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Teurer Klärschlamm  Teurer Klärschlamm : Warum mit einem Anstieg der Abwassergebühren zu rechnen ist

Von Andreas Richter 26.02.2018, 06:00
Getrockneter Klärschlamm im Weißenfelser Kompostwerk
Getrockneter Klärschlamm im Weißenfelser Kompostwerk Peter Lisker

Weißenfels - Die Bürger im Entsorgungsgebiet der Weißenfelser Abwasseranstalt müssen in den nächsten Jahren mit einem Anstieg der Gebühren rechnen. Darauf hat Vorstand Andreas Dittmann auf der jüngsten Sitzung des Verwaltungsrates der Abwasseranstalt verwiesen.

Hintergrund ist die neue Klärschlammverordnung des Bundes. Diese verpflichtet unter anderem Betreiber von Kläranlagen nach bestimmten Übergangsfristen zur Rückgewinnung des Phosphors aus Klärschlämmen. Für die Weißenfelser Kläranlage mit einer Kapazität von 125.000 Einwohnerwerten würde demnach eine Übergangsfrist von zwölf Jahren gelten. In dieser Zeit muss die Anstalt neue Wege zur Entsorgung des Klärschlamms erschließen.

Kapazitäten zur Verbrennung des Klärschlamms schaffen

Bislang wird der überwiegende Teil landwirtschaftlich verwertet beziehungsweise kompostiert. Die Entsorgungsleistung wurde ausgeschrieben und befristet extern an ein Fachunternehmen vergeben. Künftig werden Kapazitäten zur Verbrennung des Klärschlamms zu schaffen sein. Denn nur bei der sogenannten Monoverbrennung kann der Phosphor aus der Asche zurückgewonnen werden.

Wie Dittmann erläuterte, geht das Umweltministerium derzeit davon aus, dass der Aufbau von Strukturen für die thermische Behandlung des Klärschlamms zusätzliche Kosten zwischen vier und 6,40 Euro pro Einwohner zur Folge haben wird. Die Umsetzung der Auflagen zur Phosphorrückgewinnung könnte zu Mehrkosten zwischen 0,30 und 14 Euro pro Einwohner und Jahr führen.

Strukturen zur Neuordnung der Klärschlammentsorgung

Für die Zukunft sieht Dittmann zwei Wege. Zum einen könne die Leistung wie bisher an einen externen privaten Dienstleister übergeben werden. Die Alternative: Die Anstalt baut gemeinsam mit Partnern kommunale Strukturen zur Neuordnung der Klärschlammentsorgung auf. Der Vorteil: Als kommunaler Miteigentümer könnte man selbst Einfluss auf die Preise nehmen und wäre nicht ausschließlich den Kräften des freien Marktes ausgesetzt.

Innerhalb dieses Jahres müssten die kommunalen Akteure zunächst eine grundsätzliche Entscheidung dazu treffen. In welche Richtung diese gehen wird, daran ließ eine kurze Diskussion im Verwaltungsrat nur wenig Zweifel. Siegfried Hanke, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat, meinte: „Die Entsorgung sollte in kommunaler Hand bleiben.“ Ein Standpunkt, dem Clemens Wanzke, Chef der Fraktion Bürger für Weißenfels/Landgemeinden, ausdrücklich zustimmte.

Abwassergebühren: Auswirkungen für die Gebührenzahler

Ganz im Sinne von Andreas Dittmann, der gerade auf der jüngsten Sitzung des Verwaltungsrates für die nächsten drei Jahre als Vorstand der Abwasseranstalt bestätigt wurde. „Um die Auswirkungen für die Gebührenzahler in Grenzen zu halten, sollten wir mit Partnern in der Region etwas Eigenes auf die Beine stellen“, sagte er gegenüber der MZ. Beispiele für den Versuch von Kommunen und Abwasserverbänden, eine gemeinsame Lösung für die künftige Verwertung des Klärschlamms zu finden, gebe es bereits, so unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern. In Sachsen-Anhalt seien im Raum Aschersleben/Halberstadt derzeit ähnliche Bestrebungen zu beobachten.

Fest steht: Für den Aufbau zukunftsfähiger Verwertungsstrukturen muss sich Weißenfels Partner mit größeren Klärschlamm-Mengen suchen. Fällt doch im hiesigen Klärwerk mit rund 4.000 Tonnen pro Jahr eine vergleichsweise geringe Menge an.

Im mittelfristigen Wirtschaftsplan hat die Weißenfelser Abwasseranstalt jedenfalls schon mal vorsorglich eine zehnprozentige Steigerung der Gebühren eingeplant, wie Andreas Dittmann auf MZ-Anfrage bestätigte. Allerdings sei das eine Vorausschau, noch nicht unterlegt mit einer konkreten Kalkulation. Diese sei in der zweiten Hälfte dieses Jahres zu erwarten. (mz)