Tierheim in Weißenfels Tierheim in Weißenfels: Die Katze beißt sich in den Schwanz

Weissenfels - Wenn einmal ein typisches Beispiel dafür gesucht würde, was eine verfahrene Kiste ist, dann dürfte die aktuelle Debatte um ein Tierheim für Weißenfels bestens dafür geeignet sein. Diesen Eindruck jedenfalls vermittelte eine neuerliche Zusammenkunft von rund 30 Tierfreunden, die am vergangenen Freitag in der Seniorenwohnanlage „Am Töpferdamm“ stattfand.
Der Ausgangspunkt für diesen Abend war klar: Das Katzenheim in der Zeitzer Straße muss zum Jahresende aufgrund der dort herrschenden schlechten Bedingungen schließen. Zur Lage gehört ebenso: Es gibt derzeit zwei Tierschutzvereine, die sich nicht unbedingt grün sind und unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft des Tierschutzes in Weißenfels haben. Worauf in der jüngsten Versammlung auch Maik Trauer, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Stadt, noch einmal aufmerksam machte. Der Tierschutzverein Weißenfels und Umgebung 2006 strebt einen Neubau an, in dem Tiere aller Arten untergebracht werden können. Auf einer Zusammenkunft von Tierschützern im Juni hatte dessen Vorsitzender Rolf Schumann die Gelegenheit genutzt, seine Vorstellungen zu erläutern.
Der Tierschutzverein Weißenfels hingegen will sich weiter auf Katzen und Kleintiere konzentrieren und sieht keine realistische Grundlage für einen Neubau in absehbarer Zeit. „Wir haben doch kein Geld und kein Objekt für einen Neubau“, sagte die Vorsitzende Heidi Kronenberg. Deshalb wolle sich der Verein weiterhin dem Hauptproblem des Tierschutzes in Weißenfels, den streunenden Katzen widmen. Derzeit seien im Heim in der Zeitzer Straße noch rund 30 Katzen untergebracht, von denen bis zum Jahresende so viele wie möglich vermittelt werden sollen, sagte Kronenberg - freilich auch ohne eine Antwort darauf geben zu können, wo denn die Katzen ab kommendem Jahr aufgenommen werden sollen.
Trauer versuchte alsdann die Situation auf den Punkt zu bringen. Es gebe genau drei Möglichkeiten für die Zukunft. Erstens: Die Stadt bleibt ohne Tierheim, wird wie bereits jetzt praktiziert Fundtiere - vor allem Hunde, aber auch einige Katzen - an die Tierauffangstation nach Blösien (Saalekreis) abgeben. Zweitens: Hunde werden weiterhin nach Blösien gebracht und es wird in der Stadt nach einer „kleinen Lösung“, sprich nach Wegen für ein Heim für Katzen und andere Kleintiere gesucht. Und schließlich drittens: Die Stadt strebt die „große Lösung“ an, den Neubau eines Heims für Tiere aller denkbaren Arten. Welcher Variante er selbst den Vorzug geben würde, ließ Trauer an diesem Abend offen, gab allerdings zu bedenken, dass die „kleine Lösung“ vermutlich mit einem deutlich geringeren Investitionsaufwand verbunden wäre als der Neubau eines Tierheims auf der grünen Wiese. Trauer bezifferte die Kosten für einen solchen Neubau auf bis zu 200 000 Euro.
Klartext sprach auf dem Treffen, dem mittlerweile dritten nach Bekanntwerden der Schließung des Katzenheims, die Weißenfelser Amtstierärztin Andrea Krüger. „Wenn in Weißenfels die Kräfte nicht gebündelt werden, haben wir ein Problem. Wir brauchen zukunftsfähige Strukturen“, sagte sie unmissverständlich in Richtung beider Tierschutzvereine. Und sie verhehlte nicht, dass die Einrichtung eines reinen Katzenheims wenig Aussichten auf eine finanzielle Förderung haben würde.
Interessant, dass in der einigermaßen verfahrenen Kiste auch die „Amtspersonen“ Krüger und Trauer offenbar teils unterschiedlicher Auffassung sind. So verwies Trauer darauf, dass es derzeit allein schon nahezu aussichtslos sei, einen geeigneten Standort für ein neues Tierheim als „große Lösung“ zu finden. Er erinnerte an die vor Jahren gescheiterten Bemühungen im Gewerbegebiet an der Käthe-Kollwitz-Straße. Krüger hingegen verwies ausdrücklich auf die Verantwortung der Kommune für den Tierschutz, wollte Trauers Einwand nicht uneingeschränkt gelten lassen und sagte: „Lösen Sie sich von dem Gedanken, dass ein solches Tierheim mitten in der Stadt entstehen muss.“
Eine weitere Facette in einer Diskussion, die Stadtrat Manfred Rauner (CDU) am Ende so zusammenfasste: „Wenn wir so weiter machen, beißt sich die Katze in den Schwanz.“ (mz)