am Wochenende davor. So waren letztlich sicher wegen der Festvorbereitungen etliche Besucher weniger als in den Vorjahren gekommen. In diesem Jahr steht der Termin mit dem 29. und 30. Dezember bereits fest und Johannes Geißler denkt, dass die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester auch perspektivisch günstig ist.
Als Achtjähriger bereits Geißler Vereinsjugendmeister
„Mir ist die Geflügelzucht faktisch in die Wiege gelegt worden und mein Kinderwagen stand oft am Taubenschlag“, sagt der junge Mann, der bei einem Dachdeckerbedarfshandel beschäftigt ist. Klar, dass er schon als kleiner Junge mit Großeltern und Eltern bei Ausstellungen dabei war. Mit fünf Jahren bekam er Nackthalshühner und Lockentauben geschenkt. Aber das war einmal, denn inzwischen hat er sich verändert. Schwarz-gescheckte und -getigerte Modeneser züchtet er, aber auch Altenglische Zwergkämpfer sowie Sächsische Mönchtauben. Thüringer Weißköpfe und Gelockte Wammentauben hält er sich als Ammen, die auch mal andere Eier mit ausbrüten. Und daneben hat er außerdem Kampfhühner. Spielerei nennt das der junge Züchter und sagt: „Etwas Neues zu versuchen, ist immer auch mit neuen Erfahrungen verbunden.“
Schon als Achtjähriger ist Geißler Vereinsjugendmeister geworden. In der Schule wurde er mitunter wegen seines Hobbys gehänselt, andererseits hatte er genug gleichgesinnte Freunde wie Gregor Steitmann, Hannes Osterloh, Christoph Züger und Robert Nauke, mit denen er sich ebenso austauschen konnte wie mit den älteren Züchtern. Außerdem hat er in Sachen Fütterung und Vererbungslehre viel gelesen. Was beispielsweise seine Modeneser angeht, kauft er sie auch bei Züchtern in verschiedenen Bundesländern, die teilweise sogar schon deutscher Meister gewesen sind. Und dass er angesichts dieser Ausgangsbasis vielleicht selbst mal vorn mitmischen könnte, wäre ein Traum. Sachsen-Anhalt-Champion war er jedenfalls schon 2010. Und in diesem Jahr wird Johannes Geißler mit seinem Vater, mit dem er eine Zuchtgemeinschaft bildet, bei einer Modeneser-Hauptsonderschau dabei sein. Das sei dann für ihn schon so etwas wie die Champions League im Fußball, wie der Bayern-Fan sagt.
Ein und Alles sind die Tauben
Doch erst mal muss jetzt der Grundstein fürs Jahr gelegt werden. Die Tiere werden gepaart, alles mit Akribie in die Zuchtbücher eingetragen. Und die ersten Vögel brüten bereits. Zuletzt sei man auch auf die Naumburger Taubenmärkte gefahren, vor allem um zu verkaufen, gehen die Bestände daheim doch in die Hunderte. Man esse zwar selbst gerne Tauben, doch nicht ausschließlich und auch eine Roulade sei ja nicht zu verachten. Steigt die Sonne weiter, könnten die Tauben bald wieder frei fliegen. Bedenken angesichts der Greifvögel habe er nicht. Die Verluste würden sich jährlich auf rund ein halbes Dutzend belaufen, dabei aber treffe es meist die besten Exemplare. Daneben tummeln sich Enten und Kaninchen auf dem Hof. Auch einige Schafe habe man. Darüber hinaus hat Johannes Geißler noch Finken und ein paar Kanarien in einer Voliere. Und er sagt: „Das bringt zusätzlich etwas Farbe auf den Hof.“
Er schaue zumindest in der Woche kaum Fernsehen und am Wochenende höchstens Fußball. Denn sein Ein und Alles sind die Tauben. „Komme ich von Arbeit, gehe ich zu ihnen und kann alles vergessen.“ Dann ist der Uichteritzer Johannes Geißler nicht mal per Handy zu erreichen.