Wenn die Brust schmerzt Symptome eines Herzinfarkts: In der Corona-Krise wächst die Scheu vor dem Weg ins Krankenhaus
Ein Weißenfelser Kardiologe warnt davor, Symptome eines Herzinfarkts zu ignorieren.

Weissenfels/MZ - Dr. Burcin Özüyaman ist sicher: Wenn die Männer mittleren Alters früher in die Klinik gekommen wären, hätten sie eine deutlich größere Überlebenschance gehabt. So jedoch haben sie einen Herzinfarkt nicht überlebt. Gleich mehrere Fälle dieser Art in jüngster Vergangenheit sind für den Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Weißenfelser Asklepios-Krankenhaus Anlass genug für einen eindringlichen Appell: Wer Symptome eines möglichen Herzinfarkts verspürt, sollte so schnell wie möglich die Klinik aufsuchen.
„Wir beobachten in der Corona-Krise seit längerem, dass Menschen aus Angst vor Ansteckung bei akuten gesundheitlichen Problemen nicht oder nicht rechtzeitig in die Klinik kommen“, sagt der Chef-Kardiologe. Bei den jüngsten Beispielen sei genau das der Fall gewesen. Eine ähnliche Entwicklung beobachten die Mediziner auch bei Schlaganfällen, also Durchblutungsstörungen des Gehirns.
Bei einem Herzinfarkt wird die Blutversorgung des Herzens durch Ablagerungen in den Blutgefäßen unterbrochen. Als typisches Symptom nennt Özüyaman starke Schmerzen im Brustbereich. Oftmals sei es ein Gefühl, als ob einem die Brust zugeschnürt wird, so der Kardiologe. In einer solchen Situation solle man sich auf gar keinen Fall davor scheuen, schnelle medizinische Hilfe zu suchen. „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig den Arzt rufen“, sagt Özüyaman. Trotz der angespannten Corona-Lage sei die Weißenfelser Klinik seit Ausbruch der Pandemie immer in der Lage gewesen, Patienten mit einem Herzinfarkt zu behandeln, versichert der Mediziner, seit 2016 Chefarzt in Weißenfels.
Einzige Klinik für Kardiologie im Burgenlandkreis
Im hiesigen Krankenhaus befindet sich die einzige Klinik für Kardiologie im Burgenlandkreis. Sie versorgt somit rund 180.000 Einwohner. 38 Betten stehen auf der Normalstation für milde und mittelschwere Fälle bereit. Die schweren Fälle werden auf der Intensivstation behandelt, deren internistischer Teil von Dr. Özüyaman geleitet wird. Sechs Intensivbetten und damit ein Drittel der Gesamtkapazität werden derzeit für Corona-Patienten genutzt, der große Rest für andere Notfälle, so auch Herzinfarkt-Patienten.
Als größte Risikofaktoren für einen Herzinfarkt nennt Özüyaman Bluthochdruck, Diabetes und das Rauchen. Der Anteil der Bevölkerung mit eben diesen Risikofaktoren sei in Sachsen-Anhalt bundesweit am höchsten, so der Mediziner.
An der Weißenfelser Klinik werden jährlich rund 500 unterschiedlich schwere Herzinfarktfälle behandelt. Eine Zahl, die in den letzten Jahren etwa gleich geblieben ist. Seit Anfang 2019 gibt es in der Klinik einen zweiten Linksherzkatheter-Messplatz.