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Tierschutzverein Saale-Rippachtal Tierschutzverein Saale-Rippachtal: Katzen-Auffangstation in Hohenmölsen steht vor dem Aus

Von anka stolper-heinike 07.10.2015, 21:25
Traurig hält Rita Wagner ein Kätzchen auf dem Arm.
Traurig hält Rita Wagner ein Kätzchen auf dem Arm. Peter Lisker Lizenz

hohenmölsen - Nachdem die Schließung des Weißenfelser Tierheims zum Jahresende bereits feststeht ist, droht nun auch, dass der Tierschutzverein Saale-Rippachtal die Segel streichen und seine Katzen-Auffangstation in Hohenmölsen schließen muss. Die Stadt Hohenmölsen hat den von den Tierschützern im August eingereichten Entwurf für einen Vertrag zur Betreuung von Fundkatzen abgelehnt. Die Stadt wird stattdessen weiterhin mit der Tierauffangstation in Blösien, die vom Tierschutzverein „Tiere suchen Freunde“ im Saalekreis betrieben wird, zusammenarbeiten.

Aus für den Verein

Für den Verein Saale-Rippachtal bedeutet dies höchstwahrscheinlich das Aus. Dabei sei die Hoffnung auf eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit Hohenmölsen durch bisherige gemeinsame Kastrationsprojekte sowie Gespräche mit Stadtvertretern über Monate genährt worden, berichtet die Vorsitzende des Tierschutzvereins. „Die völlig überraschende Absage der Stadt bedeutet für uns zu 80?Prozent das Ende“, so Rita Wagner. Denn der durchweg ehrenamtlich tätige Verein, der in seinem Vertragsentwurf der Stadt eine Pro-Kopf-Jahrespauschale von 43 Cent pro Einwohner vorgeschlagen hatte, kann ohne feste Einnahmen seine Arbeit nicht mehr stemmen. Dabei seien rund 4?300 Euro Zuschuss doch wirklich nicht zu viel verlangt, glaubt Rita Wagner.

Momentan betreut der Tierschutzverein in seiner Auffangstation in der Lützener Straße 52 Katzen. Davon sei ein großer Teil Fundtiere aus dem Raum Hohenmölsen, betont die Vorsitzende des Vereins, der sich auch um den Tierschutz in Lützen, Teuchern und teilweise sogar Weißenfels kümmert und auch dafür keine festen Zuschüsse bekommt. Tierarzt-, Futter- und Betriebskosten fressen den Verein zurzeit auf.

Um wenigstens noch ein paar Monate weiterarbeiten zu können, greifen die Tierschützer nun zu drastischen Mitteln. „Ab sofort nehmen wir keine Fundtiere mehr auf. Es sei denn, ihr Finder kommt finanziell dafür auf. Ansonsten verweisen wir die Leute an das für sie zuständige Ordnungsamt. Abgabetiere nehmen wir nur gegen Gebühr“, so Rita Wagner. Vor kurzem hatte ein Mann drei kleine Katzen gefunden und diese zur Hohenmölsener Auffangstation gebracht. Weil er sie nicht zum Ordnungsamt oder direkt nach Blösien bringen wollte, habe er einhundert Euro für die Aufnahme in Hohenmölsen gezahlt. Damit sei die tierärztliche Erstversorgung möglich gewesen, so Rita Wagner.

Stadt sieht Situation gelassen

Die dramatische Situation des Tierschutzvereins sieht die Fachbereichsleiterin Ordnung und Soziales bei der Stadt Hohenmölsen Birgit Rutkowski recht gelassen. Nüchtern erklärt sie, weshalb die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates entschieden haben, dass Hohenmölsen keinen Betreuungsvertrag mit den Ehrenamtlern schließen wird. Zum einen sei der in Teuchern gegründete Verein bis heute offiziell nicht in Hohenmölsen angesiedelt. Deshalb könne er jetzt weder einen Vertrag noch Zuschüsse gemäß der städtischen Förderrichtlinien verlangen. Zum anderen komme man durch den bestehenden Vertrag mit Blösien den gesetzlichen Verpflichtungen des Fundtiererlasses von Sachsen-Anhalt nach. Außerdem, so kritisiert Birgit Rutkowski, hätten die Tierschützer das Angebot, sich in Sachen Vereinssatzung von Sabine Ungewiß, Teamleiterin Vereins- und Kulturmanagement, beraten zu lassen, nicht genutzt.

Für Rita Wagner sind das fadenscheinige Begründungen. „Im Rathaus weiß man, dass wir seit einem Jahr an der Satzung für die Verlegung des Vereinssitzes von Teuchern nach Hohenmölsen und der Änderung im Vereinsregister arbeiten. Aber so etwas dauert. Und wo hat denn der Blösiener Verein seinen Sitz“, fragt sie. Die 1?000 Euro, die der Verein an Fördermitteln von der Stadt entsprechend ihrer Richtlinien maximal bekommen könnte, seien auch zu wenig. „Nur ein Betreuungsvertrag sichert unser Überleben“, betont Rita Wagner. Ihre Enttäuschung über das Verhalten der Stadt ist deutlich zu spüren, als sie hinzufügt: „Selbst wenn wir alle geforderten Kriterien erfüllen würden, bekämen wir von denen keinen Vertrag. Den Leuten im Rathaus ist nicht klar, was wir neben unseren Jobs leisten.“ Die Tierschützerin berichtet, dass sie und ihre Mitstreiter, oft einen 18-Stunden-Arbeitstag hätten. So wie neulich an einem Samstag, als sie einen in Teuchern aufgefundenen verletzten Waldkauz aufgenommen und ihn nach der stundenlangen Suche nach einer fachlich geeigneten Bleibe um 20 Uhr im Bergzoo Halle abgegeben haben.

Noch mehr Informationen zum Tierschutzverein gibt es im Internet unter www.tierschutz-saale-rippachtal.com (mz)