Tierquälerei? Tierquälerei?: Zirkus in Leißling sorgt für Aufregung

Weissenfels - Die für die kommenden Tage geplanten Auftritte des Circus Afrika in Leißling sorgen für Aufregung. Die Tierschutzorganisation Peta hat den Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) angeschrieben. Darin appelliert sie, etwas gegen die Auftritte zu unternehmen. So soll die Tierquälerei unterbunden werden, heißt es. Peta schreibt, dass die Elefanten „Weben“. Dabei schwingen sie pausenlos mit Kopf und Rüssel hin und her.
Das ist laut der Organisation eine Folge von mangelhaften Haltungsbedingungen und ein Zeichen für schweres seelisches Leiden. Außerdem soll die Elefantendame Gandhi an einem großen Bauchödem leiden. Weiterhin schreibt Peta, dass die Tiere mit einem Elefantenhaken, das ist ein Stock mit einem Metallwiderhaken, gefügig gemacht werden.
Tierschutzorganisation Peta: Tiere werden in der Manege zu Kunststücken gezwungen
Außerdem prangert die Organisation an, dass die Tiere in der Manege zu Kunststücken gezwungen werden. Peta fordert Risch auf, keine kommunalen Flächen mehr an Zirkusbetriebe mit Wildtieren zu vermieten.
Selbst wenn Risch wollte, könnte er in diesem Fall nichts tun. „Der Platz in Leißling ist kein öffentlicher Raum, sondern Privatgelände. Da wären mir die Hände gebunden.“ Weiter möchte er sich dazu nicht äußern. Das Veterinäramt des Burgenlandkreises sieht auch keinen Anlass etwas zu unternehmen. Der Zirkus war in Zeitz von der Behörde kontrolliert worden. Ergebnis: keine Beanstandungen. Der Direktor von Circus Afrika, Hardy Weisheit, nimmt Stellung zu den Vorwürfen.
Direktor von Circus Afrika: „Gandhi hat kein Ödem. Das ist Quatsch, sie ist einfach dick“
„Gandhi hat kein Ödem. Das ist Quatsch, sie ist einfach dick“, antwortet er. Er versichert, dass im Zirkus alles für die Tiere getan wird, damit es ihnen gut geht. „Ich bin mit Gandhi aufgewachsen. Sie ist so alt wie ich“, sagt er und streichelt den mächtigen Kopf der 50-Jährigen Elefantendame.
Dann übergibt der Direktor an seinen Bruder. Das ist der 39-jährige Ronaldo Weisheit, denn er ist der Stallmeister des Unternehmens. Auf das „Weben“ angesprochen, kann der Mann nur müde lächeln. Es handele sich um ein für Elefanten typisches Verhalten, sagt er. Vor allem, wenn sie ihre Essensration erwarten. Das sei auch in der Natur beobachtet worden.
Stallmeister von Circus Afrika: „Wir gehen mit ihnen zwei Stunden täglich spazieren.“
Es werde auch auf Bewegung geachtet. „Wir gehen mit ihnen zwei Stunden täglich spazieren. Nicht mehr wie früher durch die Stadt. Da gab es zu viele Anfeindungen. Während unseres Gastspieles nutzen wir das Areal hier in Leißling.“ Außerdem werde dafür gesorgt, dass die Tiere ständig frisches Stroh und Heu bekommen und es gibt eine Holzunterlage im Gehege.
Weiterhin sorgt bei Bedarf eine Heizung für Wärme und ein spezielles Elefantenbad gibt es im Circus auch, wo sich die Riesen im Sommer schubbeln und nass machen können. „Wir leben für die Tiere“, sagt Weisheit. Selbst wenn sie wollten, gebe es für die Tiere auch gar keine andere Lösung. „Kein renommierter Zoo oder eine andere Einrichtung würde sie aufnehmen“, sagt er.
Stallmeister von Circus Afrika: Die Zeit von Zirkussen und Wildtieren läuft aus
Die Tiere ließen sich nach so langer Zeit nicht mehr woanders integrieren. „Sie würden eingehen“, ist er sich sicher. Wie Ronaldo Weisheit erzählt, wurde Gandhi damals als Waisenjunges in den Zirkus vermittelt. Das gleiche Schicksal teilten sich Moja und Tonga. Dadurch kamen auch sie in den Zirkus.
Ronaldo Weisheit bezieht auch zu den Kunststücken Stellung. Es werde darauf geachtet, dass die Auftritte nicht erniedrigend sind. „Bei uns macht kein Elefant Handstand auf einem Fuß. Sie sitzen, aber das machen sie in der Natur auch. Und wenn sie Fußball spielen, haben wir das aus ihrer Kindheit übernommen, wo sie in der Natur gegen Baumstämme gestoßen haben.“
Die Zeit von Zirkussen und Wildtieren läuft aus, so Ronaldo Weisheit. Es werden schon seit Jahrzehnten keine neuen Wildtiere mehr vermittelt und eigenen Nachwuchs gebe es kaum. „Es sind die letzten Riesen und wir sind ja eigentlich auch schon fast eine aussterbende Rasse“, sagt er mit Blick auf das Unternehmen, welches in siebter Generation existiert. (mz)