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Frauenhäuser im Burgenlandkreis Teuchern verweigert sich einer Kooperation für die Finanzierung

Der Burgenlandkreis und die Gemeinden haben eine Vereinbarung zur Finanzierung der Schutzeinrichtungen in Weißenfels und Zeitz geschlossen. Warum Teuchern nicht mitmacht.

Von Martin Walter 30.10.2024, 06:00
Die beiden Frauenhäuser im Burgenlandkreis – hier ein Symbolfoto aus einer anderen Einrichtung – nehmen auch Frauen aus anderen Teilen Deutschlands auf und fordern deshalb eine Finanzierung vom Bund.
Die beiden Frauenhäuser im Burgenlandkreis – hier ein Symbolfoto aus einer anderen Einrichtung – nehmen auch Frauen aus anderen Teilen Deutschlands auf und fordern deshalb eine Finanzierung vom Bund. Foto: dpa

Weissenfels/Zeitz/MZ. - Der Burgenlandkreis und seine Gemeinden mit Ausnahme Teucherns haben eine Kooperation mit den beiden hiesigen Frauenschutzhäusern in Weißenfels und Zeitz beziehungsweise deren Trägern, dem Weißenfelser Frauenhausverein und der Ambu Life gGmbH, geschlossen. Ab Beginn des kommenden Jahres bekommen die Einrichtungen dadurch vom Kreis pro Jahr und Platz, den sie für Frauen vorhalten, 5.000 Euro. „Voraussetzung dafür ist, dass auch das Land Sachsen-Anhalt die entsprechende Zahl an Frauenschutzplätzen in seiner Förderung berücksichtigt“, so die Kreisverwaltung. Sollten ungedeckte Kosten bleiben, so würden diese von den Gemeinden übernommen.

Im Frauenhaus Weißenfels gibt es sieben sogenannte Frauenschutzplätze, hinzu kommen zehn Kinderplätze. Das Zeitzer Frauenhaus hält vier Frauenschutzplätze sowie acht Kinderplätze bereit. Für dieses Jahr habe das Weißenfelser Frauenhaus laut Einrichtungsleiterin Birgit Peterz eine Förderung in Höhe von 166.000 Euro vom Land erhalten. Wie teuer ein einzelner Platz tatsächlich ist und wie viel die Gemeinden zuschießen müssen, sei schwierig zu beziffern, so Peterz. Die Kosten würden wegen der Energiepreise und weiterer Faktoren sehr schwanken.

Nicht mehr Geld, doch abgesichert

Dass die Frauenhäuser durch die Kooperation künftig mehr Geld zur Verfügung haben, bezweifeln sie und Ambu-Life-Geschäftsführer Gerhard Wilhelm, doch sorge der Vertrag für eine finanzielle Absicherung. Denn bisher stand die Finanzierung auf unsicheren Füßen. „Das Land beteiligt sich anteilig. Mal geben der Kreis, mal die Gemeinden was dazu. Den Rest müssen wir selbst aufbringen. In der Regel über Spenden, die zuletzt stark eingebrochen sind“, erklärt Gerhard Wilhelm.

Er sei dankbar, dass sich Landrat Götz Ulrich (CDU) dafür eingesetzt habe, dass die Hängepartie endet und sich die Gemeinden zusammengerauft haben. „Wir sind froh, dass nach 32 Jahren Weißenfelser Frauenhaus ein Bekenntnis zur langfristigen Finanzierung abgegeben wurde“, sagt auch Birgit Peterz. Sie sehen auch den Bund in der Pflicht, für eine auskömmliche Finanzierung zu sorgen, da sie gelegentlich auch Frauen aus anderen Bundesländern aufnehmen, „wenn sie vor Ort so bedroht werden, dass sie dort nicht bleiben können“, wie Gerhard Wilhelm sagt. Im Zeitzer Frauenhaus hatte man beispielsweise eine Frau aus Frankfurt (Main) aufgenommen.

Bisher nur eine Teuchernerin aufgenommen

Dass der Bund sich nicht an der Finanzierung beteiligt, führt Teucherns Bürgermeister auch als einen der Gründe an, warum seine Gemeinde der Kooperation nicht beigetreten ist. „Ich stelle nicht die Wichtigkeit der Frauenhäuser, aber deren Finanzierung in Frage“, sagt Marcel Schneider (parteilos). Bei einer Beratung im Landratsamt habe er die Frage gestellt, wie viele Frauen aus dem Teucherner Gemeindegebiet bislang in den Frauenhäusern im Burgenlandkreis aufgenommen wurden. „Die Antwort war: Es gab mal einen Fall“, sagt Marcel Schneider und sieht deshalb nur eine geringe Relevanz für seine Gemeinde.

Die Frage, „wie sich die Migrationskrise auf die Frauenhäuser auswirkt“, habe ihm zudem gar nicht beantwortet werden können. Marcel Schneider verweist weiterhin auf die klamme Gemeindekasse, aber auch darauf, dass Teuchern eigene Wohnungen vorhalte, die von Frauen, aber auch Männern bezogen werden können, die Schutz brauchen. Denn „es gibt ja auch den umgekehrten Fall, dass Männer bedroht werden“, was Schneider auch zu kurz komme.

Homosexueller musste weiterverwiesen werden

Ein solcher Fall wurde auch schon einmal ans Zeitzer Frauenhaus herangetragen. „Ein Homosexueller hatte bei uns angerufen, weil er von seinem Partner bedroht wurde. Doch wir können keine Männer aufnehmen und mussten ihn ans Magdeburger Schutzhaus verweisen“, wo laut Gerhard Wilhelm auch Männer aufgenommen werden.

In der jüngsten Kreistagssitzung erkundigte sich indes Detlef Hartung, Mitglied der Fraktion Freie Wähler/Bürger für Weißenfels/Landgemeinden/Vereinigte Bürgerliste, welche Folgen das neue Selbstbestimmungsgesetz für die Frauenhäuser hat. Infolge des Gesetzes der Ampel-Bundesregierung, welches am 1. November in Kraft treten soll, können Menschen einmal im Jahr ihr Geschlecht ändern, was Detlef Hartung „absurd“ findet.

Bisher keine Menschen mit Geschlechtsumwandlungen aufgenommen

In den beiden Frauenhäusern des Burgenlandkreises gab es laut Birgit Peterz und Gerhard Wilhelm bislang noch keine Fälle, bei denen Frauen aufgenommen wurden, die zuvor Männer waren. „Wir haben eine ganz klare Aufgabe: Uns um Frauen zu kümmern“, sagt Gerhard Wilhelm. „Es gibt nun einmal zwei Geschlechter und irgendwo müssen wir die Grenze ziehen“, ergänzt er, wolle sich darüber aber noch mit seinen Kollegen austauschen.

„Wir haben das noch nicht thematisiert, doch ich werde es mit den Frauen im Haus besprechen“, sagt auch Birgit Peterz. „Es hängt ja auch vieles davon ab, ob beispielsweise nur der Name geändert oder eine Geschlechtsumwandlung vollzogen wurde“, ergänzt sie.