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Tote Katzen liegen oft im Kühlschrank

Von Anka Stolper-Heinike 28.07.2006, 17:00

Weißenfels/MZ. - Die Tierfreunde berichten von bis zu 110 Katzen, die selbst bei Hitze in fünf Zimmern mit Auslauf und zwei Holzhäusern leben müssen, von einer völlig überfüllten Quarantänestation, in der kranke und gesunde Tiere zusammen gehalten werden. "Neulich waren es insgesamt 23", erzählt Bernd Politz aufgebracht. Die Enge im Heim verursache bei den Tieren Stress, sie bekämen Durchfall, Haarausfall, Zahnfleischentzündungen, Ohrmilben und Schuppenflechte.

In jedem Zimmer gebe es lediglich vier Katzentoiletten, die morgens völlig zugekotet seien und laut Anweisung von Heidi Kronenberg, sie ist stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins, nur mit wenig Sägespänen befüllt werden dürften. "Die müssen wir morgens sogar aussieben und wieder verwenden. Katzenstreu darf nur in der Quarantäne und im Holzhaus verwendet werden", so Bärbel Gonschorek. Sie berichtet von Fundtieren, die im Tierheim gebären und deren gesunde Welpen vom Tierarzt in Größenordnungen eingeschläfert werden. Sie würden dann, wie andere tote Katzen auch, in Plastiktüten tagelang im Kühlschrank aufbewahrt, ehe sie oft spurlos verschwinden. "Viele kranke Tiere werden mit gesunden zusammen gehalten. Die VIP-Bauchwassersucht kann sich so im Heim ungebremst ausbreiten", berichtet Bärbel Schneider und ergänzt: "Tests auf Infektionen werden nicht veranlasst. Mancher holt sich so unbewusst ein todkrankes Tier nach Hause." Aufgebracht spricht Bernd Politz von der Tiervermittlung. Heidi Kronenberg entscheide nach Nase, wer einen Vierbeiner bekommt. Besuchern, die nach kleinen Katzen fragen, belüge sie, es gebe keine. Die Kritiker berichten von nur einer genehmigten Waschmaschinenwäsche pro Tag, seltenem Lüften, drastischen Stromsparmaßnahmen. Sachspenden würden im Lager auf dem ehemaligen Gelände der RVG vergammeln oder zu Rattenfutter.

Ihre Vorwürfe untersetzen die Tierschützer mit vielen Fotos. "Natürlich befürchten wir, aufgrund unserer Äußerungen Hausverbot zu bekommen. Doch irgendwer muss schließlich mal den Mund aufmachen, um den Tieren zu helfen", betont Bärbel Schneider. Die vier Weißenfelser wollen mit Oberbürgermeister Manfred Rauner, dem Veterinäramt und anderen Tierschutzorganisationen in Kontakt treten und eventuell auch einen Verein gründen. "Wir hoffen, dass das Veterinäramt endlich durchgreift und nicht nur wieder Mängellisten aufstellt. Vielleicht wäre die Schließung der Anlage und ein Neuanfang wirklich das beste", sinniert Bärbel Schneider.

Heidi Kronenberg vom Tierschutzverein bestreitet viele der Vorwürfe. In den Ausläufen gebe es zusätzlich zu den Katzentoiletten regelmäßig gereinigte Sandkästen und Futterspenden würden nicht verkommen. Die Tötung der Katzenwelpen bestätigt sie. "Es ist zwar eigentlich nicht erlaubt, aber noch humaner, als dass sie ein Bauer an die Wand wirft oder dass die Kleinen wochenlang im Tierheim eingesperrt sind", begründet sie dies.