Nicht allein zurückgelassen Totensonntag: So trauert Martina Schubert aus Langendorf um ihren Mann Olaf

Langendorf - Martina Schubert kann sich noch sehr genau an den letzten Urlaubstag ihres Mannes Olaf erinnern. Er hatte noch einiges im Hof aufgeräumt und instand gesetzt, als ihn seine Frau zum Mittagessen rief. Da sie nochmals für zwei Stunden weg musste, wollten sie am Nachmittag zusammen Kaffeetrinken. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen - als Martina Schubert zurückkam, fand sie ihren Mann tot vor. Herzinfarkt. „Ich habe schnell versucht, ihn zu animieren“, erzählt die Langendorferin. Aber es sei zu spät gewesen.
Mann stirbt an Herzinfarkt: „In meiner ersten Reaktion habe ich mir Vorwürfe gemacht“
„In meiner ersten Reaktion habe ich mir Vorwürfe gemacht und zu mir gesagt, ’wärst du doch bloß eine halbe Stunde eher dagewesen. Vielleicht hättest du ihn retten können.’“ Doch die Notärztin habe ihr den Vorwurf sofort ausgeredet. Selbst wenn sie eine halbe Stunde eher dagewesen wäre, hätte sie ihren Mann nicht retten können, habe die Ärztin zu ihr gesagt. Für Martina Schubert, die mit ihrem Olaf 41 Jahre verheiratet war, ein Schock. Sie habe zwar „funktioniert“, ergänzt sie, aber nicht realisiert, nicht verstanden.
Dass sich ihre Kinder vom Vater verabschieden können, bevor er von einem Bestattungsinstitut abgeholt wird, das sei ihr wichtig gewesen. Was hingegen blieb, das war der Schmerz. Doch wie mit dem umgehen, wie verarbeiten? Anfangs sei sie drei, vier Mal in der Woche auf dem Friedhof gewesen, um die Trauer zu bewältigen. Dort habe sie nicht nur das Grab ihres Mannes gepflegt, sondern auch das ihrer Eltern sowie das der Tante und des Onkels. Doch Martina Schubert muss ihre Trauer nicht mit sich ausmachen: „Ich bin nicht allein, mein Sohn und seine Frau wohnen hier auf dem selben Grundstück, mein anderer Sohn wohnt im Dorf und meine Tochter auf dem Nachbargrundstück. Die Kinder waren für mich immer da, sie waren eine große Hilfe.“
Martina Schubert findet Trost und Unterstützung bei Freunden und Bekannten
Und auch bei den vielen Freunden und Bekannten habe sie Trost und Unterstützung in der Zeit erfahren. „Die helfen mir heute noch“, fügt Martina Schubert hinzu, die einst den Beruf einer Technischen Zeichnerin erlernte, drei Kinder und vier Enkel hat. Sogar in den Urlaub werde sie zum Teil mitgenommen. Der Kontakt sei nie abgebrochen - mal würden einige zum Frühstück oder auch zum Mittagessen kommen.
Um für das Leben gewappnet zu sein, schöpft die 65-Jährige Kraft in der ehrenamtlichen Arbeit. So ist sie 1. Vorsitzende des Chores in ihrem Heimatort. Der trage zur Erleichterung bei, das Singen sei abwechslungsreich und wohltuend. Dass niemand in der Trauer allein zurückgelassen werde, hält die Langendorferin für sehr wichtig. Denn die Gefahr, zu Hause zu vereinsamen, die sei groß. Nicht mehr aus den eigenen vier Wänden herauszukommen, sei nicht gut für die Seele, erzählt Martina Schubert.
Allein zu Hause zu sein, könne aber auch zu einer Qual werden. Schließlich sei keiner zum Reden da, niemand, der einem zuhöre. Das zu verkraften, sei nicht einfach. „Mein Mann fehlt mir, mit ihm habe ich alles besprochen“, ergänzt sie. „Es heißt immer, die Zeit heilt Wunden. Aber das sagt sich so einfach dahin.“
Doch auf die Schultern der Langendorfer Seniorin scheint noch viel mehr zu passen als „nur“ der Chor: Irgendwann sei auch der Förderverein Klosterkirche ihres Heimatortes an sie mit der Bitte herangetreten, den Vorsitz zu übernehmen. Den leitete ihr Mann Olaf 15 Jahre lang. Zuerst wollte sie nicht einwilligen, erzählt sie, erst nach reiflicher Überlegung sagte sie dem Förderverein zu. „Mein Mann hat in diesem Verein doch so viel erreicht. In seinem Sinn möchte ich den Verein weiterführen. Darüber würde er sich bestimmt freuen“, sagt sie lächelnd. (mz)