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85 Stunden Handwerksarbeit Tempel für den Dorfteich: Was das neue Entenhaus in Meuchen besonders macht

Im Lützener Ortsteil Meuchen gibt es wieder ein Haus für die gefiederten Teich-Bewohner. Warum in dem besonders viel Handwerkskunst steckt.

Von Franz Ruch 27.09.2022, 17:24
Tischlermeister Erik Müller und Jürgen Wiesener, Vorsitzender Angelfreunde Lützen, stehen am Dorfteich in Meuchen. Hinter ihnen schwimmt das neue Entenhaus.
Tischlermeister Erik Müller und Jürgen Wiesener, Vorsitzender Angelfreunde Lützen, stehen am Dorfteich in Meuchen. Hinter ihnen schwimmt das neue Entenhaus. Foto: Franz Ruch

Meuchen/MZ - Wenn man es genau nimmt, gleicht die schwimmende hölzerne Behausung auf dem Dorfteich in Meuchen eher einem Tempel oder einer Pagode und weniger einem Haus, sagt Tischlermeister Erik Müller. Und schließlich könnten ja neben Enten auch andere gefiederte Wasservögel, wie beispielsweise Schwäne, hier Unterschlupf finden. Doch im Sprachgebrauch der Anwohner hat sich nun mal schnell verfestigt, was es dem Zweck nach ist: ein Entenhaus.

Alter Unterschlupf marode

Das steht seit kurzem wieder im Dorfteich im Lützener Nachbarort. Der hiesige Heimatverein „Meuchener Dorfeinander“ hatte die Initiative dazu gegeben und der Ortschaftsrat den Beschluss für eine Neuanschaffung gefällt. „Vorher gab es mal ein altes Entenhaus. Das war aber über die Jahre völlig vergammelt und die Seitenwand fehlte“, sagt Müller, der als Handwerker mit eigener Tischlerwerkstatt auch direkt mit der Aufgabe betraut wurde, ein würdiges Nachfolgemodell zu zimmern.

Und das tat er auch: Zusammen mit seinem Vater, dem ehemaligen Tischlereibetreiber Stefan Müller, steckten beide insgesamt 85 Stunden Arbeitszeit in das Projekt. Die reinen Materialkosten für das Holz von etwa 550 Euro seien im Vergleich dazu schon fast unerheblich. Grund für die lange Bauzeit ist der handwerkliche Anspruch, der in dem Entenhaus verwirklicht wurde. Denn weil dieses fortan den Dorfteich schmückt, sollte es auch möglichst makellos sein. „Es wurde kein fertiges Brett verbaut. Alles daran ist Hand- und Maßarbeit“, sagt Müller.

Dem Tischler wurde bei der Umsetzung freie Hand gelassen und so sei ihm der Ehrgeiz und die Idee gekommen, das Entenhaus achteckig zu gestalten. „Baulich war das eine Herausforderung, man muss schon den Kopf einschalten. Aber viereckig hätte ja jeder gekonnt“, sagt er. Die Maße der Grundfläche gab der Brunnenring vor, auf dem das Haus mit einer Stahlplatte fixiert ist.

Angler helfen beim Dach

Was nicht in Müllers Aufgabenbereich fiel, war das Dach. Hierfür kamen die „Angelfreunde Lützen“ ins Spiel. Die Pächter der Meuchener Gewässers veranstalten hier etwa zum Sportfest Kinderangeln und holen Karpfenfische wie etwa Karauschen oder Giebel ans Land. „Ein Angler aus dem Verein ist Dachdecker und hat die roten Dachschindeln aufgebracht“, sagt Vorsitzender Jürgen Wiesener. So bekam das Entenhaus dann auch endgültig sein Aussehen, das mit markantem Doppeldach an die aus Ostasien bekannten Pagoden erinnert.

Doch wie wird die Behausung von seinen künftigen Bewohnern angenommen? Aus Mangel an lebenden Tieren wurde das Entenhaus das erste Mal beim Tag des offenen Denkmals spaßeshalber symbolisch mit einer Gummiente eingeweiht. In der Vergangenheit seien aber immer mal Enten vom Lützener Schwanenteich die etwa zwei Kilometer weite Strecke nach Meuchen gekommen. „Vielleicht verirren sich wieder welche“, sagt Wiesener.

Das drängendere Problem ist der Wasserstand im Dorfteich: Wenn dieser gut gefüllt ist, misst die Wassertiefe etwa 1,50 Meter. Aktuell ist es aber kaum ein Meter. „Es fehlen etwa 50 bis 60 Zentimeter Wasser“, sagt Wiesener. Abgesehen von der allgemeinen Trockenheit komme bei dem Meuchener Dorfteich erschwerend hinzu, dass der aktuelle Brunnen nicht tief genug ist und nur oberflächlich Wasser einspeist. Im Ort wolle man sich nun Gedanken machen, wie man dem Problem beikommen kann.